zum Hauptinhalt
Schräge Bilanz. Norbert Düwel hat Union auf den letzten Tabellenplatz geführt.

© dpa

1.FC Union in der Krise: Bleibt Trainer Norbert Düwel oder muss er gehen?

Der neue Mann hat vieles umgekrempelt - ohne Erfolg. Nun ringt der 1. FC Union mit sich, ob Trainer Norbert Düwel gehen muss.

Berlin – Dirk Zingler senkt und hebt in letzter Instanz den Daumen beim 1. FC Union. Der mächtige Präsident hat aktuell allerdings einen schweren Job. Angesichts der sportlichen Schieflage, die die Köpenicker auf den letzten Tabellenplatz der Zweiten Liga abrutschen ließ, steht Trainer Norbert Düwel zur Disposition. Einiges spricht für die Ablösung des erfolglosen Cheftrainer-Debütanten, manches für seine Weiterbeschäftigung. Sonst wäre Düwel nach nur einem Sieg in neun Meisterschaftsbegegnungen und den in der Mehrzahl schwachen Auftritten längst weg. Das kommende punktspielfreie Wochenende böte sich für einen Trainerwechsel an. Im Falle einer Ablösung Düwels hätte ein potenzieller Nachfolger mehr Zeit, die Spieler kennenzulernen.

Am trainingsfreien Montag äußerte sich Zingler nicht. Ein Klubsprecher wollte auch nicht verraten, ob sich die Führungsgremien in diesen Tagen turnusmäßig oder außerordentlich versammeln.

Was die Medien über die Situation bei Union befinden, perlt an Zingler eher ab. Mehr in Unruhe dürften ihn allerdings die Reaktionen der Union-Anhänger versetzen. Die Unzufriedenheit der Fans gipfelte in „Düwel raus!“-Sprechchören am Sonnabend nach dem 0:3 beim FC St. Pauli. Nach dem 1:1 gegen Darmstadt eine Woche zuvor blieb es im Stadion An der Alten Försterei nach Abpfiff nahezu still. Bisher war Union selbst nach dem 0:4 gegen Nürnberg Ende August noch enthusiastisch gefeiert worden. Beides ist für Union-Verhältnisse ein Aufschrei. Zingler wird auch die zunehmende Kritik der Anhängerschaft an Düwel in den sozialen Netzwerken bemerkt haben.

Was klar gegen Düwel spricht, ist die fehlende Linie und Punktausbeute. 24 eingesetzte Akteure, wechselnde Taktiken und Aufstellungen brachten wenig ein. Sechs erzielte Tore bedeuten Liga-Tiefstwert und belegen die Harmlosigkeit in der Offensive. Düwel trainiert abwechslungsreicher als Vorgänger Uwe Neuhaus, aber die von ihm eingeforderte taktische Variabilität scheint den Großteil der Mannschaft zu überfordern.

Für die Zusammenstellung des Kaders ist Düwel nur bedingt verantwortlich. Zumindest konnte er sechs der sieben Neuzugänge aussuchen, wobei bislang nur Verteidiger Toni Leistner und Angreifer Sebastian Polter halbwegs überzeugten. Bei Stürmer Martin Kobylanski wird sich das nach dem Auskurieren seiner Knieverletzung zeigen. Düwels Dilemma ist, dass es in der Krise an Führungsspielern mangelt. Es reichte nicht aus, Akteure wie Damir Kreilach und Neuzugang Christopher Trimmel zum Kapitän und Stellvertreter zu machen. Vielleicht fehlt es Düwel auch an Erfahrung, potenzielle Leitwölfe für ein schwieriges Projekt zu begeistern. Beim nach Cottbus abgewanderten Publikumsliebling Torsten Mattuschka klappte dies zumindest nicht.

Düwel sollte nach der siebenjährigen Neuhaus-Ära durchaus Veränderungen herbeiführen. Aber aus dem Umbruchsjahr sollte sicherlich keine Abstiegssaison werden. Zingler würde sich dennoch schwer tun mit der Entlassung Düwels. Es wäre ein Eingeständnis dafür, dass der 1. FC Union, der gern eigene Weg bestreitet, in diesem Fall falsch lag. Zingler ist aber auch einer, der im Notfall vor Korrekturen nicht zurückschreckt. Düwel bekommt wohl noch die Chance, die Wende zu schaffen. Vier bis sechs Punkte aus den nächsten beiden Partien am 18. Oktober daheim gegen Sandhausen und am 24. Oktober in Aalen würden die Kritiker vorerst verstummen lassen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false