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Jörg-Uwe Hahn, Vorsitzender der FDP in Hessen

© dpa

Wegen asiatischen Aussehens: Hessens FDP-Chef stellt Röslers Akzeptanz als Vizekanzler in Frage

Der hessische FDP-Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn ist mit einer Äußerung über das Aussehen von FDP-Bundeschef Philipp Rösler auf scharfe Kritik gestoßen. SPD und Linkspartei sprachen von rassistisch motiviertem Angriff. Auch aus der eigenen Partei gibt es Kritik.

Von Matthias Meisner

Serkan Tören wünscht sich, dass Jörg-Uwe Hahn einen guten Diskussionsbeitrag gemacht hätte. Vielleicht so in der Art, dass es doch prima sei, dass Amerika den ersten schwarzen Präsidenten hat. Der FDP-Bundestagsabgeordnete aus Stade ist der Integrationsexperte seiner Fraktion. Tören kennt Hahn und natürlich kennt er auch den FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler, Vizekanzler in der schwarz-gelben Regierung und wie er selbst Niedersachse. Ist es also nicht gut, dass Deutschlands Wirtschaftsminister aus Vietnam stammt? So hat das Hahn aber eben genau nicht formuliert. Der Landeschef der Liberalen in Hessen, dort Minister für Justiz, Integration und Europa, führte mit der „Frankfurter Neuen Presse“ ein Interview, jeder Satz war autorisiert. In einem zweifelt er an Röslers Akzeptanz als Vizekanzler wegen dessen Herkunft: „Bei Philipp Rösler würde ich allerdings gerne wissen, ob unsere Gesellschaft schon so weit ist, einen asiatisch aussehenden Vizekanzler auch noch länger zu akzeptieren.“ Tören gibt zu, dass dieser Satz durchaus zu Missdeutungen führen könnte. „Für uns zählt, was jemand leistet, und nicht die Herkunft.“ Röslers „Background“, wie der Parteifreund es nennt, sei doch bei den Menschen im Lande „nie ein Thema“ gewesen.

Der Grünen-Politiker Omid Nouripour bezeichnet die Äußerungen Hahns als rassistisch. „Er gibt sich dem Rassismus hin, statt sich ihm entgegenzustellen“, sagte der Bundestagsabgeordnete und Verteidigungsexperte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa. „Damit versagt er als Integrationsminister auf der ganzen Linie.“

FDP-Mann Tören findet es unfair, Hahn in eine rassistische Ecke zu stellen. Schließlich habe der als Fachminister in Hessen viel geleistet.
Im Satz von Hahn steckt doppelte Sprengkraft. Es ist ja nicht nur die womöglich fremdenfeindliche Komponente. Zugleich befeuert der Hesse auch die Führungsdebatte in der FDP, kaum dass ein paar Tage lang nicht über Glücklosigkeit oder auch Glück des Vorsitzenden Rösler gesprochen wurde. Nun müssen die Freidemokraten hinnehmen, dass offenbar schon wieder einer zündelt – ausgerechnet einer übrigens, der sich beim Rösler-Mobbing bisher eher zurückgehalten hatte. Hahn greife „in die allerunterste Schublade des politischen Machtkampfs“, freut sich die hessische Linke Janine Wissler.

Rösler mag Hahns Satz nicht kommentieren. Gleiches gilt, so die Auskunft der FDP-Zentrale, für seinen Generalsekretär Patrick Döring. Soll doch der Hesse selbst erklären, was das soll. Via Twitter versichert Hahn, er habe eine gesellschaftliche Debatte anstoßen wollen. Sein Sprecher Daniel Rudolf indes weiß: Angekommen ist, dass sein Chef den Deutschen rassistische Tendenzen unterstellt und den Vizekanzler der Bundesrepublik anschießt. Beides stimme nicht. Der Pressesprecher nennt den Vorgang „ärgerlich“.

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