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Wer mit Geld um sich schmeißt. Es gibt im Weltfußball genügend Geld. Fragt sich nur, wer davon im System des Präsidenten Joseph Blatter wie viel bekommen hat.

© Reuters

Brasilianische Bestechungsaffäre: Fifa lässt Luxusuhren für soziale Zwecke verkaufen

Der brasilianische Verband wollte Fifa-Funktionäre mit Luxusuhren schmieren. Jetzt sollen damit soziale Projekte unterstützt werden.

Was als Schmiermittel geplant war, soll jetzt noch einem guten Zweck dienen. Die Ethikkommission des Weltfußballverbands Fifa hat dem Netzwerk Streetfootballworld 48 Uhren übergeben, mit denen der brasilianische Verband hochrangige Verbandsfunktionäre vor der WM 2014 gefügig machen wollte. Die Uhren der Schweizer Firma Parmigiani Fleurier sollen einen Wert zwischen 20.000 und 25.000 Euro haben. "Wenn wir die Uhren verkaufen oder versteigern und einen angemessenen Preis erzielen, können wir daraus einen sozialen Wert ziehen", sagt Jürgen Griesbeck, der Geschäftsführer von Streetfootballworld. Das in Berlin ansässige Netzwerk arbeitet mit Straßenfußballprojekten auf der ganzen Welt zusammen, um durch Fußball einen sozialen Wandel zu erreichen. Dabei geht es um unter anderem um Bildung, Gesundheit und Chancen für Beschäftigung.

Die Uhren seines offiziellen Sponsors Parmigiani Fleurier hatte der brasilianische Verband CBF beim Kongress der Fifa vor der WM an Verbandspräsidenten der Teilnehmerländer, der Konföderationen und Mitglieder der Fifa-Exekutive verschenkt. Auch das damalige deutsche Mitglied der Fifa-Exekutive Theo Zwanziger und der damalige Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Wolfgang Niersbach, hatten die Uhren bekommen. Beide erklärten jedoch, ohne Aufforderung zurückgegeben zu haben. Der "Welt am Sonntag" hatte Zwanziger gesagt:  "Vor meiner Abreise vom Fifa-Kongress in Sao Paulo stand eine Tüte der Fifa in meinem Hotelzimmer, in die ich nur kurz reingeschaut habe. Ich sah ein Brasilien- sowie ein Fifa-Trikot, Kugelschreiber, Wimpel und Anstecknadeln, eine Uhr habe ich nicht gesehen." Erst nach einer Anfrage eines Journalisten habe er noch einmal hineingeschaut und die Uhr eingewickelt in ein Brasilien-Trikot gefunden. Darauf habe er die Ethik-Kommission verständigt.

Nach Paragraf 20 des Ethik-Reglements der Fifa sind solche Geschenke verboten. Laut dem Reglement, dürfen nur Geschenke gewährt und angenommen werden, die "a) die einen symbolischen oder geringen Wert haben, b) die die Ausübung oder Unterlassung einer Handlung, die mit ihrem offiziellen Amt verbunden ist, in keiner Weise beeinflussen oder in ihrem Ermessen liegen, c) die nicht pflichtwidrig sind, d) sofern damit keine ungebührlichen finanziellen oder anderen Vorteile verbunden sind und e) sofern dadurch keine Interessenkonflikte entstehen. Alle Geschenke und anderen Vorteile, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, sind verboten."

Die Ethikkommission der Fifa hatte allen Empfängern der Uhren eine Frist gesetzt, sie zurückzuschicken. Nach ihren Recherchen hätten nicht alle ausländischen Verbandspräsidenten und Exekutivmitglieder eine Uhr bekommen, deshalb seien nur 48 statt der vermuteten 65 Uhren zurückgeschickt worden. "Streetfootballworld wird alle Einnahmen, die aus dem Verkauf der Uhren entstehen, in Projekte in ganz Brasilien investieren", teilte die Ethik-Kommission mit, "die Untersuchungskammer der Ethikkommission sieht diesen fall damit als erledigt an."

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