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Fehler vermeiden. Trainer Markus Gisdol hat den Kader umgekrempelt.

© dpa

Bundesliga-Vorschau, Teil 3: TSG Hoffenheim: Hopps Imbissbude

Am 9. August startet die Bundesliga in ihre 51. Saison. In unserer Serie testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. In der dritten Folge blicken wir auf Hoffenheim. Die TSG unternimmt einen Selbstfindungstrip in die Vergangenheit.

Was hat sich verbessert?
Die Reset-Taste wurde schon im Endspurt der vergangenen Saison gedrückt. Dass der kompromisslose Weg von Trainer Markus Gisdol auch noch zum überraschenden Klassenerhalt über die Relegation führte, empfinden die meisten immer noch als ein Wunder. Hoffenheim darf man als abgestürzten Alpinisten sehen, der unsanft unten am Fuße der Felswand angekommen, den Staub aus den Kleidern klopft und nochmals rauf steigt. Allerdings nicht, ohne vorher darüber nachzudenken, was beim ersten Mal falsch lief. Deshalb ist Optimismus angesagt. Der aufgeblähte Kader von 40 Profis wurde reduziert. Viele Namen, die nun auf Transferlisten auftauchen, waren nur Insidern bekannt. Bekannte Spieler wie Tim Wiese, Matthieu Delpierre und Eren Derdiyok sind aussortiert. Sie trainieren vorerst in einer speziellen Trainingsgruppe fern vom eigentlichen Kader. Insgesamt ist eine gute Basis für den Neuanfang geschaffen worden.

Wer sind die Stars?
Sejad Salihovic gehört zu den Führungsspielern, ebenso Andreas Beck. Dazu gesellen sich Jungstars wie Kevin Volland, Roberto Firmino und Jannik Vestergaard. Stefan Thesker und Niklas Süle gehören zu den aufstrebenden Nachwuchskickern, die für Identifikation sorgen. Nicht zu vergessen der Trainer. Markus Gisdol, der sich zwar gegen die Star-Rolle wehrt, aber als Retter eines Patienten gilt, der bereits über seine Beerdigung nachdachte.

Wer hat das Sagen?
Markus Gisdol und Manager Alexander Rosen sind weiter die Macher. Im Hintergrund beobachtet Mäzen Dietmar Hopp den Weg zurück zum Ursprungs-Hoffenheim und segnet ihn ab. Und vor allem, er bezahlt den neuerlichen Umbau mit einigen Millionen. Bernhard Peters, Direktor für Sport und Nachwuchsförderung, ist zu einer der zentralen Figuren befördert worden, nachdem nachhaltige Nachwuchsarbeit zwar als zentraler Punkt im TSG-Programm verankert war, aber dies kaum jemand kümmerte. Dabei sind die U 15, U 17 und U 19 bereits in der deutschen Spitze etabliert.

Was erwarten die Fans?
Die Fans erwarten nicht weniger als die Geschmacksrichtung Hoffenheim in der Verpackung zu finden, auf der „Hoffenheim“ steht. Der Klub müht sich mit großem Aufwand, das ramponierte Verhältnis zur Fangemeinde zu reparieren. Dafür wird demnächst ein Fan-Haus gebaut. Neben einem Trainingsplatz hat man eine Art Imbissbude errichtet. Mancher träumt vom Fußball des Jahres 2008 als Hoffenheim mit seinem virtuosen Angriffs- und Systemfußball als Attraktion einer stagnierenden Branche galt. Trainer Gisdol hat dagegen nichts einzuwenden. Er verspricht das sogar. Allerdings eine Nummer kleiner. „Wir hatten unsere Identität verloren“, sagt Gisdol.

Was ist in dieser Saison möglich?
Es ist keine kühne Prognose, dass der Relegationsklub der vergangenen Spielzeit in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben wird. Wie man im Kraichgau auf Schwankungen reagiert, wird entscheidend sein. Aber schon in der abgelaufenen Saison gelang es, eine Spur mehr Leidenschaft ins Spiel und die tägliche Arbeit zu bringen. Der Warnschuss des drohenden Abstieges hat Spuren hinterlassen. Das schlimmste was passieren könnte, wäre ein Verlauf wie 2008 als Hoffenheim Herbstmeister wurde und in den Jahren danach seinen Kurs verlor. Deshalb spricht Coach Gisdol von Demut so oft er kann. Das passt auf den ersten Blick nicht zum Image des ehemals kleinen Klubs, der sich mit dem Geld seines Gönners bis in die Bundesliga ,kaufte’. Dennoch ist es der einzige Weg. Hauptaufgabe wird sein, der Mannschaft, die spielerisch und taktisch oft sehr anfällig war, Stabilität zu verleihen. Die Idee, wieder „Fußball mit Köpfchen“ und „viel Aufwand“ (Gisdol) zu spielen, scheint angebracht.

Und sonst?
Darf man sich in Hoffenheim ruhig daran erinnern, wie viel Glück man hatte, nicht abzusteigen. Die Rückbesinnung auf Prinzipien wie Demut und Leidenschaft schützt vor zu hohen Erwartungen. „Die Bundesliga muss in jedem Spiel wie ein Geschenk gesehen werden“, sagt Trainer Gisdol.

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