zum Hauptinhalt

DAS SPIEL MEINES LEBENS: HEINZ ROHLOFF: 30. 04. 1966, Tasmania Berlin – Eintracht Frankfurt 0:3 Heinz Rohloff, 74, Pensionär

Aufgezeichnet von Dirk Gieselmann. Schon als Kind hatte ich davon geträumt, Profi-Torwart zu werden.

Aufgezeichnet von Dirk Gieselmann.

Schon als Kind hatte ich davon geträumt, Profi-Torwart zu werden. In die Bundesliga habe ich es geschafft – wenn auch als Ritter von der traurigen Gestalt. Dass Tasmania eine solch rabenschwarze Serie hinlegte und ich mittendrin war, beruhte allerdings auf einem Zufall. Ich spielte damals noch beim Bonner SC und bewirtschaftete nebenher die Vereinskneipe. Eines Tages kam Schatzmeister Hubert Claasen zu mir und sagte: „Wir brauchen Geld, ich möchte dich verkaufen. Du kannst zu Schalke, zum KSC oder zu Hertha wechseln. Wo willste hin?“ Ich wollte schon immer mal nach Berlin, doch Hertha wurde bald darauf wegen Manipulationen zum Zwangsabstieg verurteilt. Der DFB wollte trotzdem einen Hauptstadtverein in der Bundesliga haben. Also wurde die Tasmania aus der Regionalliga nach oben geholt – und ich als Torwart dorthin transferiert. Dass es für den Klassenerhalt aber nicht reichen würde, haben wir dann schon nach dem siebten, achten Spiel gemerkt. In der Folgezeit haben wir auch nicht mehr so gelebt, wie es der Profisport erfordert – nach dem Motto: „Trinken wir noch einen, dann ist das Ganze besser zu ertragen!“ Vor dem Training genehmigten wir uns zwei Portweinchen, die Szymaniak aus Italien mitgebracht hatte, und aßen zwei Curry-Buletten. Nach dem Training das gleiche Programm. Von den 34 Spielen machte ich ungefähr zwei Drittel. Und so kann ich heute auch darüber lachen, dass mir die Ehre zuteil wurde, durch einen Elfmeter des Frankfurters Jürgen Grabowski das hundertste Gegentor in dieser Saison zu kassieren. Obwohl ich mich sehr bemühte, es zu verhindern, vernaschte Grabowski mich. Der hatte kein Mitleid. Unsere Fans schon, zumindest die, die nach all den Pleiten noch übrig waren. Sie legten nach diesem Tor hinter mir einen Trauerkranz nieder, goldverziert und mit einem Schild, auf dem die „100“ stand. Wir waren nicht die Besten, aber die Schlechtesten und die Lustigsten. Das ist doch auch ein Rekord.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false