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Basketball-Bundesliga: Alba Berlin und jede Menge Buruburu

Alba Berlin beendet die Hauptrunde der Basketball-Bundesliga als Zweiter – und gibt den Schiedsrichtern die Schuld dafür

Luka Pavicevic ist für emotionale Auftritte an der Seitenlinie und intensive Diskussionen mit Schiedsrichtern bekannt. Doch nach Spielen analysiert der Trainer von Alba Berlin diese gewöhnlich in ruhigem Tonfall. Nicht so am Sonnabend: Nach dem 74:67-Sieg gegen Ludwigsburg im letzten Hauptrundenspiel brach plötzlich ein lautes „Buruburu“ aus Pavicevic heraus, ein Wort, das er in Griechenland gelernt habe und das er bereitwillig mit „Blablabla“ übersetzte. Pavicevics Unmut hing mit einer Szene aus dem dritten Viertel zusammen, in der Steffen Hamann mit einem technischen Foul für unsportliches Verhalten belegt wurde. Die Schiedsrichter bestraften ihn für ein sogenanntes Flopping, eine Art Schwalbe im Basketball: Der verteidigende Spieler täuscht vor, dass er sehr hart angegangen wurde, damit der Gegner mit einem Foul belastet wird. Geschäftsführer Marco Baldi meinte, „das kann man geben, dann muss man es auf der Gegenseite aber auch tun“. Pavicevic dagegen war außer sich: „So ein Foul gibt man, wenn jemand sehr respektlos ist, wie ein ungezogener 15-Jähriger etwa. Aber ich hätte das nie bei einem deutschen Nationalspieler erwartet.“

Eigentlich ging es ja gar nicht um diese eine Szene, sondern darum, dass Pavicevic seinen Frust loswerden wollte über den knapp verpassten ersten Tabellenplatz, der bis zu einem möglichen Finale in den entscheidenden Spielen das Heimrecht garantiert hätte. Als Zweiter wird Alba Berlin am kommenden Sonntag in das erste Play-off-Viertelfinale gegen den Siebten Skyliners Frankfurt gehen. Tabellenführer Oldenburg unterlag am Samstag nach Verlängerung in Bonn, weshalb Alba punktgleich mit Oldenburg ist. Den direkten Vergleich aber hat Alba nach dem 69:67 im Heimspiel und dem 59:68 in Oldenburg verloren. „Wenn wir dort gewonnen hätten, wären wir Erster“, sagte Pavicevic, „die Schiedsrichter haben dort entsetzliche Entscheidungen getroffen, es gab technische Fouls gegen uns.“ Gegen ihn selbst nämlich: Weil er zu viel meckerte, musste Albas Trainer die Halle damals verlassen, was er am Samstag allerdings unerwähnt ließ.

Ludwigsburgs Trainer Tolga Öngören saß schmunzelnd daneben, als Pavicevic all das Böse aufzählte, was Alba in der Vergangenheit angeblich widerfahren ist. Schon in seinem ersten Heimspiel für Alba vor eineinhalb Jahren sei Hamann ungerecht behandelt worden, ebenso sei es anderen Profis nach ihrem Wechsel zu Alba ergangen. Wenn Alba das Gespräch mit der Basketball-Bundesliga (BBL) suche, „ist die einzige Antwort, dass Alba ein schlechter Verlierer ist“, moserte Pavicevic. „Das ist Buruburu.“

Am vergangenen Donnerstag hat Marco Baldi den Klub vorübergehend aus allen BBL-Gremien zurückgezogen. Alba fordert neue Qualitätsstandards bei den Schiedsrichtern und ist verstimmt über die unbefriedigende Kommunikation mit der BBL. Baldi brachte dies am Sonnabend in der strittigen Szene mit Hamann Sprechchöre der Fans ein, viele Pfiffe und Buhrufe gegen die Schiedsrichter waren zu hören, die Atmosphäre war aufgeheizter als gewöhnlich. Vor den Play-offs möchte Baldi das Thema nun eigentlich ad acta legen. „Wir müssen uns auf den Sport konzentrieren“, sagte er. „wir sind nicht da, wo wir in dieser Saison schon waren.“ Die Mannschaft ist eine Woche nach dem verlorenen Eurocup-Finale in Vitoria physisch und psychisch ausgelaugt, mehrere Profis kämpfen mit kleineren Blessuren. Julius Jenkins begeisterte nach wochenlanger Trainingspause zwar in Vitoria, nach dem Saisonhöhepunkt aber merkt man ihm an, dass ihm der Rhythmus noch fehlt.

Während Baldi mahnt, dass „wir uns nicht mit Randfragen beschäftigen dürfen“, musste Pavicevic am Sonnabend einiges loswerden, was nicht mit Fitness und Zweikampfstärke zu tun hat. Es war ein wütender Aufruf zum angemessenen Umgang mit Albas Kapital und Personal. Millionen würden jährlich investiert, und wenn Alba im Titelkampf verliere, „wird bei uns jeder Stein umgedreht. Es werden Menschen gefeuert, Ärzte, Kotrainer und andere.“ Dafür, so war herauszuhören, seien auch die BBL und unfähige Schiedsrichter mitverantwortlich. „Wir verlangen Respekt für die Trainer, die Familie Schweitzer und Marco Baldi, die hier alles aufgebaut haben“, sagte Pavicevic. Drohend kündigte er an: „Wir werden Respekt bekommen. Diese Menschen werden ihre Entscheidungen noch bereuen.“

Helen Ruwald

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