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Perfekter Einstand. Sebastian Polter kam, sah und traf bei seinem ersten Spiel für seinen alten und neuen Verein.

© dpa

1. FC Union feiert Rückkehrer: Polter hier, Polter da, Polter überall

Nach dem 2:1-Sieg gegen den VfL Bochum ist Unions Neuzugang Sebastian Polter Gesprächsthema Nummer eins. Trainer Jens Keller gefällt das gar nicht.

Spätestens als ihn jemand versehentlich mit „Herr Polter“ ansprach, wurde es Jens Keller zu viel. „Wir müssen aufhören, immer nur von ihm zu reden. Da standen noch zehn andere Spieler auf dem Platz, die genauso zum Sieg beigetragen haben“, sagte der Trainer des 1. FC Union Berlin nach dem 2:1 gegen den VfL Bochum. Keller versuchte zu dämmen, was nicht zu dämmen war. Wie ein engagierter Helfer an einem Staudamm mühte er sich gegen das drohende Hochwasser, das da in Form einer polterschen Hysterie über ihn und den Klub hereinzubrechen drohte. Doch es nutzte nichts. Am Tag nach dem Rückrundenauftakt wurde hauptsächlich über den Angreifer berichtet, der nach seiner Rückkehr von den Queens Park Rangers den Ausgleich zum 1:1 erzielt hatte. Polter hier, Polter da, überall Polter. Wer weiß, wie sehr Keller gerade in der Außendarstellung darauf achtet, keinen Spieler hervorzuheben, der wird sich in etwa vorstellen können, wie sehr in das ärgerte.  

In den 90 vorangegangenen Minuten war deutlich geworden, wie sehr das Spiel des Berliner Zweitligisten in Zukunft auf seinen Mittelstürmer zugeschnitten sein wird. Bochum war darauf bestens vorbereitet und zeigte, welche Probleme für Union daraus entstehen könnten.  Mit Polter, diesem 1, 90 Meter großen und 90 Kilo schweren Modellathleten sind die Berliner leichter ausrechenbar. Vor allem in der ersten Halbzeit suchten ihn seine Mitspieler bei fast jedem Angriff, aber wenn der Ball tatsächlich bei ihm ankam, waren mindestens schon zwei Bochumer da und störten wirkungsvoll.

Unions Sieg war insgesamt glücklich

Aus dem Spiel heraus kombinierte sich Union zu keiner einzigen wirklich guten Tormöglichkeit, die Treffer fielen nach einem langen Befreiungsschlag, bei dem der Bochumer und ehemalige Herthaner Felix Bastians unglücklich ausrutschte sowie infolge eines Eckballs. Steven Skrzybski wollte das nicht an der Eindimensionalität des Berliner Spiels festmachen, sondern forderte mehr Genauigkeit bei den Zuspielen. „Was den letzten Pass angeht, müssen wir noch an uns arbeiten, dann kommen wir auch wieder zu guten Chancen“, sagte der 24-Jährige, der mit seinem Tor zum 2:1 das Spiel entschied.

Skrzybski zeigte auf dem rechten Flügel eine starke Leistung, er und der extrem schnelle Simon Hedlund auf der anderen Seite sollen von Polters Präsenz im Zentrum profitieren. Von der Anlage her sind die drei Angreifer die ideale Besetzung für das von Trainer Jens Keller bevorzugte 4-3-3-System. Ihr Mix aus Robustheit und Tempo soll in der Rückrunde für Berliner Tore sorgen und gegnerische Verteidigungen auseinander reißen. Wie das gehen könnte, zeigte sich phasenweise in der zweiten Halbzeit. Polter bekam in der Mitte den Ball, ließ ihn sofort wieder zu einem der nachrückenden Mittelfeldspieler zurück prallen und die spielten dann direkt in die Tiefe auf Skrzybski, Hedlund oder den eingewechselten und ebenfalls sehr schnellen Kenny Prince Redondo.

„Man sieht ja, wie er seinen Körper einsetzt und was für Räume entstehen, wenn er den Ball festmacht“, sagte Skrzybski über Polters Spielweise. Der scheint in England körperlich noch robuster geworden zu sein, auch wenn er zugab, am Ende des Spiels kaum noch Kraft gehabt zu haben. „Da kamen mir fast schon Krämpfe“, sagt er. Klar ist auch: Trotz aller Berechenbarkeit ist Polters Spiel in der Zweien Liga nicht dauerhaft zu verteidigen. Dafür ist er einfach zu gut.  

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