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Umstrittene Bodenlage. Der Bamberger John Goldsberry knickte in den Schlusssekunden unglücklich um, anschließend gerieten die Spieler beider Teams aneinander.

© dpa

Basketball: Bamberg - Alba: Die Hitze nach der Schlacht

Rund um das erste Finalspiel zwischen Alba Berlin und den Baskets Bamberg kochen die Emotionen hoch. Die Schlacht wurde auch nach Spielschluss mit verbalen Mitteln weitergeführt.

Mit einem seiner größten Erfolge im Gepäck marschierte Casey Jacobsen aus der Bamberger Basketballhalle. Doch plötzlich kam aus der Sporttasche, die der Amerikaner schulterte, eine Stimme: „Daddy, können wir jetzt gehen?“ Seine zweijährige Tochter saß in der offenen Tasche und wollte sich nach Hause tragen lassen.

Aber der Baskets-Kapitän musste zunächst den 90:76-Sieg im ersten Finalspiel gegen Alba Berlin erklären. Jacobsen philosophierte vom Momentum, das seine Mannschaft im dritten Viertel gedreht habe und lobte Mitspieler und Publikum. Nur über ein Thema wollte die Reizfigur des Spiels nicht reden. „Kein Kommentar“, sagte Jacobsen zu seinen Wortgefechten mit den Berliner Spielern.

Dafür sprach Sven Schultze umso bereitwilliger: „Ich habe Jacobsen ein paar deutliche Worte gesagt“, sagte der gebürtige Bamberger in Berliner Diensten. „Ich finde es nicht gut, wenn man austeilt, aber nicht einstecken kann.“ Über Schultze wiederum ereiferte sich Bambergs Geschäftsführer Wolfgang Heyder: „Der Schultze mit seinem Trash Talk, wie der unsere Spieler vollgequatscht hat!“ Und sein Berliner Pendant Marco Baldi mahnte: „Wir dürfen uns nicht aus der Ruhe bringen lassen von diesem Gepolter und Fallenlassen, wenn der Jacobsen in jeder Situation alles kommentiert.“

Die Schlacht wurde auch nach Spielschluss mit verbalen Mitteln weitergeführt. Passend zur hitzigen Atmosphäre in der Halle hatten sich die Berliner und Bamberger 40 Minuten lang mit allen Mitteln bekämpft. „Es war sehr gereizt, Temperamente gingen durch, mit vielen harten Fouls, da kochte auch die Rivalität zwischen beiden Teams hoch“, sagte Bambergs Brian Roberts. Sinnbildlich dafür das Rudel, das sich bei Spielschluss um den am Boden liegenden John Goldsberry bildete. Der Spielmacher zog sich beim Reboundduell mit Bryce Taylor eine Bänderdehnung im Fuß zu, sein Einsatz am Mittwoch entscheidet sich kurzfristig. „Wir wollten ihn nur schützen und der Berliner Spieler wollte seine Mitspieler zurückhalten“, entschärfte Roberts nachträglich.

Auch die Berliner trugen ihre Wunden davon. Lucca Staiger hatte Taschentuchfetzen in ein Nasenloch gestopft, auf die Nase bekommen hatte Alba in den letzten 14 Minuten des Spiels zur Genüge. „Wir haben lange mitgehalten, aber sind dann zusammengebrochen“, sagte der 22-Jährige. „Manche Fehler dürfen wir uns auswärts nicht erlauben.“ Er hätte auch sich selbst meinen können. Zwar glänzte er mit defensivem Einsatz und zwei Dreiern, aber leistete sich auch böse Fehlpässe. Dass er überhaupt so viel spielte, hatte auch mit Julius Jenkins und Immanuel McElroy zu tun, die Totalausfälle waren. Jenkins traf nur einen Wurf aus dem Feld und foulte sich aus dem Spiel, McElroy traf gar nicht, auch wegen starker Zahnschmerzen, mit denen er nachts in Bamberg noch beim Arzt war. „Sie haben uns zuvor in zehn Spielen durch die Play-offs getragen, nun fehlte die Energie“, begründete Baldi.

Alba haderte mit der kurzen Vorbereitung auf das Spiel. „Dafür, dass wir nur ein Training vor dem Finale hatten, haben wir drei Viertel ganz okay gespielt“, sagte Trainer Muli Katzurin. „Spielerisch war da kein Unterschied“, meinte Baldi. „Der Knackpunkt war, dass uns die Luft ausgegangen ist.“ 64 Saison-Spiele würden sich eben irgendwann bemerkbar machen, analysierte Team-Manager Mithat Demirel. Bamberg kommt auf 55 Spiele. Albas Spieler hingegen wollten diese Ausflucht nicht nutzen, das ehrte sie.

„Ausreden zu suchen bringt nichts, das will keiner von uns“, sagte Staiger. Auch die hitzige Stimmung in der Halle nicht. „Als Spieler bekommt man die meistens gar nicht so mit.“ Dennoch hofft Alba nach zweieinhalb Tagen Pause am Mittwoch auf neue Energie. Und auf den Heimvorteil. „Wenn am Mittwoch 14 000 Fans kommen“, sagte Staiger, „dann ist die Stimmung auch bei uns toll.“

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