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Sport: Es fehlt die Substanz

Christoph Daum hat noch nie den Eindruck erweckt, von Selbstzweifeln geplagt zu werden; insofern muss man sich um sein Seelenheil wenig Sorgen machen. Berufliche Ängste kennt er nicht, nicht mal jetzt.

Christoph Daum hat noch nie den Eindruck erweckt, von Selbstzweifeln geplagt zu werden; insofern muss man sich um sein Seelenheil wenig Sorgen machen. Berufliche Ängste kennt er nicht, nicht mal jetzt. „Ich bin in der Zeit etwas gescheiter geworden, aber nicht gescheitert“, hat Daum gestern über sein Engagement bei Eintracht Frankfurt verlauten lassen. Irgendwas wird schon gehen in dieser verrückten Branche Fußball. Und wenn nicht: Wieso versucht es Daum nicht einfach als Comedian? Dumme Sprüche und schlechte Witze beherrscht niemand so wie er. Als Referenz müsste Daum nur auf den Mitschnitt seiner Antrittspressekonferenz in Frankfurt verweisen.

Ein paar Auszüge: „Das Potenzial und die Perspektiven in Frankfurt sind großartig.“ Oder: „Wir möchten die Spitzenposition in der Tabelle der letzten sieben Spiele erobern.“ Noch besser: „Irgendwann wollen wir auch das internationale Flair zurückholen.“ Nach Frankfurt. Selten so gelacht, auf so niedrigem Niveau.

„Visionen schaffen Fakten“, hat Daum auch noch gesagt. In Wirklichkeit haben die Fakten all seine Visionen widerlegt. Nur St. Pauli war in den letzten sieben Spielen noch schlechter als die Eintracht. Die Perspektiven für den Klub heißen jetzt Paderborn und Ingolstadt; und statt internationalem Flair droht den Frankfurtern erst einmal der Mief der Provinz.

Selten ist ein Trainer so krachend gescheitert wie Daum in Frankfurt. Die Eintracht war Vierzehnter, als er seine Arbeit aufnahm – ein Sieg, ein einziger Sieg, und sie wäre gerettet gewesen. Von einem aussichtslosen Unterfangen kann man also kaum sprechen. Doch hinter all seinen hohlen Sprüchen steckte erschreckend wenig Substanz. Daum hat sich allein auf den Zauber seiner Person verlassen. Damit aber hat er nicht nur sein Umfeld geblendet, sondern vor allem sich selbst.

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