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Adelina Sotnikowa holte in Sotschi Gold im Eiskunstlauf. Doch ihre Wertung ist umstritten.

© dpa

Empörung über Eiskunstlauf-Finale: Katarina Witt: "Ich war sauer auf unseren Sport"

Die Russin Adelina Sotnikowa holte in Sotschi Gold im Eiskunstlauf und ganz Russland feiert seine neue Königin. Der Rest der Eiskunstlauf-Welt wittert Betrug, Heimvorteil - und fordert eine Überprüfung des Jurorenurteils.

Mit einem Blumenmeer auf dem Eis feierten die russischen Eiskunstlauf-Fans ihre neue Olympiasiegerin Adelina Sotnikowa. Im Netz fechten derweil Millionen das Urteil der Juroren an und führende Funktionäre fordern Regeländerungen.

Zwei Juroren unter Verdacht

Sotnikowa hatte am Donnerstag mit 224,59 Punkten die ebenfalls fehlerfreie Vancouver-Olympiasiegerin Kim Yu-Na (219,11) aus Südkorea auf den zweiten Platz verwiesen. Das südkoreanische Blatt „Korea Times“ titelte in seiner Freitagausgabe polemisch „Skandal oder Eislauf?“ Der Sieg der Russin ist international hoch umstritten. Gleich zwei der neun Preisrichter, die für die umstrittene Punktewertung verantwortlich waren, stehen im besonderen Verdacht Sotnikowa möglicherweise zu Unrecht zum Sieg verholfen zu haben. Der Ukrainer Juri Balkow, war wegen versuchter Absprachen bei den Winterspielen 1998 in Nagano bereits für ein Jahr gesperrt, und die Russin Alla Schechowtsewa ist mit dem Generaldirektor des russischen Eiskunstlauf-Verbandes, Walentin Pissew, verheiratet.

Katarina Witt: "Ich war fassungslos"

Ob sie es waren, die Sotnikowa letzlich zum Sieg verhalfen, lässt sich nicht rekonstruieren. Die Juroren stimmen anonym ab. Der Eislauf-Verband der USA stellte deswegen bereits vor vier Wochen einen Antrag bei der Internationalen Eislauf-Union, die Anonymität der Preisrichter aufzuheben. Im Juni soll beim Kongress in Irland darüber entschieden werden. Die Deutsche Eislauf-Union unterstützt den Antrag. Auch die zweimalige Olympiasiegerin Katarina Witt fordert nach Sotnikowas Sieg die Anonymität der Jury aufzuheben. „Ich war komplett fassungslos und sauer auf unseren Sport, da muss man sich nicht wundern, wenn sich die Leute abdrehen“, sagte die viermalige Weltmeisterin. „Im neuen Wertungssystem wollte der Verband die Preisrichter schützen. Aber sie müssen dafür gerade stehen, was sie für Punkte verteilen, sie müssen es erklären können“, sagte Witt, die am Freitag die Olympia-Zweite Kim Yu-Na aus Südkorea deutlich vorn gesehen hatte.

Millionen empören sich im Internet

Damit ist sie offenbar nicht allein. Auf der Online-Plattform change.org sprachen sich innerhalb nur weniger Stunden fast 1,5 Millionen Menschen per Online-Petition für eine Überprüfung des Urteils aus. Dazu wird es aber wohl nicht kommen. Ein Einspruch ist unmöglich: "Die Wertung ist unantastbar, sie ist wie eine Tatsachenentscheidung nicht anfechtbar“, sagte Peter Krick, Eventmanager der Internationalen Eislauf-Union (ISU). Intern würden zwei Preisrichter die Wertung der Jury analysieren und einen Bericht abliefern. Eine Aufhebung der Anonymität hält Krick für falsch: „Das wäre eine Katastrophe für unsere Sportart. Wir wollen nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen.“ Nach dem Paarlauf-Skandal von Salt Lake City 2002, als Absprachen unter den Juroren bekannt geworden waren, wurde das Benotungssystem verändert. Man wollte die Juroren auch vor dem Druck der eigenen Länder schützen. Deshalb können Verbände derzeit nicht einsehen, wie ein Preisrichter aus ihrem Land gewertet hat.

Putin: "Ganz Russland ist stolz auf dich"

Nur einer lässt sich von der Debatte nicht beeindrucken: Wladimir Putin. Der Präsident des Gastgeberlandes der Winterspiele gratulierte Sotnikowa in pathetischen Worten: "Ganz Russland ist stolz auf dich." Sie habe bewiesen, welche Qualität das russische Eiskunstlauf-Team in den vergangen Jahren erreicht habe.

Nach dem dramatischen Aus für Russland im Eishockey soll Sotnikowas Goldmedaille die russischen Wintersportfans wohl versöhnen. Zweifel stören da nur. (mit dpa)

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