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Mommsen-Test bestanden: Für den BAK war es ungewohnt, unter Flutlicht zu spielen.

© Jan Mohnhaupt

Berliner Pokal: TeBe - besser als Hoffenheim

Tennis Borussia verpasst die Pokalüberraschung gegen den Regionalligisten BAK und verliert mit 1:3. Gefeiert wird im Mommsenstadion dennoch.

Goldener Oktober: Gegen den haushohen Berliner Stadtrivalen im Derby zu gewinnen – was gibt es Schöneres? 4:2 stand es am Ende für Tennis Borussia. Damals im Oktober 1998, als der Zweitligist gegen den Bundesligisten Hertha BSC im Achtelfinale des DFB-Pokals gewann.

Am Freitagabend, 14 Jahre später, ist alles eine Nummer kleiner: Der Spielort ist das Mommsenstadion, nur einen Steinwurf vom damaligen Schauplatz Olympiastadion entfernt. Es ist zwar nicht der DFB-Pokal, sondern der Berliner Landespokal. Und der Gegner ist diesmal nicht der ungeliebte Nachbar aus Charlottenburg, sondern die neue dritte Kraft in der Stadt, der Berliner Athletik Klub 07.

Die Moabiter sind Spätstarter; erst ab 1991 fielen sie im Berliner Fußball auf, als sie in den Folgejahren den Durchmarsch aus der Kreisliga in die Oberliga Nordost schafften, zweimal den Berliner Pokal gewannen und in diesem Sommer ihre eigene Pokalsensation schafften: In der ersten Runde des DFB-Pokals schickten sie den Bundesligisten TSG Hoffenheim mit 4:0 nach Hause. Während der Multikulti-Klub aus Moabit zurzeit den Höhepunkt seiner bisher 105-jährigen Vereinsgeschichte erlebt, hat Tennis Borussia gerade die wirtschaftliche Talsohle durchschritten. Der Verein spielt im 111. Jahr seines Bestehens zwar so tief wie nie zuvor – in der sechstklassigen Berlin-Liga –, doch das Insolvenzverfahren ist abgeschlossen. Langsam geht es wieder bergauf.

Eigentlich sollte das Pokalduell erst am Sonntag ausgetragen werden, doch der BAK bat Tennis Borussia um ein Freitagabendspiel unter Flutlicht, als Test für das DFB-Pokalspiel gegen 1860 München. Das heimische Poststadion hat nämlich keine Flutlichtanlage.

Neben den ungewohnten Lichtverhältnissen auf dem Platz erlebt der BAK am Freitagabend auch eine besondere Atmosphäre auf den Rängen. Die Gäste aus Moabit wissen das zu schätzen: "Der BAK 07 freut sich wieder einmal die sympathischen TeBe Fans zu treffen", war vor dem Spiel auf der Vereins-Homepage zu lesen.

Die TeBe-Fans schicken Michael Holm zum Pokalfinale nach Mendocino

Freitagabend, 19:30 Uhr: Unter den 337 Zuschauern, die sich fast alle zum Schutz vor dem Nieselregen auf der Haupttribüne versammelt haben, finden sich nur wenige BAK-Anhänger. Zwischen den lila-weißen Schals und Fahnen blitzen vier rot-weiße Schals auf. Zwei davon baumeln an beiden Armen eines BAK-Fans mit Bomberjacke und rotem T-Shirt mit der Aufschrift "Run BAK" – eine Anlehnung an die US-Hip-Hop-Legenden Run DMC. Die TeBe-Fans stehen links auf der Tribüne, die BAK-Anhänger, vor allem türkische Familien, sitzen rechts daneben und lauschen dem sangesfreudigen Veilchen-Pulk.

Der BAK bestimmt das Spiel von Beginn an. In der 14. Minute schießt ein BAK-Spieler einen Freistoß von links weit übers Tor in Richtung Funkturm, der zu Beginn in violettem Licht erstrahlt – dem „Festival of Lights“ sei Dank. "Du kannst zu Hertha gehen", skandieren die TeBe-Fans. Die BAK-Zuschauer lachen. Kurz darauf geht der Favorit durch Niklas Brandt in Führung und erhöht noch vor der Pause durch Ali Avcioglu auf 0:2. Avcioglu ist einer von vier Spielern im Gäste-Kader, die aus der Borussen-Jugend kommen. Als eine Minute vor der Pausenpfiff TeBe-Spieler Gino Krumnow mit einem Traumtor in den Winkel den Anschlusstreffer erzielt, wittern die Fans wieder die Chance auf die Pokalsensation. Zur Melodie von Michael Holms Schlager "Mendocino" singen sie: "Pokalfinale, Pokalfinale! Wir fahren jedes Jahr zum Pokalfinale." TeBe ist mit 17 Titeln tatsächlich Berlins Rekordpokalsieger. Der letzte Sieg liegt schon vier Jahre zurück. Selbstironie kann man nicht kaufen.

Auf den 18. Titel müssen sie noch warten. Denn in der zweiten Hälfte zeigt sich auch, warum der Gast zwei Ligen höher spielt. Nach einem Freistoß fällt in der 68. Minute das 1:3 durch Filip Krstic. Ein weiterer Treffer wird wegen Abseits’ nicht gegeben. Auch ohne Pokalsensation ist es für die TeBe-Fans allemal ein Grund zum Feiern: "Wir sind besser als die TSG!" Als der Schiedsrichter abpfeift sind die Reaktionen ungeteilt – alle klatschen. Die TeBe-Anhänger sind trotz der Niederlage stolz auf ihr Team, obwohl es nicht zum Titel "Hoffenheim-Besieger-Besieger" gereicht hat. Und BAK-Trainer Jens Härtel bedankt sich nach dem Spiel noch einmal für den gelungenen Flutlichttest im Mommsenstadion.

Eigentlich wollte der BAK auch im DFB-Pokal gegen 1860 München hier spielen. "Aber der DFB hat abgelehnt", erzählt ein Borussen-Fan anschließend. Stattdessen wird am 30. Oktober im Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg gespielt. "Weil hier angeblich das Flutlicht nicht ausreicht."

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