zum Hauptinhalt
Holger Badstuber am Sonntag bei der Triple-Feier in München.

© dpa

Dr. Dollas Diagnose (113): Wenn das Kreuzband wieder reißt

Holger Badstuber hat sich vor einigen Tagen zum zweiten Mal das Kreuzband gerissen. Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla erklärt, wie es erneut zu einer solchen Verletzung kommen kann.

Auf dem Balkon des Triple-Siegers FC Bayern München war auch Holger Badstuber zu sehen - auf Krücken. Dem Innenverteidiger war vor ein paar Tagen erneut das Kreuzband gerissen. Auf zehn Monate prognostizierten die Ärzte nach einer OP die Zwangspause. Badstuber hatte den ersten Kreuzbandriss Anfang Dezember im Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund erlitten. Im März folgte ein weiterer Eingriff an dem Gelenk, das Narbengewebe war gereizt. Anfang April nahm der 30-malige Nationalspieler das Lauftraining auf. Badstuber wirkte zuversichtlich, aber zuletzt gab es neue Probleme. Nun aber ist selbst die WM-Teilnahme im nächsten Jahr unwahrscheinlich. Der FC Bayern versicherte zwar, dass die Profi-Karriere des 24-Jährigen nicht in Gefahr sei, doch eine Reruptur ist nicht ungefährlich.

Das vordere Kreuzband sorgt für die Stabilisation des Kniegelenks. Ist die Belastung des vorderen Kreuzbandes zu stark, kann das Band reißen. Dies kann auch ohne Fremdeinwirkung beim plötzlichen Richtungswechsel auftreten. Ein plötzlich einsetzender Schmerz, Instabilität sowie ein Erguss im Kniegelenk sind typische klinische Zeichen. Ein MRT (Magnetresonanztomografie) kann die Diagnose sichern. Beim Hochleistungssportler ist eine operative Versorgung durch eine vordere Kreuzbandersatzplastik indiziert. Über die beste Operationstechnik wird kontrovers diskutiert. Das vordere Kreuzband wird häufig durch eine körpereigene Sehne (Patellasehne, Sehne des Musculus semitendinosus) ersetzt. Das Ziel ist die Wiederherstellung der Kniestabilität. Trotzdem zeigen Untersuchungen, dass unabhängig von der Wahl der Therapie, die Wahrscheinlichkeit für eine Kniegelenksarthrose steigt. Relativ selten kommt es zu einer erneuten Ruptur der vorderen Kreuzbandplastik. Eine wiederholte, übermäßige Rotation des Kniegelenks oder ein nicht ausreichendes Anwachsen des Transplantates an den Knochen können die Ursache sein. Wird bei der Operation das neue Kreuzband nicht korrekt platziert oder wird eine Rehabilitation zu aggressiv durchgeführt, kann auch dies die Ursache einer Reruptur sein. Auch eine zu schnelle Wiederaufnahme des intensiven Trainings kann zu einer erneuten Verletzung führen.

Thorsten Dolla.

© promo

Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass durch physiotherapeutische Behandlung ( besonders Training der Propriorezeptoren) das Risiko einer erneuten Ruptur reduziert werden kann. Trotzdem zeigen Studien, dass gerade auch Spieler, die schon mit einer Kreuzbandplastik versorgt wurden, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Ruptur des vorderen Kreuzbandes auf der anderen Seite haben.

Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 50, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen. Alle Folgen können Sie hier nachlesen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false