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1899 Hoffenheim - Hamburger SV

© dpa

3:0 gegen den HSV: Hoffenheim: Ein Aufsteiger demonstriert seine Macht

Im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga überrollt die TSG 1899 Hoffenheim den Hamburger SV und gewinnt 3:0.

Man kennt diese Szenen aus dem Zirkus. Die Zuschauer stehen auf, wenn sie nicht staunend in ihren Sitzen verharren, weil ihnen Atemberaubendes vorgeführt wurde. Die wagemutigen Trapezkünstler oder die furchtlosen Löwenbändiger verneigen sich mit einem Lächeln vor dem Publikum und verlassen mit einem Tusch die Arena. Weil das so ist, darf man die Fußballer aus Hoffenheim durchaus mit einem Zirkus vergleichen. Als die Herren Demba Ba und Chinedu Obasi einige Minuten vor dem Schlusspfiff vom Rasen durften, weil es 3:0 stand und die Arbeit praktisch verrichtet war, erhoben sich die meisten der 26 300 Zuschauer und im Mannheimer Carl-Benz-Stadion prasselte Applaus auf die wagemutigen und furchtlosen Fußballer herab.

Wenn es noch eines Beweises bedurfte, dass man 1899 Hoffenheim zu den besonderen Teams der Bundesliga zählen muss, dann lieferte ihn der Aufsteiger im Spitzenspiel gegen den Hamburger SV am Sonntagabend. Es war nicht irgendein knappes, mühevolles Spiel mit viel Kampf und Krampf, es war eine Demonstration der spielerischen Macht und Überlegenheit, die das Team von Trainer Ralf Rangnick beim 3:0 (3:0) gegen den überforderten HSV zum Besten gab. Die Hanseaten wurden vor allem in der ersten Hälfte regelrecht überrollt. Diese Vorstellung wird auch Joachim Löw gefallen haben, der Bundestrainer fand nach dem Streit mit Kapitän Michael Ballack Zerstreuung in der Kurpfalz.

Der Liga-Neuling erklomm mit inzwischen 24 erzielten Toren, den meisten aller Klubs, die Tabellenspitze und wird nach diesem Spiel für die etablierten Vereine zur dauerhaften Gefahr. Allein die drei Stürmer des Aufsteigers, Ba, Obasi und Ibisevic sind bislang schon für 18 Tore verantwortlich. „Der Trainer hat uns gesagt, wir sollen Gas geben“, sagte Verteidiger Andreas Beck. „Wir haben Spaß, sind hungrig und jagen gerne den Gegner“, sagte Beck und blockte die x-te Frage nach der Meisterschaft ab. So weit in die Zukunft denke man nicht.

Rangnick, der mit drei Stürmern ein klares Zeichen gesetzt hatte, mühte sich, die Euphorie einzudämmen und fand den Auftritt „heute gut“. Damit hatte er untertrieben, aber er ist immerhin die Botschaft losgeworden, seine Spieler sollten nicht alles glauben, was über sie geschrieben wird. Das fällt den neuen Helden nun von Spieltag zu Spieltag schwerer. Klar sei, sagte Rangnick, Hoffenheim steige mit dieser Mannschaft nicht ab, außer, „es brechen ein paar Naturkatastrophen über uns herein“.

Das Gefühl, von einer solchen heimgesucht zu werden, hatten eher die Hamburger. „Wir wollen das Spiel schnell vergessen“, sagte Trainer Martin Jol. Viel mehr sagte er nicht mehr. Nur noch: „Wir sind nicht als Mannschaft aufgetreten“.

In der sieben Minute traf Obasi, in der 13. Ibisevic und in der 36. wieder Obasi. Eine knappe halbe Stunde, und Hamburg war erledigt. Einem Debakel entging man nur, weil es Hoffenheim nach der Pause ruhiger angehen ließ. Der HSV hatte seine erste Chance in der 57. Minute. „Das war unglaublich“, sagte Joris Mathijsen. „3:0 so schnell, das darf es nicht geben.“ Wenigstens sah es später nicht mehr so aus, als spielte ein Profiteam irgendeinen tapferen Amateurklub in der ersten Runde des DFB-Pokals aus. Physisch und spielerisch konnte der HSV nie mithalten.

„Wir müssen das auch verarbeiten“, sagte Andreas Beck, als wolle er darauf hinweisen, auch ein Team wie Hoffenheim habe seine Probleme. „Aber es ist einfach so, jede Woche ist aufs Neue spannend für uns.“

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