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Ei am Wandern. Kaum ein Quarterback in der NFL kann den Ball so präzise nach vorn werfen wie Denvers Peyton Manning (Mitte).

© dpa/Mabanglo

American Football: Payton Manning: Der ergraute Herr und die NFL-Rekorde

Quarterback Peyton Manning könnte im Spiel der Denver Broncos gegen die Kansas City Chiefs zwei weitere Bestmarken in der NFL aufstellen.

Brett Favre wird es sich daheim gemütlich machen. In lässiger Kleidung, Jeans und T-Shirt, wird er ein paar Erfrischungsgetränke und Knabbereien auf den Wohnzimmertisch stellen und das Ganze mit der ultimativen Zutat eines jeden Sonntags zwischen September und Mitte Februar würzen: mit American Football natürlich. Favre, einer der legendärsten Quarterbacks der Geschichte, ist mittlerweile zwar schon 46 Jahre alt und hat sein letztes Spiel in der National Football League (NFL) vor mehr als fünf Jahren bestritten. Eine TV-Liveschaltung in sein Haus ist der grauen – oder besser gesagt: ergrauten – Eminenz heute trotzdem sicher. Wie das eben so ist, wenn alte Bestmarken eines Tages eingestellt werden und der, nun ja, ehemalige Rekordhalter öffentlich Stellung dazu beziehen soll. Hätten Sie jemals damit gerechnet?

Es gilt als sicher, dass heute zwei Meilensteine unter den NFL-Rekorden ihre Gültigkeit verlieren werden, die Favre im Moment noch für sich beanspruchen kann. 186 Spiele hat der ehemalige Spielmacher der Green Bay Packers in seiner großen Karriere gewonnen und dabei einen Raumgewinn von 71 838 Yards erzielt. Als Favre 2010 zurücktrat, schienen diese Werte unerreichbar und für die Ewigkeit in Stein gemeißelt zu sein. Nun wird sie ein ebenfalls in Würde ergrauter Herr brechen, der, genau wie Favre, auch im fortgeschrittenen Sportleralter einfach nicht die Finger vom Lederei lassen kann: Peyton Manning, 39, steht vor dem Duell seiner Denver Broncos gegen die Kansas City Chiefs (22.25 Uhr MEZ) ebenfalls bei 186 Siegen – und bei 71 836 Yards. Selbst wenn die mit sieben Siegen und einer Niederlage in die Saison gestarteten Broncos überraschend nicht gegen die Chiefs gewinnen sollten – die fehlenden drei Yards wird Manning so locker schaffen wie, sagen wir, ein Fußballer drei Ballkontakte in 90 Minuten.

Für Manning wäre es die Krönung einer herausragenden Laufbahn, die ihm bereits früh prognostiziert, ja, in die Wiege gelegt worden ist. Der 39-Jährige, geboren in New Orleans, ist als mittleres von drei Kindern in einer Familie aufgewachsen, für die Football so elementar wichtig war wie der sonntägliche Gang in die Kirche. Vater Archie Manning spielte einst als Quarterback für die New Orleans Saints, Peytons älterer Bruder Cooper war ein hochtalentierter Receiver, bis ihn eine Verletzung zum frühzeitigen Karriereende zwang – und Eli Manning, der jüngste der drei Brüder, hat es als Quarterback der New York Giants ebenfalls in die NFL geschafft. Obwohl Eli einen Super Bowl mehr gewonnen hat als Peyton, nämlich zwei, sticht der mittlere Manning heraus aus der Geschichte einer Dynastie, die der US-Sportsender ESPN im preisgekrönten Film „The Book of Manning“ dokumentiert hat.

Peyton Manning ist bisher nie durch irgendwelche Skandale aufgefallen

Bereits in jungen Jahren machte Peyton Manning ein Team zum dauerhaften Meisterschaftskandidaten, das bis dahin vor allem durch Erfolglosigkeit aufgefallen war. Mit den Indianapolis Colts brach der junge Quarterback erste Offensivrekorde, etwa 2004: 49 Touchdown-Pässe in einer Saison hatte zuvor kein Spieler zu Stande gebracht. Jahre später, genau genommen 2013, verbesserte er, bereits in Diensten der Denver Broncos, seinen eigenen Rekord sogar auf 55 – eine Bestmarke, die bis heute Gültigkeit hat. Heldenstatus erlangte Manning in Indianapolis aber vor allem durch den Sieg im Super Bowl 2007 gegen die Chicago Bears (29:17).

Nach einer schweren Nackenverletzung trennte sich Mannings bis dato einziger NFL-Klub im Jahr 2012 von seinem Franchise-Player, viele Experten sahen durch den Wechsel nach Denver das Ende eines großen Laufbahn gekommen. Und Manning? Spielte einfach weiter wie ein junger Gott, brach Rekord um Rekord und zählt nun, zur Halbzeit der laufenden Saison, mit seinem Team auch wieder zum Favoritenkreis auf die Meisterschaft.

Bei allem Talent hat ihm dabei vor allem sein vorbildliches Arbeitsethos geholfen. Manning gilt als Meister des Videostudiums und der Analyse, in der Saison zieht sich der 39-Jährige stundenlang und wie besessen ins stille Kämmerlein zurück, um Bewegtbilder des Gegners zu studieren, Schwächen zu erkennen und diese dann auf dem Feld ausnutzen zu können. Darüber hinaus ist Manning abseits des Feldes nie negativ in Erscheinung getreten. Skandale und Allüren sind dem Mann mit dem unverwechselbaren Südstaaten-Akzent, ganz im Gegensatz zu vielen anderen NFL-Stars, fremd. Auch deshalb hat der renommierte Football-Historiker Brad Oremland Manning kürzlich sogar als besten Quarterback der Geschichte bezeichnet. Noch vor solchen Größen wie Dan Marino, John Elway, Terry Bradshaw, Tom Brady – oder eben Brett Favre.

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