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Kann man eigentlich nicht mehr sehen (es sein denn, man ist Bayern-Fan). Männer aus München mit Maskottchen.

© Tobias Hase/dpa

Auslaufen mit Lüdecke: Das Ende gehört an den Schluss!

Viel zu viel ist schon entschieden: Eine missliche Situation, in der die Liga steckt. Dabei kommt das Ende eigentlich am Schluss. Nicht schon acht Spieltage vorher.

Vorsichtig formuliert: Ein Spieltag zum Gruseln, ojee! Man könnte jetzt auf einzelne Ergebnisse eingehen, könnte man machen, klar – zum Beispiel auf das aus dem Olympiastadion. Habe ich aber irgendwie keine Lust drauf. Weiß auch nicht, warum. Wenden wir uns also anderen Mannschaften und Ergebnissen zu. Darmstadt hat verloren. Und ist abgestiegen. München hat gewonnen und ist Meister. Leipzig hat gewonnen und spielt Champions League. Hoffenheim hat äääähhh… ja, auch gewonnen und spielt auch Champions League. Den Dortmundern reicht ein Unentschieden, auch sie werden Champions League spielen. Damit sind die wesentlichen Fragen der Bundesliga-Saison 2016/2017 geklärt. Und nun?

Eine missliche Situation. Es ist ja auch bei Romanen, Theaterstücken oder Kompositionen so: Das Ende kommt eigentlich immer am Schluss. Nicht schon 40 Seiten vorher. In der Bundesliga sind aber für das noch verbleibende Potenzial an Spannung sehr viele Spieltage übrig. Wenn der sportliche Wert allmählich in den Hintergrund tritt, dann beginnt die Zeit der Randerscheinungen. Also berichtet man über das Schalker Maskottchen, das dem Schiedsrichter eine Rote Karte zeigt. Oder darüber, dass sich ein prima Dortmunder Stürmer seinen Sponsor ins Haar hat fräsen lassen (letzte Woche). Man kann nur hoffen, dass diese Dämlichkeit wenigstens eine finanzielle Begründung gefunden hat, sonst wäre es ziemlich traurig.

Im Grunde sind die letzten Runden doch nur noch eine Ansammlung von Freundschaftsspielen

So. Aber worum soll es nun in den verbleibenden acht Spieltagen gehen? Um Frisuren? Durchgeknallte Maskottchen? Im Grunde sind die letzten Runden doch nur noch eine Ansammlung von Freundschaftsspielen, in denen die Ergebnisse nicht mehr entscheidend sind. Es verbleiben nur noch zwei offene Fragen: Wer muss in die Relegation? (Sollte es diesmal tatsächlich nicht der HSV sein? Was für eine Sensation!) Und die zweite Frage: Wie viele Spieltage benötigt Hertha BSC noch, um das internationale Geschäft verspielt zu haben. Und diese beiden Knallerfragen sollen nun die Fans motivieren, sich auch am letzten Viertel der Saison zu erfreuen. Das ist ein bisschen wenig für eine sportliche Großveranstaltung mit einem Gesamtumsatz von über drei Milliarden Euro. Vielleicht benötigt die Bundesliga doch ein paar Reformen.

Aber wie das Schalker Maskottchen dem Schiedsrichter die Rote Karte zeigt – total lustig! Echt.

- Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jede Woche über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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