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Update

Bayerns neuer Präsident Karl Hopfner: Chef auf Zeit

Karl Hopfner ist ein erfolgreicher Kaufmann, ein Mann der Zahlen - und bald Präsident beim FC Bayern München. Doch übernimmt er das Amt nur, bis Hoeneß aus dem Gefängnis zurückkehrt?

Immerhin, auch Karl Hopfner hat ein Alleinstellungsmerkmal. Karl wer? Hopfner, Karl, Betriebswirt, der 1983 als Geschäftsführer beim FC Bayern München anfing. Damals hatte er sich auf eine Stellenanzeige in der Zeitung beworben, damals bekamen die Spieler und die zwölf Mitarbeiter der Geschäftsstelle ihre Gehälter noch in Lohntüten ausbezahlt. So lange ist das schon her. Und nun wird Karl Hopfner am 2. Mai Präsident des FC Bayern München, der Posten ist ja vakant.

Das Alleinstellungsmerkmal hing oder hängt auch noch im Münchner Olympiastadion, der früheren Spielstätte des FC Bayern, im Durchgang von den ehemaligen Räumen für die Vips zu den Tribünen. Klein, silbern und zum Aufklappen: der Hopfner-Aschenbecher. Weil Hopfner Teile der Spiele gerne mal im Stehen verfolgte, eben genau in diesem Durchgang, und weil Hopfner leidenschaftlicher Raucher ist, hat man ihm eben diesen kleinen Aschenbecher angeschraubt. Einen eigenen Aschenbecher im Stadion, wer hat das schon?

Aber damit ist das Extravaganteste aus dem, was von Karl Hopfner bekannt ist, auch schon erzählt. Ein Mann der Zahlen ist er, 61 Jahre alt, man könnte ihn als grau beschreiben, blass-grau, dessen emotionalste Ausbrüche zu sehen waren, wenn er auf der Tribüne zusammen mit den Kollegen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge Tore des FC Bayern feierte. Aber wenn Hopfner dann auf den Jahreshauptversammlungen die Bilanzen des FC Bayern verliest, dann ist das so prickelnd, dass die Mitglieder gleich scharenweise den Vortrag zur Pinkel- oder Rauchpause nutzen. Dabei sind es stets Zahlen, die Anlass zum Jubeln geben, zuletzt waren es die 430 Millionen Euro Jahresumsatz.

Dass Hopfner ein ausgesprochen erfolgreicher Kaufmann ist, das hat sich auch so herumgesprochen, auch wenn er nie im Rampenlicht steht, da stehen die anderen. Als Präsident kann er sich allerdings nicht mehr verstecken. Und das dürfte ein bisschen ein Problem werden. Denn Hopfner wird und will es wohl auch nicht kaschieren, dass seine Installation als Interimslösung angesehen wird, als temporärer Auftritt, bis der Patriarch wieder frei ist und frei für die alten Aufgaben. Dass Hoeneß wiedergewählt werden würde, heute wie auch in dreieinhalb Jahren, ist sicherer als ein Amen in der Kirche. Hopfner wird kein neues Image kreieren, er wird weitermachen, wo Hoeneß aufgehört hat (was den legalen Teil angeht), er war immer schon getreuer Diener seines Klubs und seines Herrn. Zumal sein finanzielles Credo sehr exakt zum FC Bayern passt: „Geld schießt Tore. Das ist meine feste Überzeugung. Und Qualität kostet.“ Daran wird er sich halten, und gar nicht erst irgendetwas Charismatisches versuchen. Das hat der Uli gepachtet.

Es wird also eine Zeitlang ein anderer FC Bayern sein, als der gewohnte. Hopfner poltert nicht, er macht. Er hat keine Fußballspielerkarriere hinter sich, und ob er sich nach Spielende zu spieltaktischen Maßnahmen äußern soll, sei dahingestellt. Wahrscheinlich besser nicht, da gibt es genug Fachkompetenz im Klub, als dass der Fußball-Laie Hopfner sich auch noch äußern müsste.

Hopfner wird Präsident, er wird es machen, eine andere bajuwarische Größe aus dem alten Spielerkreis stand weder zur Debatte, noch zur Verfügung. Edmund Stoiber, der kurzzeitig mal geflüstert wurde, war wohl nur ein Witz, die Bayern-Mannschaft muss also nicht demnächst mit dem Transrapid, ähm, in zehn Minuten, zur Champions League, ähm, Paris und so.

Die Kontinuität ist also gewahrt beim FC Bayern München. Erstaunlich ruhig und sachlich sind die Bayern nach dem Schock des Urteils gegen ihren heiligsten Vertreter weitergezogen, nahezu nüchtern. Gut möglich, dass Uli Hoeneß die Direktive noch vorgegeben hat. Sie würde zu ihm passen, nun, da er wieder der Stratege ist und die Zeit seiner Abwesenheit sinnvoll planen kann.

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