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Die neue Mannschaft. Trainer Niko Kovac mit seinen vielen Zugängen.

© Andreas Arnold/dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (8): Eintracht Frankfurt: Die hessische Weltauswahl

Eintracht Frankfurt setzt auf internationale Spieler – es ist möglich, dass kein deutscher Profi in der Startelf steht.

Von Johannes Nedo

Am 18. August startet die Fußball-Bundesliga in die neue Saison. In unserer Serie testen wir die Vereine. Heute Teil acht:  Eintracht Frankfurt.

Was hat sich verbessert?

Eintracht Frankfurt ist noch unberechenbarer geworden. Hatten die Hessen vor der vergangenen Saison schon den halben Kader ausgetauscht (zehn Zugänge und zwölf Abgänge), trieben sie das große Wechselspiel in diesem Sommer weiter. Zehn Abgänge stehen neun Zugängen gegenüber. Und es sollen noch weitere dazu kommen: ein Verteidiger und ein Flügelspieler. Die Transferpolitik der Eintracht erinnert mittlerweile an Basketball- und Eishockey-Teams, wo die Klubs ihre Kader jedes Jahr fast komplett neu zusammenstellen. Die Gegner müssen sich bei den Frankfurtern auf ein neues Team einstellen. Außerdem gibt Trainer Niko Kovac die Losung aus, auch taktisch noch schwerer auszurechnen zu sein: Dreierkette, Viererkette, ein Stürmer, zwei Stürmer, drei Stürmer. Seine Mannschaft soll ständig wechseln können und den Gegner so verwirren.

Wer sind die Neuen?

Es ist wieder ein bunter internationaler Mix, den sich die Eintracht zusammengekauft hat. Den französischen Stürmer Sebastien Haller vom FC Utrecht, den niederländischen Linksverteidiger Jetro Willems von der PSV Eindhoven, Abwehrspieler Danny da Costa von Bayer Leverkusen, den Schweizer Mittelfeldspieler Gelson Fernandes aus Rennes, den niederländischen Mittelfeldspieler Jonathan de Guzman vom SSC Neapel, den mexikanischen Verteidiger Carlos Salcedeo, Torwart Jan Zimmermann von 1860 München, den serbischen Stürmer Luka Jovic von Benfica Lissabon und den japanischen Mittelfeldspieler Daichi Kamada. Für Haller und Willems gaben die Frankfurter viel Geld aus. Haller kostete sie sieben Millionen Euro, Willems fünf Millionen. Überhaupt investierten die Hessen in diesem Sommer so viel Geld für Neuzugänge wie noch nie: mehr als 15 Millionen Euro. Doch die höheren Transferausgaben entsprechen der neuen Strategie. Sportvorstand Fredi Bobic will Spieler mit Potenzial holen und sie später mit Gewinn weiterverkaufen.

Wer hat das Sagen?

Der unangefochtene Chef ist Fredi Bobic. Seit Juni des vergangenen Jahres ist der ehemalige Stürmer nun Sportvorstand bei Eintracht Frankfurt - und in dieser Zeit hat er den Klub in allen Bereichen umgekrempelt. So stellte der Verein eine Yoga-Lehrerin, die den Spielern mit ihren Übungen helfen soll, weniger verletzungsanfällig zu sein, und eine vegane Ernährungsberaterin ein. Bobic' Rundum-Veränderungen haben dem Verein gut getan. Der 45-Jährige gilt als umtriebig und fleißig. Auch bei der Kaderplanung hat er das letzte Wort. Und so stellt sich mittlerweile die Frage: Was macht Sportdirektor Bruno Hübner überhaupt noch bei der Eintracht?

Was erwarten die Fans?

Wer Ende Mai das DFB-Pokalfinale zwischen der Eintracht und Dortmund in den Frankfurter Kneipen gucken wollte, hatte freie Platzwahl. „Die sind alle in Berlin“, erklärten die Wirte einstimmig. Die Begeisterung im Umfeld des Klubs ist riesig, was sich auch an den ausgebuchten Logen im Stadion zeigt. Die Ansprüche der Fans sind allerdings gering. Nach mehr als zwölf Jahren mit Heribert Bruchhagen als Vorstandsvorsitzendem, der pausenlos predigte, wie schwer es für die Eintracht ist, in der Bundesliga zu bestehen, wagen die Fans erst gar nicht, einen Europapokalplatz zu fordern. Andererseits träumen die Frankfurter Anhänger gern, und sollte die Mannschaft enttäuschen, ist die Fallhöhe an diesem leidenschaftlichen Bundesliga-Standort groß.

Was ist in dieser Saison möglich?

Das ausgegebene Ziel lautet: so weit wie möglich von den Abstiegsrängen entfernt bleiben. Nach oben dürfte in dieser Saison auch nicht viel mehr gehen, zumal sich die Mannschaft mit den vielen Neuzugängen erstmal finden muss. Überhaupt stellt sich die Frage, ob die Eintracht mit dem Ansatz der Frankfurter Weltauswahl weiter erfolgreich sein kann. Die Stammelf dürfte sich stets aus Spielern aus neun bis zehn verschiedenen Nationen zusammensetzen. Hinzu kommt, dass mit dem gebürtigen Frankfurter Timothy Chandler, der für das US-Nationalteam spielt, eigentlich nur ein Deutscher echte Chancen auf einen Stammplatz hat. Elf Ausländer in der Startelf sind denkbar. Auch weil Lokalheld Alex Meier wohl noch lange verletzt fehlen wird.

Und sonst?

Feierte der harte Kern der Eintracht-Fans im Juli ein besonderes Jubiläum: Die Ultras Frankfurt wurden 20 Jahre alt. Die Ultra-Gruppe ist eine der bekanntesten in Deutschland, sie fällt durch aufwendige Choreographien auf – aber auch durch Attacken gegen Fans gegnerischer Klubs und Vergehen im Fanblock. Das Abbrennen von Pyrotechnik beschert dem Verein immer wieder Geldstrafen. Der Tradition verpflichtet feierten die Ultras jedenfalls um 15.30 Uhr – mit Getränken zu schmalen Preisen.

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