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Im Süden geht die Sonne auf. Das St.-Mary’s-Stadion in Southampton hat in dieser Saison schon einige starke Spiele der Heimmannschaft (in Rot-Weiß) gesehen.

© AFP

Der wundersame Aufschwung unter Trainer Ronald Koeman: Die Oranje-Revolution beim FC Southampton

Vor der Saison lag der FC Southampton ausgeweidet am Boden, unter dem neuen Trainer Ronald Koeman ärgert der Klub die Großen. Sogar die Champions League ist möglich.

Am Anfang der Saison wurde das Bild weltweit zur Internetbelustigung. Über dem Spielfeld ein grauer Himmel, auf dem Spielfeld kein einziger Spieler. Neben das Bild schrieb Ronald Koeman auf Twitter einfach: „Bereit fürs Training!“ Die euphemistische Aussage eines blauäugigen Trainers sahen viele als den fortgeführten Running Gag der Vorsaison. Denn damals stand beim FC Southampton nicht nur kein Spieler auf dem Trainingsplatz, es gab auch kaum einen Spieler im Kader. Das Überraschungsteam der vorigen Saison wurde im Sommer von den Großen der Premier League zerrissen. Liverpool holte sich Mittelfeldregisseur Adam Lallana und Stürmer Rickie Lambert. Arsenal lockte Verteidiger Calum Chambers zu sich. Manchester United nahm sich Linksaußen Luke Shaw. Nicht einmal den Trainer konnte Southampton behalten – Mauricio Pochettino ging zu Tottenham.

Es kam Ronald Koeman, und seine Aufgabe, den Klub wiederzubeleben und in der oberen Tabellenhälfte zu behalten, galt als unmöglich. Aber der Niederländer kam an der Südküste Englands mit einem Lächeln an. Mit Zuversicht. Und ohne Angst.

Mit schwer limitierten Finanzen schaffte er es, den letzten verbliebenen Schlüsselspieler Morgan Schneiderlin zu halten. Beim Projekt Wiederaufbau setzte er auf eine Art Oranje-Revolution und wickelte ein paar große Transfers aus seinem Heimatland ab. Allen voran Graziano Pelle, der von Feyenoord Rotterdam kam, und Dusan Tadic von Twente Enschede. Bis zum frühen Oktober hatte der Stürmer Pelle schon vier Tore erzielt und der flankenstarke Tadic drei Vorlagen gegeben. Southampton hatte sich als erster Chelsea-Jäger auf dem zweiten Platz der Premier League etabliert.

Und es scheint, als habe Koeman nicht zu früh gelächelt. Der FC Liverpool, der drei Spieler von Southampton gekauft hat, bleibt im Mittelmaß, und bei Manchester United gerät die Revolution eines anderen Niederländers ins Stolpern. Die Feindschaft zwischen Koeman und Louis van Gaal hat eine lange Geschichte, und auch in England stellte sich Koeman als die Antithese zu van Gaal vor: sympathisch, freundlich und entspannt statt ewig streng und ständig dünnhäutig.

Im Norden scheiterten der Landsmann van Gaal und Liverpools Trainer Brendan Rodgers daran, ihre taktischen Ideen durchzusetzen. In Southampton stellte Koeman seine Mannschaft defensiver ein, als es unter dem konterfreudigen Pochettino üblich war. Das brachte Stabilität und nahm den Druck von den Neuzugängen im Angriff.

Erst im Dezember kamen die ersten Rückschläge. Drei Mal hintereinander musste Southampton gegen Spitzenteams spielen. Nach Niederlagen gegen Manchester City, Arsenal und Manchester United gab es auch ein peinliches 0:1 gegen Aufsteiger Burnley. Es folgte das Aus im Ligapokal gegen den Drittligisten Sheffield United. Pelle traf nicht mehr. Tadic schien machtlos. Koeman auch.

Aber der Trainer lächelte weiter, zeigte weiter seinen Optimismus. Vor dem Rückspiel gegen Arsenal am Neujahrstag erklärte er seine Hoffnungen für den Rest der Saison. „Wir können in der Liga vor Arsenal landen“, sagte Koeman. Da Arsenal seit fast zwei Jahrzehnten ununterbrochen in der Champions League spielt, kann man davon ausgehen, dass das Ziel jetzt Europas glanzvollste Liga ist.

Im Spiel gegen Arsenal wurde der Holländer wieder für seine Zuversicht belohnt. Mit einem 2:0-Sieg belichtete sein Team nicht nur die Defensivschwächen der Gunners, sondern zeigte auch die eigenen Qualitäten. Im August hatte Ronald Koeman einen leeren Trainingsplatz ohne Kader. Jetzt liegt er mit seiner Mannschaft auf dem vierten Platz und hat ein Lächeln im Gesicht. Immer noch.

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