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Nicht jeder Traditionsverein kann die Erwartungen der eigenen Anhänger erfüllen.

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Auslaufen mit Lüdecke: HSV? VfB? Alles ist vergänglich

Die Bundesliga auf 20 Vereine aufstocken? Unser Kolumnist Frank Lüdecke hält nicht viel von dem Versuch, die Bundesliga vor dem Kapitalismus zu beschützen, wenn die Traditionsvereine ihr Geld trotzdem zum Fenster hinausschmeißen.

Der Mainzer Manager Christian Heidel hat angeregt, die Bundesliga aufzustocken. Statt 18 sollten besser 20 Mannschaften spielen. Das Problem sei nämlich, dass immer mehr Teams in die Erste Liga drängten, die über keine Tradition, sondern lediglich über Geld verfügten. Man denkt da an AutoIngolstadt und Limonaden-Leipzig. Gleichzeitig würden möglicherweise Mannschaften verdrängt werden, die für Tradition und Emotion stehen, so wie der VfB Stuttgart oder der Hamburger SV. Der Mainzer Manager verfolgt hier eine gewisse sozialromantische Vorstellung, die den bedrohten Fußball vor den rauen Fängen des Kapitalismus beschützen will.

Das ist lobenswert. Dabei wird aber der Umstand unterschlagen, dass inzwischen die meisten Vereine der Ersten Liga über beides verfügen, Tradition und Geld. Außer Paderborn natürlich. Da ist weder Geld im Spiel noch Tradition. Dafür stehen sie sportlich super da.

Ich glaube ja, einige Vereine sind einfach zu blöd, trotz ihrer tollen Tradition, ihre finanziellen Mittel sinnvoll einzusetzen. Wer hat denn eigentlich dem HSV geraten, jedes Quartal einen neuen Trainer einzustellen? Statt mehr Sorgfalt auf die Qualität des Kaders zu legen. So gesehen, finde ich es eigentlich nicht richtig, die Liga aufzustocken, nur weil Hamburg schlechten Fußball spielt. Oder Stuttgart.

Jeder verfolgt ohnehin andere Interessen. Bayern München zum Beispiel verfügt über tonnenweise Tradition, wahrscheinlich aber über noch mehr Geld. Wenn es nach ihnen ginge, sollte die Liga aus vier Vereinen bestehen. Höchstens! Fragen Sie dagegen den FC Erzgebirge Aue. Man befindet sich im Tabellenkeller von Liga Zwei, könnte sich aber wahrscheinlich eine Aufstockung der Ersten Liga auf 36 Mannschaften vorstellen. Das hätte den Vorteil, dass endlich auch mal zwei Teams aus den neuen Bundesländern erstklassig wären. Berlin als Sonderfall mal nicht mitgerechnet.

Alles ist vergänglich - sogar der HSV

Worauf der Mainzer Manager mit seinem Vorstoß unbeabsichtigt hinweist: Der Mensch hat letztlich keine Gewalt über das Leben, auch nicht das sportliche. Das ist der Vanitas-Gedanke. Alles ist vergänglich, sogar der HSV oder der VfB Stuttgart. Leider. Nehmen wir den Kupferstecher als Beispiel. Oder den Köhler. Den Küfer. Alles tolle Berufe. Voller Tradition! Und Emotion! Aber irgendwie konnten sie sich nicht durchsetzen. Wahrscheinlich ökonomische Gründe: Zack, weg. Ich weiß, ein richtiger Trost ist das nicht für potenzielle Abstiegskandidaten.

Warum das verdammte Geld auch im Fußball eine so große Rolle spielt, weiß letztlich keiner ganz genau. Insider vermuten aber, es soll damit zusammenhängen, dass Fußball ein Profisport ist.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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