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Sicher gestanden. Miroslav Klose feierte erst auf dem Platz und dann im WM-Quartier.

© dpa

Vier Sterne im Garten: Wie das deutsche Team den Halbfinaleinzug feiert

Die Deutschen feiern den Sieg gegen Argentinien mit Bier, Tanz und Polonaise. Dass die Mannschaft nach dem umjubelten und überraschend klaren Erfolg abhebt, ist allerdings eher unwahrscheinlich.

4:0 gegen Argentinien, eine Sensation, da müssen die Bierflaschen ja nur so gekreist sein. Oder? Nun, als die weißen Busse der Nationalmannschaft durch die Dunkelheit rumpelten, hinauf vom Flughafen Lanseria ins WM-Quartier, war kein Fan vorm Hotel auszumachen und kein Fähnchen an der Landstraße zu sehen. Doch als der Tross schließlich um 23 Uhr – fünf Stunden nach Abpfiff in Kapstadt – in die Hoteleinfahrt einbog, begann auch in Pretoria die große Sause.

Die Hotelbelegschaft stand Spalier in der Lobby, sie klatschten in die Hände und sangen ihre afrikanischen Lieder, vorneweg die Frauen mit den roten Kleidern und weißen Hauben auf dem Kopf. „Es wurde gesungen und getanzt, mit einer Polonaise ging es durch die Lobby“, berichteten sie später aus dem Quartier. „Und ein, zwei Bierchen gab’s natürlich auch.“ Draußen erleuchtete eine Lasershow die Nacht, der Kabinensong der Mannschaft von Bushido („Fackeln im Sturm“) wummerte aus den Boxen. Im Hotelgarten brannten vier große Sterne.

Ja, darum geht’s ja nun wohl endgültig. Um den vierten Stern – den vierten Weltmeistertitel.

Am nächsten Morgen schlüpfte Miroslav Klose, 32, wieder in die Dienstkleidung und schlurfte durchs Hotel. „Wenn wir Weltmeister werden, lasse ich alles mit mir machen“, sagte der zweifache Torschütze vom Vorabend. Lieber Fanmeile in Berlin oder Römer in Frankfurt am Main? Ach, egal, „ich fahre dann überall hin“. Klose lachte, es ist ein seltenes Bild.

Die Nationalmannschaft hat ihren Aufenthalt in Südafrika verlängert und das Hotel eine weitere Woche gebucht. Am kommenden Wochenende steht das letzte WM-Spiel an, am Sonnabend um Platz drei oder vielleicht sogar am Sonntag das Finale in Johannesburg. Klose sagte: „Es war wichtig, unter die ersten vier zu kommen. Alles andere ist Zugabe.“ Dass die Mannschaft nach dem umjubelten und erneut so klaren 4:0-Sieg abhebt, glaubt er nicht. „Ich habe hier nie das Gefühl, dass wir in Euphorie ausbrechen“, erzählte Klose. Spanien sei im WM-Halbfinale „nicht unbezwingbar“, aber „sicherlich stärker als England oder Argentinien“. Noch in der Nacht, nach der Polonaise durchs Hotel, hatten sich einige Fußballer in die Sessel in der Lobby gelümmelt und die Wiederholung des spanischen WM-Sieges gegen Paraguay auf der Leinwand angeschaut. Sie konnten ausschlafen, bis 10 Uhr.

Kapitän Michael Ballack trainierte im Kraftraum und stärkte die verletzten Bänder. Ebenfalls verletzt ist nun auch Sami Khedira, der über eine Muskelverhärtung im Oberschenkel klagt. Am Montag soll er das Lauftraining aufnehmen, bis zum Spiel am Mittwoch bliebe ihm dann noch eine Trainingseinheit. Auch der zuletzt angeschlagene Cacau (Bauchmuskelzerrung und jetzt auch noch Rückenprobleme) konnte das Training nicht mitmachen.

Nun ist auch Klose nicht mehr der Jüngste mit seinen 32 Jahren, aber mit 52 Toren für die Nationalmannschaft der Erfolgsreichste, allen Formkrisen zum Trotz. Und er ist fit. Vier Tore hat er bei dieser WM erzielt, fünf hat er sich vorgenommen („mindestens“), dann würde er nämlich gleichziehen in der ewigen WM-Torschützenliste mit dem Brasilianer Ronaldo (15 Tore).

Aber Halt, war da nicht noch was?! Kloses Ansprache in der Kabine nach dem 100. Länderspiel, wie es die Tradition so will? Er habe sich in der Jubelstimmung davor drücken können, erzählte Klose sichtlich erleichtert. „Ich bin ein bisschen froh, dass es keinem aufgefallen ist.“ Die Rede müsse er sicherlich nachholen. Es sei denn, die Kollegen sind am Mittwochabend wieder so in Jubellaune und mit ihren Gedanken ganz woanders.

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