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Sport: Ein moralischer Verlierer Mayo zeigt Verständnis für Armstrongs Eile

Eigentlich wollte Iban Mayo nur schnell verschwinden. Flüchten vor den Fernsehkameras, den bitteren Fragen – doch das ging nicht: Der Sportliche Leiter seiner Mannschaft Euskaltel, Julian Gorospe, überzeugte Mayo im Ziel der dritten Etappe der Tour de France, noch einmal aus dem Mannschaftsbus auszusteigen.

Eigentlich wollte Iban Mayo nur schnell verschwinden. Flüchten vor den Fernsehkameras, den bitteren Fragen – doch das ging nicht: Der Sportliche Leiter seiner Mannschaft Euskaltel, Julian Gorospe, überzeugte Mayo im Ziel der dritten Etappe der Tour de France, noch einmal aus dem Mannschaftsbus auszusteigen. Mayo war am Dienstag gestürzt, war fast vier Minuten nach der Spitze ins Ziel gekommen. Mit blutender Hüfte trat der gestürzte Mitfavorit der Tour vor das Fahrzeug und wandte sich zuerst an das baskische Fernsehen. Er teilte mit: „Ich habe heute die Tour verloren. Das tut weh.“

Iban Mayo war vor dieser Tour von nicht wenigen als der Mann angesehen worden, der Lance Armstrong und Jan Ullrich ihr Duell verderben könnte. Im vergangenen Jahr hatte der 26-Jährige Erstaunen ausgelöst, als er den legendären Anstieg nach L’Alpe d’Huez so flink hinaufgefahren war, dass Armstrong und Ullrich ihm nur noch hinterherschauen konnten. Mayo wurde Sechster und für dieses Jahr nahm er sich „etwas Großes“ vor. Und in diesem Frühjahr sah es ganz danach aus, als sei er dazu auch fähig. Beim Bergzeitfahren der Dauphiné Libéré wiederholte er seinen Coup und fuhr Armstrong um zwei Minuten davon. Doch dann endeten die Hoffnungen am Dienstag mit einem Sturz an einem Weizenfeld.

Nach seinem Unglück fuhren die anderen Favoriten weiter. Armstrong und sein Team US Postal eilten sogar voran. Eine zunächst umstrittene Aktion, zumal Armstrong im vergangenen Jahr die Tour gewann, nachdem Ullrich auf ihn gewartet hatte. Doch die Anstandsregeln des Radsports verlangen nur, dass man auf das Gelbe Trikot wartet.

Mayo war auch nicht verbittert. „Ich weiß nicht, wie ich gehandelt hätte, wäre Armstrong gestürzt.“Am Dienstag vermochte Mayo noch nicht, nach vorne zu schauen. „Im Moment leide ich sehr.“ Doch sein Sportdirektor, Julian Gorospe, wollte nichts davon wissen, dass die Tour für Euskatel nun gelaufen sei. „1999 ist Alex Zülle auch ganz früh in der Tour gestürzt und hat mehr als fünf Minuten verloren.“ Der Sturz weckte Zülle auf und ließ ihn eine grandiose Tour fahren, bei der er am Ende Zweiter war. Einen ähnlichen Effekt, glaubt Laurent Jalabert, könnte der Sturz auf Mayo haben. Der ehemalige Tourfahrer sagt: „Er muss jetzt attackieren.“

Sebastian Moll

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