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11Freundinnen

© Thilo Rückeis

11 Freundinnen: „Ich würde auch gern shoppen gehen“

Spielerinnenmänner bekommen von ihren Frauen nicht so viel Geld wie Victoria Beckham von David. Florian Keller, Freund von Navina Omilade, über sein Leben an der Seite einer Profi-Fußballerin.

Der Ball ist rund, das Spiel dauert 90 Minuten und die Spielerfrauen bestimmen, wo es langgeht. Seit Martina Effenberg und Gaby Schuster weiß jeder, wie viel Einfluss hochtoupierte Damen auf ihre kickenden Partner haben können. Aber was macht eigentlich einen „Spielerinnenmann“ aus? Wir befragen den Hockeyspieler Florian Keller, Freund der Nationalspielerin Navina Omilade, über sein Dasein an der Seite einer Spitzenfußballerin.

Herr Keller, wir kennen das ja von Victoria Beckham und ihren Kolleginnen: Während ihre Männer trainieren oder spielen, gehen die Partner gern mal auf Shopping-Tour. Machen Sie das auch?

Wenn meine Freundin so viel Geld verdienen würde wie Beckham, dann würde ich auch auf Shopping-Tour gehen. Aber ich komme sowieso nicht dazu. Ich treibe ja selber Sport.

Aber sie ist die Bekanntere...

Das Leben als Spielerinnenfreund ist nicht leicht. Es gibt gar keine bekannten Beispiele, an denen ich mich orientiere könnte. Aber ich stehe nicht wirklich im Schatten von ihr – auch wenn Navina wesentlich mehr Geld als ich verdient.

Wie kommen Sie damit klar?

Ach, das ist für einen Hockeyspieler nicht neu. Mit meinem Sport verdienst du eigentlich gar kein Geld – nur eine Aufwandsentschädigung. Frauenfußball ist seit der letzten WM immer populärer geworden. Da habe ich mich daran gewöhnt, dass meine Freundin mehr verdient als ich. Ist ja auch schön!

Treffen Sie sich mit anderen Spielerinnenmännern zum Kaffeekränzchen?

Naja, so direkt nicht. Es gibt gerade nicht so viele andere Freunde, aber ein paar schon – und es werden immer mehr. Als meine Freundin Navina noch in Potsdam gespielt hat, hatten wir ganz guten Kontakt unter den Männern. Jetzt ist sie nach Wolfsburg gewechselt, da wird das natürlich schwieriger, weil wir weiterhin in Potsdam wohnen. Für Kaffeekränzchen fehlt mir auch die Zeit.

Treffen Sie sportliche Entscheidungen wie den Wechsel Ihrer Freundin nach Wolfsburg denn auch mit?

Sie hat mich natürlich gefragt. Aber was soll ich ihr da auch raten? Nee, im Endeffekt entscheidet sie alles selber.

Gaby Schuster hat die Vertragsverhandlungen ihres Mannes geführt...

Um Gottes Willen, das ist nicht meine Sache. Da nimmt mich ja auch keiner ernst. Anfangs wurde ich eher belächelt, als ich mal was zum Fußball gesagt habe. Inzwischen wissen die auch, dass ich was davon verstehe.

Gibt es beim DFB ein „Männerbegleitprogramm“ wie etwa für Joachim Sauer, dem Mann von Bundeskanzlerin Angela Merkel beim G8-Gipfel?

(lacht) Nein, nicht dass ich wüsste. WM-Karten haben wir allerdings bekommen, das war ganz cool.

Sind Sie in China bei der WM dabei?

Nein, ich nicht. Bei meiner Freundin muss man mal sehen. Sie steht als erste Nachrückerin im Kader. Bis zum ersten Spiel am Montag wird sich das entscheiden.

Aber bei anderen Länderspielen schauen Sie schon zu, wenn Ihre Freundin spielt, das gehört sich doch so für einen Spielerinnenmann!

Ja klar, inzwischen tue ich das auch gern. Früher, bevor ich Navina kennen gelernt habe, hätte ich es mir nicht vorstellen können, zu einem Frauenfußballspiel ins Stadion zu gehen. Ich weiß noch, wie ich mich bei der WM 2003 abends geärgert habe, weil der Tatort ausfiel für Frauenfußball! Ich dachte: Wie kann die ARD das machen? Da wird doch die Einschaltquote sicher viel geringer sein! Aber das stimmte dann gar nicht.

Und inzwischen gucken Sie lieber Frauen- als Männerfußball?

Wenn meine Freundin mitspielt, gucke ich lieber Frauenfußball, klar. Aber sonst schaue ich schon noch lieber den Männern zu. Da ist das Spiel so schnell geworden. Früher standen die ja nur herum.

Mal was anderes: Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?

Meine Schwester war in der Hockeymannschaft bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Sie haben Gold gewonnen und mit den Fußballerinnen gefeiert. Die hatten Bronze. Ich hatte die Goldmedaille meiner Schwester um den Hals – für ein Foto. Ich wollte noch eine bronzene dazu. Da stand Navina neben mir. Ich hab sie gefragt: Kann ich mal Deine Medaille haben?

Was haben Sie denn damals vom Frauenfußball gewusst?

Naja, ich hatte Vorurteile – die normalen eben. Fußball war für mich klar ein Männersport. Jetzt nicht mehr. Es ist sehr interessant, Frauen spielen zu sehen. Die machen das fast professioneller als Männer.

Wie bitte?

Ehrlich. Alles ist intensiver: das Spiel, die Vorbereitung. Die Männer trainieren recht wenig, außer vielleicht damals unter Klinsmann. Aber in den Vereinen passiert doch nicht viel. Die Frauen hatten schon die Viererkette, als die Männer noch mit Libero gespielt haben.

Das Gespräch führten Anke Myrrhe und Claus Vetter.

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