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Pierre-Emerick Aubameyang (l.) im Zweikampf mit Valon Behrami

© rtr

0:1 gegen den Hamburger SV: Borussia Dortmund: Wieder kein Sieg in der Bundesliga

Borussia Dortmund verpasst zum vierten Mal in Folge einen Sieg in der Bundesliga. Der Hamburger SV verlässt nach dem Überraschungserfolg den letzten Tabellenplatz.

Jürgen Klopp schoss vor dem Bundesligaspiel gegen den Hamburger SV das Blut in den Kopf, als darauf angesprochen wurde, woher die signifikante Diskrepanz zwischen den Auftritten seiner Mannschaft in der Champions League und der Bundesliga zu erklären sei. Wer dieser Mannschaft ein Motivationsproblem unterstelle, wetterte der Trainer von Borussia Dortmund, „der leidet an Alzheimer“. Wie eine Glucke seine Küken verteidigte Klopp seine Spieler, die nun allerdings nach drei sieglosen Ligaspielen in Folge mit nur einem Punkt in der Bringschuld waren.

Da kam der Tabellenletzte aus der Hansestadt doch gerade recht. So weit die Theorie, die in 90 Minuten der Überprüfung nicht standhielt. Der BVB spielte vor 80.667 Zuschauern im ausverkauften Stadion erschreckend schwach und unterlag dem HSV völlig verdient mit 0:1 (0:1). Klopp und alle anderen Dortmunder dürfen also weiterhin rätseln, warum die Mannschaft zwei solch unterschiedliche Gesichter zeigt.

„Da treffen zwei Teams aufeinander, die mächtig hinterherlaufen“, sagte Routinier Sebastian Kehl unmittelbar nach dem souveränen 3:0-Sieg in der Champions League beim belgischen Meister RSC Anderlecht: „Das gegen Hamburg wird eine heiße Kiste, wir haben uns schon in der Kabine einen Kopf über die Bundesliga gemacht.“

Borussia Dortmund begann verhalten gegen den Hamburger SV

Doch davon kam bei den Profis ganz offenbar nichts an. Vor Spielbeginn bauten sich die Dortmunder geschlossen vor der Gelben Wand der Südtribüne auf, um die Reihen zu schließen. Wer gedacht hatte, dass die Männer in schwarz-gelb nun auch auf dem Spielfeld mit Leidenschaft zur Sache gehen würden, sah sich getäuscht. Die Gastgeber begannen verhalten, in der vierten Minute wurde Schmelzer in aussichtsreicher Position von Nicolai Müller geblockt. Es sollte die beste Offensivszene der Dortmunder in einer ersten Halbzeit sein, die zum Schlechtesten gehörte, was der BVB in den letzten Jahren abgelieferte. Die Gastgeber bekamen kaum Zugriff auf das Spiel, weil ihr Pressing halbherzig war und das läuferische Engagement generell zu wünschen übrig ließ. Das Spiel plätscherte träge vor sich hin – Sommerfußball an einem herrlichen Herbstnachmittag.

Den Hamburgern konnte das nur recht sein, sie taten sich unerwartet leicht, das Spiel von ihrem Strafraum fernzuhalten und schafften es sogar, einige Gegenangriffe einzuleiten. Müller scheiterte aus spitzem Winkel an Weidenfeller, auf der Gegenseite rauschte der Weitschuss von Großkreutz weit am Tor vorbei. Hier geht was, müssen sich die Profis des HSV gedacht haben, zumal ihnen der Gegner auch noch entscheidend half: In der 35. Minute leistete sich Ramos einen kapitalen Fehlpass, Müller bediente in der Mitte Pierre-Michel Lasogga, der völlig unbedrängt einschieben konnte. Hamburg führte, und das war alles andere als unverdient. Die Dortmunder Reaktion bleib aus, die Verunsicherung war bis auf den letzten Tribünenplatz zu spüren. Kurz vor dem Halbzeitpfiff hatte Müller das 2:0 auf dem Fuß, scheiterte jedoch erneut an Weidenfeller. Als Schiedsrichter Felix Zwyer zur Pause bat, waren die Pfiffe unüberhörbar.

Borussia Dortmund bemühte sich vergeblich, Struktur in die Angriffsbemühungen zu bekommen

Da musste wesentlich mehr kommen, und dabei sollte Milos Jojic kommen, der für Sven Bender ins Spiel gebracht wurde. Jojic kam gleich nach seiner Einwechselung nach einer Ecke in aussichtsreiche Schussposition, doch sein Versuch von der Strafraumgrenze wurde geblockt. Die Dortmunder bemühten sich weiter vergeblich, Struktur in ihre Angriffsbemühungen zu bringen, aber zumindest der Druck wurde nun größer. Der HSV tat alles, den ebenso knappen wie wertvollen Vorsprung zu verteidigen, nach einer Stunde sah Torhüter Jaroslav Drobny gelb wegen Spielverzögerung, immer wieder ließ sich ein Spieler in rot auf dem Rasen behandeln. Das sind die legitimen Mittel eines Außenseiters, der die große Überraschung wittert. Westermann hätte sogar auf 2:0 erhöhen können, doch seinen Kopfball parierte Weidenfeller prächtig. Kurz darauf ließ sich Lasogga bei einem Konter zu weit nach außen abdrängen, um eine aussichtsreiche Schussposition zu behalten.

Klopp versuchte, weitere Akzente zu setzen und brachte Piszczek für den völlig überforderten Durm, doch viel brachte auch das nicht. Nach 70 Minuten hatte BVB gegen den Tabellenletzten noch keine Torchance gehabt. Jojic versuchte es erneut, zog den Ball aber knapp am linken Pfosten vorbei. Da war Jansens Versuch aus der Drehung gefährlicher. Klopp zog seinen letzten Joker und brachte Immobile, doch der scheiterte Sekunden nach seiner Einwechselung knapp. Dortmund packte die Brechstange aus, Hamburg hielt leidenschaftlich dagegen und wurde belohnt. Holtby vergab die riesige Chance zum 2:0, doch es reichte auch so. Während der HSV seinen ersten Saisonsieg bejubelte, rutscht der BVB immer tiefer in die Krise. 

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