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Snowden gab dem Magazin "Wired" ein Interview.

© Reuters

"Wired"-Interview mit Edward Snowden: "Ich würde freiwillig ins Gefängnis gehen"

Edward Snowden spricht im Interview mit dem US-Magazin "Wired" über seine Beweggründe und seine Verbundenheit zu den USA. Gleichzeitig berichtet er von einem Cyberkriegs-Programm, an dem die NSA arbeitet.

Von Katrin Schulze

Die Symbolik ist durchaus bemerkenswert. Edward Snowden schmiegt sich auf dem Titelbild des US-Magazins "Wired" an eine amerikanische Flagge. Er schaut fast ein bisschen sehnsüchtig in die Kamera. Und dann sagt er in einem Interview mit dem Magazin, wie viel ihm die Vereinigten Staaten von Amerika bedeuten. Jenes Land, das ihn am liebsten wegen Geheimnisverrats drankriegen möchte, das er nach der Ansicht von nicht wenigen verraten hat, weil er enthüllte, wie umfangreich der US-Geheimdienst NSA weltweit spioniert.

Es ist das erste Interview seit längerem, das der Whistleblower gegeben hat. Drei Tage lang durfte ihn "Wired"-Autor James Bamford in Moskau begleiten, es entstand ein seitenlanger Text. Demnach verfügt Snowden eigenen Angaben zufolge über keine NSA-Dokumente mehr in seinem russischen Asyl, das Wissen über die Machenschaften des Dienstes aber habe er weiterhin im Kopf. Zum Beispiel, dass die NSA an einer Art Cyberkriegs-Programm namens "MonsterMind" arbeitet. Damit sollen irgendwann Angriffe ohne menschliches Zutun möglich sein. Das Programm ziele darauf ab, Cyberattacken zu erkennen und diese daran zu hindern, in den USA Schaden anzurichten.

Edward Snowden warnt vor Überwachung "bei jedem für immer"

In der Software sieht Snowden nicht weniger als eine massive Bedrohung für die Privatsphäre der Amerikaner, schließlich müsste sämtliche Kommunikation überwacht werden, und zwar „bei jedem, für immer“. Nicht zuletzt das Wissen um "MonsterMind" habe ihn dazu bewegt, an die Öffentlichkeit zu gehen, sagt Snowden. Ein weiterer Auslöser sei ein NSA-Programm gewesen, bei dem Informationen über den Porno-Konsum „politischer Radikaler“ gesammelt worden seien, um diese gegebenenfalls zu kompromittieren.

Snowden arbeitete damals für eine Beratungsfirma im Auftrag der NSA und fürchtete, so irgendwann Teil eines "bösen Systems" zu werden. Man gewöhne sich halt schleichend an Rechtsbrüche, Unehrlichkeit und Täuschung. "Wenn du das tust, wird es zu einer schiefen Bahn", sagt der 31 Jahre alte Enthüller. Nach 15 bis 25 Jahren schockiere einen alles nicht mehr "und du siehst es als normal an".

"Ich würde ins Gefängnis gehen"

Ähnliche Befürchtungen beschleichen Snowden bezüglich der öffentlichen Debatte rund um die NSA. Er sorgt sich, dass die massenhafte Abhörung nach gewisser Zeit keinen mehr interessiere, keinen mehr aufrege. Anders war es, als bekannt wurde, dass die NSA wohl auch das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört hat. Ob der vom "Spiegel" aufgedeckte Skandal tatsächlich aus den Dokumenten hervorging, die Snowden besaß, bleibt weiterhin unklar. Dazu wollte sich Snowden selbst nicht äußern, genauso wie zu der Frage, ob es womöglich einen zweiten Whistleblower gibt.

Zwar lebt Snowden seit seinen Enthüllung in Russland, wo sein Aufenthaltsgenehmigung erst Anfang August verlängert wurde, doch er legt Wert darauf, seine Bindung zu den USA herauszustellen - auch wenn ihm dort harte Strafen drohen. "Ich würde freiwillig ins Gefängnis gehen, solange es dem richtigen Zweck dient", sagt Edward Snowden. "Mir liegt mein Land mehr am Herzen als mein eigenes Schicksal." Aber man müsse auch schauen, dass das Gesetz nicht zur politische Waffe werde und Menschen davon abhält, sich für ihre Rechte einzusetzen.

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