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Finance Cup ohne Fußballgott. Fanliebling Meier fehlte beim Titelgewinn.

© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (10): Eintracht Frankfurt: En vogue mit Alex Meier und Armin Veh

Am 14. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 53. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 10: Eintracht Frankfurt.

Was hat sich verbessert?

Die weichen Faktoren. Harte Fakten konnte man Thomas Schaaf nach Platz neun im Vorjahr ja kaum vorwerfen. Aber die Bräsigkeit des Bremers kam in Mannschaft, Klubspitze und Lokalpresse so schlecht an, dass er entnervt zurücktrat. Die Trauer hielt sich in Grenzen, vor allem weil Armin Veh zurückgekehrt ist. Der ist zwar auch kein Konzepttrainer, aber in Frankfurt lieben alle den Armin, Charmeur alter Schule. Dem Mann, der die Eintracht von der Zweiten Liga bis in den Europapokal geführt hatte, verzeihen sie alles. Selbst, dass er vor einem Jahr Frankfurt mit der Begründung verließ, er wolle nicht mehr so oft als Verlierer gegnerischen Trainern die Hand schütteln. Doch nach einem erfolglosen Abstecher zum VfB Stuttgart dürfte Vehs Hand mittlerweile genug Hornhaut gebildet haben.

Wer sind die Stars?

“Er trifft mit dem Fuß, er trifft mit dem Kopf, er trifft wie er will, sogar mit seinem Zopf , Alex Meier Fußballgott!“ Lange war er bei den Frankfurter Fans umstritten, aber nach elf Jahren Eintracht, 101 Toren und der Torjägerkanone im Vorjahr besingen sie Alexander Meier längst hymnisch. Das weiß auch Veh. Und obwohl Meier unter Schaaf im Sturm 19 Saisontore erzielte, darf er künftig auf seine Lieblingsposition zurück. Im offensiven Mittelfeld steht Meier oft nur im Weg herum, aber es geht unter Veh ja um den Wohlfühlfaktor. Deswegen ernannte er den schweigsamen Meier auch gleich zum Kapitän. Ein harter Fakt ist allerdings, dass der 32-Jährige nach einer Knie-OP bis Mitte Oktober ausfällt. Für Torgefahr müssen bis dahin Haris Seferovic (zehn Saisontreffer im Vorjahr) und Stefan Aigner (neun Tore) sorgen. Oder der neue Stürmer Luc Castaignos.

Wer hat das Sagen?

Heribert Bruchhagen nicht mehr. Der Vorsitzende hört nach der Saison auf und hält sich schon jetzt merklich zurück. Er gibt also nur noch zwei bis drei Interviews pro Woche. Als Nachfolger wird Veh gehandelt. Auch auf der Ehrentribüne lassen sich Siegerhände schütteln. Bis der 54-Jährige aufrückt, könnte er Alexander Schur anlernen. Der U-19-Trainer schnuppert schon bei den Profis herein. Veh hat das überraschend klaglos akzeptiert, ebenso wie die Transferpolitik, die er früher gerne kritisierte. Dabei waren viele Neuzugänge wohl allein Sportdirektor Bruno Hübner ein Begriff. Von den sechs Neuen kennen nur die Defensivkräfte Stefan Reinartz und David Abraham die Bundesliga bereits. Dabei hatte Veh bei seiner Rückkehr plötzlich Potenzial erkannt, weil der Gönnerkreis „Freunde der Eintracht“ zehn Millionen Euro investiert. Die waren jedoch schnell für Gehälter verprasst. Aber das soll die gute Stimmung doch bitte nicht trüben.

Was erwarten die Fans?

Schalalala, olé olé olé... Entschuldigung, wie bitte? Ganz Frankfurt feiert, seit die Eintracht den Finance Cup gewonnen hat, der emotionalste Titelgewinn seit dem Fuji-Cup 1992. Bei der Saisoneröffnung gelang der erneute Triumph durch ein 3:2 gegen den FC Tokio. Der wohl einzige Titel der Saison. Mehr würde den Anhängern aber bedeuten, wenn zumindest das Waldstadion keinen Sponsorennamen mehr trüge. Und obwohl Dienstreisen nach Darmstadt näher sind, schwärmen die Fans noch von der Europa League. Eine fatale Erwartungshaltung, falls sie jemand noch befeuert...

Was ist in dieser Saison möglich?

“Wenn die Eintracht dreimal Platz 11 erreicht, wäre das ein Erfolg“, sagt Armin Veh, „aber ich träume vom Europapokal.“ Erwartungen: befeuert. Dabei ist Veh sich bewusst, dass er in der Bundesliga ein Exot ist: „Ich bin ein Trainer, der Ballbesitz haben möchte.“ Die meisten Mannschaften wollen längst kontern. Konsequenz: „Bei unserer Spielweise wird der Torwart schon ein paar Bälle halten müssen.“ Blöd, dass weder Heinz Lindner noch Lukas Hradecky damit Bundesligaerfahrung haben. 62 Gegentore wie unter Schaaf könnten es also wieder werden, aber diesmal mit besserer Stimmung.

Und sonst?

Die Eintracht ist en vogue in Frankreich. Die Pariser haben in Frankfurt nicht nur Torwart Kevin Trapp eingekauft, sondern auch Trikots. Die Zeitung „L’Equipe“ wählte das weiß-schwarze Auswärtshemd zur schönsten Spielkleidung Europas. Sonst hatten Eintracht-Trikots nur in den Rankings mit den giftigsten Inhaltsstoffen vorne gelegen. Doch in Frankfurt ist derzeit eben alles kuschelweich gewaschen.

Morgen Folge 11: TSG Hoffenheim

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