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Eins mit-, nun gegeneinander. Fifa-Präsident Joseph Blatter (l.) neben dem bisherigen Vizepräsidenten und jetzigen Gegenkandidaten Prinz Ali bin Al-Hussein aus Jordanien.

© AFP

Wahl zum Fifa-Präsident: Das System lässt sich nicht mit seiner eigenen Logik schlagen

Prinz Ali bin Al-Hussein fordert Joseph Blatter heraus und will Fifa-Präsident werden. Er gibt sich als Erneuerer. Doch kann man ein krankes System von innen heilen? Ein Kommentar

Von Christian Hönicke

Er gibt sich als Erneuerer, als Korruptionsbekämpfer. Prinz Ali bin Al-Hussein will Joseph Blatter vom Thron stoßen und Präsident des Weltfußballverbands werden. Das klingt erst mal gut, zumal die Korruptionsaffäre um Katar und Russland immer noch das Image der Fifa zerkratzt. Allein, es fehlt der Glaube daran, dass der jordanische Königssohn die marode Fifa auf Vordermann bringen kann. Und zwar nicht nur deswegen, weil Al-Husseins Chancen gegen Blatter innerhalb der Fifa nicht gut stehen – der Amtsinhaber stützt seine Macht weiterhin vor allem auf die Stimmen seiner Freunde in Asien, Afrika und Südamerika.

Die Grundsatzfrage stellt sich schon einen Schritt vorher: Kann jemand ein krankes System von innen heraus heilen? Wie soll es einer in diesen verseuchten Strukturen bis ganz nach oben schaffen, der es ernst meint mit der Reinheit? Der nicht auf die systemimmanente Logik der Stimmenpakete zurückgreifen will, die man für eine Karriere im Haus braucht und nur gegen gewisse Gefälligkeiten erhält? Dem Vernehmen nach kam Blatter 1998 dank der gut gefüllten Briefumschläge an die Macht, die er unter Hoteltüren durchschob. Mohamed bin Hammam, der letzte Hoffnungsträger aus dem Orient, wollte den Schweizer auf ähnliche Weise stürzen. Doch der Katarer fiel selbst über gekaufte Stimmen, und der gewieftere Blatter ließ ihn aus der Fifa entfernen.

Und Prinz Ali? Auch wenn man manchem Kandidaten damit Unrecht tut: Wer den Weltfußballverband unter Blatter wirklich für korrupt hält und die Fifa wirklich revolutionieren will, der kann eigentlich nicht in einer regulären Wahl gegen den Schweizer antreten. Denn dann lässt er sich auf die Regeln eines zwielichtigen Spiels ein, bei dem man den Amtsinhaber nur mit den Mitteln schlagen kann, die das System vorgibt. Und das wäre der erste Schritt in die gleiche Richtung.

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