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Psychologie: Warum Männer zu Attentätern werden

Was ist geschehen, bevor junge Männer sich der Gewalt verschreiben? Eine Studie des Bundeskriminalamtes hat Extremisten befragt.

Von Andreas Oswald

Was ist geschehen, bevor junge Männer sich der Gewalt verschreiben? In einer Studie des Bundeskriminalamts und der Universität Duisburg/Essen – „Die Sicht der Anderen“ – wurden 24 Rechtsextremisten, neun Linksextremisten und sechs Islamisten, alle mit Gewalterfahrungen, eingehend befragt. Ihnen allen war gemeinsam, dass die Wurzel ihres Hasses in der Kindheit und der gestörten Beziehung zu den Eltern liegt. Gewalt gehörte schon früh zum Alltag. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass es bei den meisten Befragten Zufall war, welcher Ideologie sie sich anschlossen. Es hing davon ab, welche extremistische Gruppe ein soziales Kontaktangebot schuf. So wurden Jugendliche in Hamburg Linksextremisten, Jugendliche in sächsischen Dörfern rechte Gewalttäter. Zuvor wenig religiöse Jugendliche berichten von zufälligen Begegnungen in Moscheen, die die weitere Ausrichtung bestimmten. Zahlreiche andere Studien heben darauf ab, dass Täter früher keine Anerkennung erhielten, obwohl sie alles taten, um Erwartungshaltungen zu erfüllen. Ein weiterer Ansatz ist die narzisstische Wut, eine extreme Reaktion auf eine Verletzung des Selbstwertgefühls. Professor Joachim Kersten verweist auf den Begriff der Scham. Die Gewalt sei Folge der Unfähigkeit, eine als unerträglich empfundene Beschämung emotional zu verarbeiten. Diese Männer könnten nicht über Schamgefühle reden und sich von dem „erdrückenden, erniedrigenden Sich-schämen-Müssen befreien“. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer („Psychologie des Terrors: Warum junge Männer zu Attentätern werden“) sieht eine tiefe Kränkung und Neid als Ursache. Diese Männer sagten sich: „Ich muss irgendetwas Großes machen.“ os

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