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Daniel Ziebig.

© ddp

Spielmanipulation: Gerücht aus der Vergangenheit

Einem italienischen Zeitungsbericht zufolge ist Energie Cottbus 2009 wegen einer Spielmanipulation abgestiegen. Das Spiel zwischen Bochum und Cottbus hatte damals für viel Aufsehen gesorgt.

Das Zweitligaspiel gegen den 1. FC Union war gerade erst beendet, da rückte das Ergebnis (0:0) für die Akteure von Energie Cottbus am Montagabend schon in den Hintergrund. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass der Abstieg der Cottbuser aus der Bundesliga 2009 eventuell durch Wettbetrug zustande gekommen sein könnte. Die italienische Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“ hatte berichtet, dass Ermittler aus Neapel bei ihren Untersuchungen zur italienischen Wettmafia auf das Bundesligaspiel der Cottbuser beim VfL Bochum gestoßen sind. Am 22. Spieltag der Saison 2008/09 verlor Energie Cottbus in Bochum 2:3. Laut „Gazzetta dello Sport“ hätte sich ein italienischer Spieler in einem abgehörten Telefonat damit gebrüstet, das Ergebnis schon eine halbe Stunde vor Abpfiff gekannt zu haben. Mit dem korrekten Tipp auf den Spielausgang soll der Spieler 1,2 Millionen Euro gewonnen haben.

Das Spiel zwischen Bochum und Cottbus hatte damals für viel Aufsehen gesorgt. Der Bochumer Siegtreffer durch Marc Pfertzel fiel nach einem höchst umstrittenen Foulelfmeter elf Minuten vor Schluss. Zuvor hatte der Stuttgarter Schiedsrichter Markus Schmidt den Cottbusern zwei Elfmeter verweigert, das Fachblatt „Kicker“ gab ihm später für seine Leistung die Note sechs. Schmidt, der in der aktuellen Saison bisher sechs Bundesligaspiele leitete, wollte sich gestern auf Anfrage des Tagesspiegels nicht äußern. Am Ende stieg Cottbus mit einem Punkt Rückstand aus der Bundesliga ab, während sich Bochum knapp rette.

Vom aktuellen Kader der Cottbuser sind nur noch wenige Spieler dabei, die im Februar 2009 in Bochum auf dem Platz standen. Einer von ihnen ist Daniel Ziebig. Die Ereignisse von Bochum sind ihm noch bestens in Erinnerung. „Das war ein Spiel, das man nicht so schnell vergisst“, sagte Ziebig. „Wir waren die klar spielbestimmende Mannschaft, dann gab es den umstrittenen Elfer, und wir haben verloren. Ich weiß nicht, was an dem Gerücht dran ist, aber sollte es stimmen, dass Geld geflossen ist, um den Ausgang zu beeinflussen, würde mich das sehr nachdenklich stimmen. So etwas würde den Sport kaputt machen.“

Dass es zu dem möglichen Manipulationsverdacht eine Untersuchung in Deutschland gibt, scheint derzeit unwahrscheinlich. „Es gibt keinerlei Erkenntnisse zu dem Spiel VfL Bochum gegen Energie Cottbus. Es gibt auch keine Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Neapel und im Moment auch keine Bemühungen, Erkenntnisse zusammenzuführen“, teilte die Staatsanwaltschaft Bochum am Dienstag mit. Auch Ralf Köttker, Sprecher des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erklärte: „In den uns vorliegenden Akten gibt es keine Hinweise auf dieses Spiel.“

Energie-Präsident Ulrich Lepsch zeigte sich überrascht von den Aussagen des DFB. „Wir sind erstaunt, dass der Verband bisher nicht mit uns in Kontakt getreten ist und wir nun auf diesem Wege informiert werden“, sagte Lepsch. „Ich finde, man sollte die Sache schon ernst nehmen.“ Schiedsrichter Markus Schmidt wollte Lepsch aber keine Vorwürfe machen. „Wir waren damals zwar sehr wütend, aber im Moment liegt lediglich der Bericht der italienischen Zeitung vor. Man muss jetzt die Ermittlungen abwarten, inwiefern tatsächlich was an den Gerüchten dran ist.“

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