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Sabine Lisicki

© dpa

Verlust: German Open in Berlin gestrichen

In Berlin geht eine große Tradition zu Ende. Das T-II-Turnier wurde von den katarischen Besitzern an den Weltverband abgegeben. Im Klartext: Kein Top-Tennis mehr im Grunewald.

Larry Scott kam gleich zur Sache. "Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Tennisförderation von Katar das T-II-Turnier an die WTA-Tour zurückverkauft hat", schrieb der Amerikaner am Montag an Josef Minderjahn. Larry Scott ist Präsident des Frauen-Tennis-Weltverbands WTA, und seine schlichte E-Mail-Botschaft lautet im Klartext: Die German Open, das größte Frauen-Tennisturnier Deutschlands, ist für Berlin Geschichte. Der traditionsreiche Wettbewerb wird in diesem Jahr nicht mehr im Grunewald ausgetragen. Ob dort jemals wieder ein Top-Turnier stattfinden wird, ist völlig unklar. Damit ist jenes Turnier für Berlin gestorben, zu dem die frühere Weltranglisten-Erste Steffi Graf eine besondere Beziehung hatte. Hier hatte sie 1986 ihren ersten großen Turniersieg über Martina Navratilova erreicht, hier hatte sie neun Mal gewonnen.

Minderjahn ist Präsident des LTTC Rot-Weiß, er bestätigte gestern auf Anfrage des Tagesspiegel die Nachricht vom Ende des Turniers. "Ich bin traurig, weil ich lange um dieses Turnier gekämpft habe. Ich hoffe, dass ich mit dem Verband von Katar noch zu einer gütlichen Einigung kommen werde." Denn so einfach kann man das Kapitel German Open nicht beenden. Der Vertrag der Katari mit dem LTTC endet erst im Sommer 2009, laut Vertrag müssten die Katari also noch die German Open austragen. Deshalb ist jetzt eine Vertragsstrafe fällig. Nach den Statuten der WTA entspricht sie dem Preisgeld, das ausgeschüttet worden wäre: rund 600 000 Dollar.

Aber offenbar ist das immer noch billiger, als das Turnier noch einmal auszurichten. Denn seit die Katari das Turnier dem Deutschen Tennisbund 2004 abgekauft haben, mussten sie immer Verluste bilanzieren. Verluste drohten im vergangenen Jahr auch allen möglichen Dienstleistern der Katari, die fürs Turnier arbeiteten. Sie mussten teilweise monatelang auf ihr Geld warten. Noch heute sind Rechnungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro offen.

Eine offizielle Begründung gibt es nicht

Dass sich die Katari aus finanziellen Gründen zurückziehen, kann nur vermutet werden. Eine offizielle Begründung aus Doha, Katars Hauptstadt, hat Minderjahn bis heute nicht. Gerüchte, dass sich die Katari zurückziehen, waren schon im Dezember kursiert. Minderjahn fragte in Katar nach, niemand antwortete. Nur Larry Scott antwortete, aber der teilte bloß mit, dass er von einem Rückzug nichts wisse. Ende vergangener Woche erhielt der LTTC-Präsident aus Doha einen sehr konkreten Hinweis auf einen Rückzug. Daraufhin schrieb er wieder an die Katari und Larry Scott. Wenigstens Scott antwortete nun am Montag. In seiner Mail schrieb der WTA-Chef auch, dass sein Verband "nicht erwartet, dass dieses Turnier in diesem Jahr im WTA-Turnierkalender auftauchen wird". Die WTA kann das Turnier offenbar schlicht nicht schnell genug weiterverkaufen. Als Alternative zu Berlin ist seit längerem Warschau im Gespräch.

In diesem Jahr hätten die German Open ohnehin ihren Status als so genanntes T-II-Turnier verloren. Die WTA hat ihre Turniere neu organisiert, der T-II-Status bedeutet jetzt, dass sowohl Frauen als auch Männer beim Turnier spielen müssen. Die German Open wären deshalb auf T-III-Status abgerutscht, mit entsprechend geringerem Preisgeld.

Dass die Katari auf Minderjahns Fragen nicht mal geantwortet haben, passt ins Gesamtbild. Einen Monat vor dem Turnier 2008 verloren Scheich Al-Thani als Präsident des Katarischen Verbands sowie sein Generalsekretär ihre Ämter. Nach dem Turnier musste auch der erfahrene Turnierdirektor Ayman Azmy gehen. Und vor einem Monat wurde schon wieder der Präsident ausgetauscht.

Deutsche Jugendmeisterschaften als sportliches Highlight

Dem aktuellen Präsidenten hatte Minderjahn jetzt geschrieben: "Wir hatten erwartet, dass wir ein paar Erklärungen bekommen." Denn "die Entscheidung trifft uns hart". Die Katari hatten andererseits vier Jugendliche vom LTTC zusammen mit Cheftrainer Nic Marschand zum ATP-Turnier eingeladen, das in der vergangenen Woche in Doha ausgetragen wurde. Die Kinder hatten dort Gelegenheit, mit Stars wie Roger Federer oder Rafael Nadal zu trainieren.

Das sportliche Highlight 2009 auf dem Grunewald sind nun die Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften. Auch nicht ganz schlecht, sagt Minderjahn: "Da kommen die weltbesten Jugendlichen nach Berlin."

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