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Bushido, 31, ist Musikstar, Fußball- und Deutschlandfan. Wie Nationalspieler Sami Khedira hat er tunesische Wurzeln.

© promo

Bushido: "Wir repräsentieren das neue Deutschland"

Der Rapper Bushido spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über DJ Khedira, Fanlieder und die diesjährige Kabinenhymne der deutschen Nationalmannschaft.

TAGESSPIEGEL: Bushido, Ihr Song „Fackeln im Wind“ läuft in der Kabine der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Mit Bushido zum Titel, könnte man sagen.

BUSHIDO: Nein, die Jungs gehen mit ihren eigenen Beinen zum Titel, ich bin überzeugt, dass sie Weltmeister werden. Wenn ich dann meinen Teil dazu beigetragen habe, ist das natürlich super. Als ich gelesen habe, dass Sami Khedira und die Mannschaft den Song vor dem 4:0 in der Kabine gehört habe, war das wie Ostern und Silvester an einem Tag. Wenn da Männer stehen, die unser Land vertreten und sagen: Das, was du machst, finden wir cool, du bist ein Teil unseres Turnieralltags – dann macht mich das unglaublich stolz.

TAGESSPIEGEL: Warum gerade Ihr Lied?

BUSHIDO: Vor einigen Monaten hat mir ein Kollege gesagt: Hey, Bushido, da ist der Sami Khedira aus Stuttgart, der feiert deine Musik, der findet dich als Typ cool. Nach einem Konzert haben wir uns getroffen, sind in Kontakt geblieben – und eines Tages hat Khedira mir geschrieben: Ich fliege nach Südafrika. Ich hab’ gesagt: Wenn du willst, schicke ich dir einen Song mit. Eigentlich war er nur für ihn und seinen mp3-Player. Aber durch DJ Khedira hat er sich in der Mannschaft etabliert.

TAGESSPIEGEL: Was verbindet Sie mit den Spielern?

BUSHIDO: Man muss sehen, dass die Nationalmannschaft sich verändert hat. Man konnte schon 2006 erkennen, dass die Spieler jünger werden, andere Interessen haben. Das hat man auch an Xavier Naidoo gesehen …

TAGESSPIEGEL: … der die Hymne „Dieser Weg“ sang.

BUSHIDO: Das war noch sehr schmusig, aber man hat den neuen Geschmack der Spieler erkennen können. Heute haben wir elf Spieler im Kader, die nicht die typischen Deutschen sind. Cacau, Özil, Khedira, Podolski – sie alle repräsentieren, genau wie ich, das neue Deutschland. Khedira und Bushido – wir haben uns seit unserer Geburt zu Deutschland bekannt, auch wenn wir einen Teil aus einem anderen Land in uns tragen. Jeder Trottel macht im Moment Fußballsongs. Aber bei mir sieht man, dass die Jungs auch privat ein Interesse haben an meiner Musik.

TAGESSPIEGEL: Aber es war ja auch durchaus geschäftstüchtig, jetzt ein Fußballlied zu machen.

BUSHIDO: Das sagen jetzt viele, nach dem Motto: Jetzt macht er einen auf Deutscher. Aber wir haben für „Fackeln im Wind“ nicht mal ein Video, keine Presseabteilung, nichts. Ich und Kay One haben vielleicht eine halbe Stunde für den Song gebraucht. Das war ja keine Auftragsarbeit, ich habe das Lied als Fan geschrieben. Ich freue mich über jeden Bonuspunkt – aber am Ende ist das immer noch Khediras Song.

TAGESSPIEGEL: Wo schauen Sie die Spiele?

BUSHIDO: Ich gucke jeden Tag den ganzen Tag Fußball. Ich habe natürlich Dinge, die ich erledigen muss, zum Beispiel Sport, Körperertüchtigung. Aber während der Spiele habe ich keine Termine. Ich habe sogar in meinem Auto einen Fernseher, Elfenbeinküste gegen Portugal habe ich darauf geguckt.

TAGESSPIEGEL: Und wenn Sie nicht unterwegs sind?

BUSHIDO: Bin ich bei mir im Garten. Beim ersten Deutschland-Spiel waren Freunde da, mit ihren Kindern und Freundinnen. Wir haben den Fernseher meiner Mutter angeschlossen, saßen auf Bierbänken, mit Trikots und Deutschland-Schminke im Gesicht. Ich habe seit Sonntag mein Trikot nicht mehr ausgezogen. Ich habe von Sami Khedira ein DFB-Trikot bekommen mit „Bushido“ hinten drauf und der Nummer sieben, wegen meines Albums „7“.

TAGESSPIEGEL: Passend zur Schminke rappen Sie: „Deutschland holt die Fahnen raus, sie hängen vom Balkon, am Gartenhaus, an 1000 Fenstern, an Autofenstern, der Kühlerhaube, auf dem Benz, Mann.“

BUSHIDO: Es ist schön, dass die WM eine Zeit ist, in der die Deutschen befreit ihre Fahne aufhängen. Das Lied muss auch was zum Mitgrölen sein, es ist kein politischer Song, der auf Armutsnotstände aufmerksam machen will. Man braucht einfach ein schönes Gefühl.

Interview: Jan Oberländer

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