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Ein Idol fühlt sich „wie ein Verbrecher“: Täve Schur kommt nicht in die „Hall of Fame“

Täve Schur ist "verbittert" darüber, dass er nicht in die Hall of Fame aufgenommen worden ist.

Gestern haben sich die Freunde gemeldet, Leute, die sagten: „Kopf hoch, Täve.“ Die Anrufe, sagt Gustav-Adolf Schur, von aller Welt nur „Täve“ genannt, die Anrufe hätten gut getan. Sie waren die Reaktion auf einen anderen Anruf. Am Dienstag teilte die Stiftung Deutsche Sporthilfe Schur mit, dass er nicht in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports aufsteigen wird. Es gab keine Mehrheit für ihn. Da halfen auch seine Erfolge nichts: Straßenrad-Weltmeister, Friedensfahrtsieger, 1989 zum größten Sportler der DDR-Geschichte gewählt. Schur ist jetzt 80 und seit Dienstag „verbittert“. Er werde „behandelt wie ein Verbrecher“. Und von wem? „Da müssen wohl alte Herren sitzen, die im Krieg noch mitgeschossen haben.“ Er meint ein paar Jury-Mitglieder, „Leute, die urteilen, ohne mich zu kennen“. Er denke da an Josef Ackermann, den Chef der Deutschen Bank. Den Satz mit dem Krieg nimmt er kurz darauf wieder ein wenig zurück.

Die Birthler-Behörde, sagt Schur empört, habe ihm doch mitgeteilt, dass gegen ihn nichts vorliege. Wieso also diese Entscheidung? Vielleicht, weil die Jury auch Schurs gerade erschienene Biografie vorliegen hatte. Und in der teilt das Ex-Mitglied der DDR-Volkskammer mit, russische Truppen seien 1956 in Ungarn einmarschiert, um „dem Morden konterrevolutionärer Putschisten ein Ende zu setzen“. Ja, sagt Schur, „kann sein, dass ich früher so gedacht habe, aber jetzt denke nicht mehr so. Ich bin gegen Krieg.“ Eine Begründung für seine Ablehnung habe er nicht erfahren.

Dopingopfer waren auch gegen Schurs Aufstieg. Schur nennt sie „sogenannte Dopinggeschädigte“. Doping in der DDR? „Klar hat es etwas gegeben. Aber wer weiß denn genau, ob wirklich so viel Schaden angerichtet wurde, wie behauptet wird.“ Ihm fehlen „die knallharten“ Beweise. Schur saß für die PDS im Bundestag, dort habe er sich im Sportausschuss „geweigert, die DDR als kriminelle Sportbewegung zu bezeichnen“. Deshalb, sagt Schur, stoße er jetzt auf Widerstand.

Knallharte Beweise? „Wie viele Tote braucht er eigentlich noch?“, fragt das Dopingopfer Birgit Boese. Die Ex-Kugelstoßerin begrüßt es, „dass so jemand nicht auch noch geehrt wird“. Mehrere Dopingopfer waren auch dagegen, dass Renate Stecher in die Ruhmeshalle rückt. Sie hatte bei Olympia 1972 im DDR-Trikot Gold über 100 und 200 Meter gewonnen und behauptet bis heute, sie sei nicht gedopt worden. Indizien sprechen gegen diese Version. Aber Stecher ist in die „Hall of Fame“ aufgenommen, Schur „freut das“. Boese dagegen reagiert eher neutral. „Wenn sie nicht gedopt war, soll sie sich darüber freuen.“

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