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Einsame Spitze. Martin Kaymer ist Deutschlands bester Golfer. Nach ihm kommt nicht mehr viel. Das will der Verband ändern und reformiert sein Leistungssportsystem.

© AFP

Deutsche Golfliga: Putten nach Plan

Ein verändertes Ligensystem soll den Golfsport in Deutschland voranbringen. Ziel der Strukturreform ist eine bessere Nachwuchsförderung. Doch es gibt auch Kritik an der neuen Deutschen Golfliga.

Der Anblick des neunten Grüns im Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee ist nichts für zarte Gemüter. Graubraun und handtellergroß hat sich hier der übelste Feind des Greenkeepers breit gemacht, der Schneepilz. Anfang Mai zeigt sich der lange Winter bei Deutschlands ältestem Golfclub noch immer als hartnäckiger Widersacher. „Wir sind sicher, dass wir alles gut hinbekommen“, verspricht Leistungssportkoordinatorin Miriam Hiller und wirkt dabei kein bisschen nervös. Dabei soll sich ihr Golfplatz nur wenige Tage später von seiner besten Seite zeigen. Am Sonntag nämlich findet der erste Spieltag der Bundesliga Nord in Wannsee statt, für fünf Männer- und Frauenmannschaften beginnt damit eine neue Zeitrechnung im nationalen Golfsport. Bislang wurden die Deutschen Mannschaftsmeister an nur einem Wochenende ermittelt. Außerhalb der an der Endrunde beteiligten Clubs nahm davon jedoch kaum jemand Notiz.

Das soll sich nun ändern, denn ab sofort spielen die besten deutschen Clubmannschaften an fünf Spieltagen in einer Nord- und einer Südstaffel in der neuen 1. Bundesliga gegeneinander. Die beiden jeweils besten Teams erreichen das Final Four, die insgesamt vier schwächsten müssen absteigen. „Wir betreten neue Wege und stärken den Teamgedanken“, sagt Sven Hahnl, Wettspielleiter beim Deutschen Golfverband (DGV). Und nicht nur, was die Bundesliga betrifft. „Deutschlandweit spielen 460 Mannschaften am Wochenende an 92 Austragungsorten in ihrer jeweiligen Liga.“ Ziel der Strukturreform ist eine bessere Nachwuchsförderung. Denn nur ein starkes nationales Wettkampfsystem verspricht langfristig internationale Erfolge.

„Das Interesse bei uns im Club an der Bundesliga ist groß und wächst weiter“, sagt Miriam Hiller. Sowohl das Männer- als auch das Frauenteam hegen durchaus Ambitionen auf das Erreichen der Endrunde. Doch zunächst macht sich Wannsee fit. Zehn Tage vor dem ersten Spieltag riecht es rund um den Platz nach Farbe. Gebäude, Zugänge und Geländer erhalten einen frischen Anstrich. Überall hängen Poster aus, die auf den Bundesligastart hinweisen. Und das ist noch nicht alles. Zum Spieltag werden mobile Tribünen rund um das 18. Grün errichtet, ein Caterer soll für das leibliche Wohl der Gäste sorgen. Obwohl: „Die ganz großen Zuschauermassen erwarten wir jetzt natürlich nicht. Aber wir hoffen schon, dass wir auch Leute auf der Anlage haben, die sonst nicht zu uns kommen", sagt Hiller.

Eine, die am Sonntag auf dem Platz stehen wird, ist Simone Reuter. Sie ist Kapitänin der Frauenmannschaft des Golfclubs Gatow. Das Team ist in den vergangenen zehn Jahren von der Gruppenliga bis in die Bundesliga durchmarschiert. Doch die Vorfreude auf die neue Deutsche Golfliga fällt bei ihr eher gedämpft aus. „Clubs, die viel Geld haben, finden das neue System gut. Für uns ist diese Struktur aber nicht so toll.“ Hauptgrund dafür sind die Kosten, die vor allem für An- und Abreise sowie Unterkunft zu Buche schlagen. Dazu kommt, dass fünf Wochenenden im Sommer nun mit Golfterminen belegt seien, „das ist nicht für jeden ohne Weiteres machbar.“ Schließlich spielen in den Clubmannschaften fast ausschließlich Amateure. Nur ein maximal bis 25 Jahre alter so genannter Playing Professional ist je Team erlaubt. Simone Reuter ist auch mit dem neuen Zählspielmodus nicht wirklich glücklich. „Das macht aus dem Mannschaftserlebnis einen Einzelkämpfersport“. Sven Hahnl vom DGV kann derartige Kritik nicht nachvollziehen. „Egal, ob Zähl- oder Lochspiel, es muss als Team gespielt werden“, sagt er. Und fügt hinzu: „Ich glaube, das wird sich alles etablieren. Warten wir es doch erst einmal ab.“

Im Golf- und Landclub Wannsee hat sich die Geduld schon im Vorfeld ausgezahlt. Mitte Mai, kurz vor dem Bundesligastart, ist der Schneepilz weitgehend von den Grüns verschwunden.

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