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Fußball kann so einfach sein. Robert Lewandowski musste beim 1:0 für Dortmund nur noch den Fuß hinhalten.

© dpa

Borussia Dortmund - Olympique Marseille 3:0: Gemütlicher Champions-League-Abend für Jürgen Klopp

Der BVB kann auch ohne Klopp: Während der Trainer seine Sperre nach dem Neapel-Ausraster auf der Tribüne absaß, lieferten seine Spieler auf dem Rasen gegen Olympique Marseille eine souveräne Vorstellung ab.

In der 27. Spielminute tauchte Zeljko Buvac erstmals an der Linie auf, um einige Anweisungen auf das Spielfeld zu rufen. Das laute und gestenreiche Wort ist eigentlich nicht das Metier des Bosniers, doch an diesem Abend war der „der fleischgewordene Fußball-Sachverstand“, wie ihn Jürgen Klopp gern bezeichnet, in vorderster Linie gefordert, weil sein gesperrter Chef von der Uefa verbannt worden war. Klopp verfolgte die Partie aus einer Loge auf der Osttribüne, und was er sah, wird den Verbannten mit großer Freude erfüllt haben: Borussia Dortmund gewann vor 65.829 Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion sein zweites Champions-League-Gruppenspiel gegen Olympique Marseille mit 3:0 (1:0) und bot dabei über weite Strecken eine Leistung ohne Fehl und Tadel. Damit hat der Finalist der letzten Saison nach der 1:2-Auftaktniederlage in Neapel einen Fehlstart vermieden und ist vor den beiden Begegnungen gegen den FC Arsenal wieder auf Kurs.

"Es war ein Klasse-Spiel, hoher Aufwand. Mit ein paar Kilometer weniger wäre es richtig schwer geworden", sagte Klopp, "wir sind jetzt drin in der Gruppe. Das ist der Mannschaft eindrucksvoll gelungen." Zu seinem Platz auf der Tribüne meinte er: "Man sieht tatsächlich besser von da oben. Ansonsten ist es nicht so wahnsinnig angenehm. Mein kongenialer Partner hat einen Riesen-Job gemacht". Kevin Großkreutz sagte: "Es war schon komisch, dass ich nach rechts gucke und der Trainer war nicht da. Wir haben auch für ihn den Sieg geholt."

Klopp hatte vor dem Anpfiff von "ein bisschen Revanche" gesprochen, schließlich hatte es vor zwei Jahren in der Gruppenphase zwei unnötige Niederlagen gegen die Südfranzosen gegeben. Die Revanche gelang, Borussia Dortmund hat erneut nachgewiesen, dass die Mannschaft international enorm gereift ist. Beim BVB lief an einem kühlen Herbstabend die gleiche Besetzung auf den Rasen, die drei Tage zuvor beim 5:0 gegen Freiburg viel Glanz verbreitet hatte, lediglich für Kapitän Roman Weidenfeller, der seine Rotsperre aus dem Spiel in Neapel absitzen musste, rückte der Australier Mitchell Langerak zwischen die Pfosten. In Vertretung von Weidenfeller führte Mats Hummels sein Team als Kapitän auf das Spielfeld.

Vom Anpfiff an kannten die Gastgeber nur eine Richtung: nach vorn. Die Spieler rannten wie aufgezogen über den Rasen, in der Anfangsphase hätte Marco Reus die Dortmunder mit zwei schönen Weitschüssen bereits in Führung bringen können. Doch es dauerte bis zur 19. Minute, bis es so weit war. Die Männer in Schwarz-Gelb eroberten den Ball am eigenen Strafraum und starteten danach einen fulminanten Gegenangriff, der mit so viel Tempo vorgetragen wurde, dass wenige Sekunden später eine 6:3-Überzahlsituation entstand. Über Reus, Mchitarjan und Durm landete der Ball bei Lewandowski, der das Kunstwerk nur noch aus kurzer Entfernung veredeln musste.

Das war Umschaltspiel wie aus dem Lehrbuch, wenige Augenblicke später hätte Lewandowski auf 2:0 erhöhen können, scheiterte jedoch am phänomenal reagierenden gegnerischen Torhüter Steve Mandanda. Dortmund drückte weiter aufs Tempo, musste jedoch nach einer tollen halben Stunde ein wenig durchschnaufen. Marseille begriff das als Aufforderung, mehr Initiative zu übernehmen und inszenierte einige technisch wertvolle Ballpassagen, ohne wirkliche Torgefahr zu entwickeln.

In der Halbzeitpause muss Stellvertreter Buvac die richtigen Worte gefunden haben, denn kaum waren die Seiten gewechselt, wirbelte die Borussia wieder mit Höchstgeschwindigkeit durch die gegnerischen Reihen. Beim 2:0 erhielten die Gastgeber allerdings erhebliche Unterstützung von Marseilles Torhüter Steve Mandanda. Der französische Nationaltorhüter ließ einen Freistoß von Reus durch die Hände gleiten, von wo er über die Linie trudelte. Ein großzügiges Geschenk, das die Dortmunder gern annahmen. Einmal in Spiellaune machte die Mannschaft munter weiter, in der 80. Minute erhöhte Lewandowski per Elfmeter auf 3:0. Reus war gefoult worden und verzichtete deswegen zugunsten des polnischen Torjägers auf die Ausführung des Strafstoßes. Der Sieg mit drei Toren Vorsprung ging auch in dieser Höhe in Ordnung, es war eine klare Angelegenheit für einen BVB, der in dieser Form in der Champions League wieder sehr weit kommen kann.

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