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Einfach mal dazwischen hauen. Nicht nur von Mitchell Watt (l.) wünscht sich Albas Geschäftsführer Marco Baldi mehr Intensität auf dem Feld.

© Imago/Stiehl

Basketball Eurocup: Die Rückkehr der Alba-Ritter

Alba Berlin muss sich heute im Eurocup gegen Brindisi wieder auf den eigenen Spielstil besinnen und ist nur mit einem Sieg sicher weiter.

Normalerweise ziehen Niederlagen bei Alba Berlin eine ausführliche Aufarbeitung nach sich. Versäumnisse werden den Spielern in Videos noch einmal präsentiert, im Training wird akribisch daran gearbeitet, die Fehler nicht zu wiederholen. Wenn es nach Marco Baldi geht, kann dieses Procedere nach der 74:87-Niederlage gegen Bamberg am Sonntag ausfallen. „Ich bin zwar kein Trainer – aber ich wüsste nicht, welche Lehren wir aus diesem Spiel ziehen sollten“, sagte Albas Geschäftsführer. „Aus so einem Spiel kann man nicht einmal etwas lernen. Weil wir nicht unseren Basketball gespielt haben. Und dann sind wir nur die Hälfte wert.“ Im heutigen letzten Gruppenspiel der Eurocup-Vorrunde gegen Brindisi (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof) sollten die Berliner wieder zu sich selbst finden: Mit einem Sieg steht Alba sicher in der Zwischenrunde, eine Niederlage würde bei einem gleichzeitigen Sieg von Le Mans in Ludwigsburg das Aus bedeuten.

Gegen den Deutschen Meister hatten die Berliner nach Baldis Ansicht ihr Spiel viel zu sehr dem Gegner angepasst. Das Ergebnis: Die Bamberger fühlten sich auswärts ganz wie zu Hause, spielten extrem selbstbewusst und ließen Alba keine Chance. „Wir haben versucht, mit Bamberg Körbe auszutauschen. Das ist nicht unser Spiel“, sagte Baldi, er habe den „Schaum vor dem Mund“ vermisst. Als Beispiel führte Albas Manager Akeem Vargas an, der überhaupt nicht ins Spiel kam und in der zweiten Halbzeit gar nicht mehr eingesetzt wurde. „Akeem kann mit seiner Intensität und Aggressivität einen Takt geben“, sagte Baldi über den Verteidigungsspezialisten. „Selbst er war eher zurückhaltend. Dafür habe ich keine Erklärung.“

Die Alba-Verantwortlichen versuchen, dem neu formierten Team die gleiche Identität und das gleiche Selbstverständnis wie im Vorjahr einzuimpfen. Allerdings scheinen noch nicht alle Spieler verstanden und verinnerlicht zu haben, was Baldi und Trainer Sasa Obradovic als „unseren Basketball“ bezeichnen. „Wir spielen mit maximaler Intensität, wir sind geschlossen, wir teilen den Ball, wir haben einen ganz großen Fokus in der Verteidigung bis zum Rebound“, fasst Baldi noch einmal die wichtigsten Elemente des Alba-Stils zusammen.

Wenn die Berliner von diesem Weg abweichen, bekommen sie in der Regel Probleme. Weil der Mannschaft die Spitzenspieler fehlen, die mit Einzelaktionen ein Spiel bestimmen und entscheiden können. Alba setzt also auch in der Saison 2015/16 darauf, Siege als Team hart zu erarbeiten.

„Wir haben gesehen, dass wir auch gegen Teams wie Bamberg mithalten können – wenn wir unseren Basketball spielen“, wiederholt Baldi. Weil die aktuelle Mannschaft aber noch in der „Findungsphase“ sei, müsse sie sich noch stärker an die bewährte und geforderte Spielweise halten. Umso mehr ärgerte sich der 53-Jährige darüber, wie die Mannschaft gegen Bamberg aufgetreten war: „Solche Ausflüge helfen uns keinen Schritt weiter.“

Im Gegensatz zu den Berlinern, die sieben ihrer vergangenen acht Spiele verloren haben, geht Brindisi völlig ohne Druck ins heutige Spiel. Die Italiener sind im Eurocup Gruppenletzter und haben keine Chance mehr, die nächste Runde zu erreichen. Allerdings hatte Brindisi mit vielen Verletzungen zu kämpfen, mittlerweile ist der Kader wieder komplett, das Team scheint sich gefangen zu haben. „Das ist mit Sicherheit keine Laufkundschaft, sondern ein Team, das mehr draufhat, als die Tabelle aussagt“, sagt Baldi. Noch ein Grund mehr, sich auf die Grundlagen zu besinnen. „Das ist ein Endspiel“, sagt Baldi. „In dem müssen wir unseren Basketball spielen. Dann funktioniert’s auch.“

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