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Spielentscheidender Mann? Schiedsrichter Viktor Kassai nimmt sich Bayerns Arturo Vidal vor.

© Andreas Gebert/dpa

Bayern München in der Champions League: Schuld ist nicht nur Schiedsrichter Kassai

Bayern verliert gegen Real und macht dem Referee Vorwürfe. Das ist nachvollziehbar, aber nicht die einzige Erklärung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Cristiano Ronaldo hat dem FC Bayern am Dienstag schrecklich wehgetan. Der Angreifer von Real Madrid schoss zuerst drei Tore beim 4:2-Sieg gegen die Münchner, weshalb die Spanier nun im Halbfinale der Champions League stehen. Später sagte er: „Es gibt keinen Zweifel, dass Real Madrid besser war.“

Das war gemein deswegen, da Ronaldo sicher wusste, dass zwei seiner drei Tore aus einer Abseitsposition heraus fielen und der Platzverweis gegen Bayerns Arturo Vidal strittig war war. Aber erstens war auch der zum Münchner 1:0 führende Elfmeter keineswegs selbstverständlich, zweitens stand Robert Lewandowski beim 2:1 aktiv im Abseits und drittens hatte Vidal sich Gelb-Rot schon viel früher bei einem Kamikaze-Foul gegen Casemiro verdient. Dass der Chilene kurz vor Schluss ohne jede Not außen an der Mittellinie wiederholt zur riskanten Grätsche ansetzte, wird auch dadurch nicht besser, dass er leicht den Ball touchierte.

Nein, nicht an allem, was am Dienstag schief lief, war der Schiedsrichter schuld.

In der vergangenen Saison unter Pep Guardiola waren sich die meisten Beobachter einig, dass die Münchner trotz der Niederlage im Champions-League-Halbfinale gegen Atlético Madrid die beste Mannschaft Europas stellten. Unter Ancelotti denkt das kaum mehr jemand. Der FC Bayern ist immer noch eine sehr starke Mannschaft. Aber anders als erhofft hat der Italiener dieser Mannschaft nicht das entscheidende Quäntchen Effizienz verpasst. Dazu hat er sich in Madrid vercoacht. Warum hat er den vogelwilden Vidal nicht viel früher ausgewechselt?

Ancelotti ist bislang ein Verwalter des Guardiola-Erbes ohne großen eigenen Akzent. Seine Stärke liegt darin, dass er gut mit Menschen kann – auch weil er Konflikten aus dem Weg geht. Ancelotti tut dies, indem er die Seelen der alten und verdienten Spieler streichelt.

Nun haben die Münchner am Dienstag nicht das Spiel verloren, weil sie die in ihrer Vereinshistorie älteste Mannschaft aufgestellt haben. Aber spätestens in der nächsten Spielzeit, wenn Philipp Lahm und Xabi Alonso ihre Karrieren beendet haben, muss Ancelotti den Umbruch nicht nur einleiten, sondern schon vollzogen haben. Ob das funktioniert mit jungen Spielern wie Renato Sanches oder Joshua Kimmich, denen Ancelotti das Vertrauen eher entzogen als geschenkt hat, ist die große Frage.

Bayern München hat in Madrid eine bedeutsame Partie verloren. Viel wichtiger ist aber, was jetzt kommt, wenn die alten Heroen um Lahm sukzessive aufhören. Ancelotti handelt bislang nicht so, als hätte er eine Antwort darauf.

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