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Der Junge kostete zwölf Millionen. Zugang Luuk de Jong (rechts).

© dpa

Gladbach investiert in neue Mannschaft: Lückenfüller für 32 Millionen Euro

Borussia Mönchengladbach hat für zwölf Millionen Euro den niederländischen Nationalspieler Luuk de Jong gekauft. Mit solchen Investitionen avancieren die Gladbacher zum Transfer-Meister der Bundesliga – und wollen trotzdem kein Spitzenklub sein.

Rein äußerlich ist Max Eberl die viele Arbeit der zurückliegenden Wochen nicht anzusehen. Das Gesicht des Gladbacher Sportdirektors ist braungebrannt und seine Laune ist extrem entspannt. Vor allem seit vergangenem Mittwoch, als Eberl im Borussia-Park das kostspieligste Mosaiksteinchen seiner sommerlichen Einkaufstour präsentierte: Luuk de Jong, 21 Jahre jung, schlaksig, niederländischer Nationalspieler – und zwölf Millionen Euro teuer. Abhängig von Gladbacher Erfolgen könnten weitere drei Millionen Euro hinzukommen. Doch so oder so: Mehr Geld für einen einzelnen Spieler hat der Fußball-Bundesligist vom Niederrhein noch nie auch nur annähernd ausgegeben.

Aber es hat sich eben herumgesprochen in Europa, dass die Borussia seit dem Verkauf von Marco Reus (Dortmund) und Dante (München) rund 22 Millionen Euro auf der hohen Kante hatte. Die, so Eberls Ansage im Frühjahr, auch vollständig reinvestiert werden sollten. Nicht ohne Grund zögerte Lucien Favre, der ehrgeizige Cheftrainer des Überraschungsvierten der Vorsaison in der Bundesliga, monatelang, ehe er Anfang Juli seinen Vertrag in Gladbach bis 2015 verlängerte. Der Monsieur aus der Schweiz, der die Borussia erst vor dem Abstieg bewahrte und dann zum Champions-League-Qualifikanten perfektionierte, wollte eben wissen, was ihn nach dem großen Aderlass – neben Reus und Dante wanderte Roman Neustädter zu Schalke 04 ab – künftig erwartet.

Die Ungewissheit ist inzwischen beseitigt. Als Favre sein Ja-Wort ausdehnte, waren mit seinem Landsmann Granit Xhaka (achteinhalb Millionen Euro, vom FC Basel) und dem spanischen Innenverteidiger Álvaro Dominguez (acht Millionen, Atlético Madrid) bereits zwei junge, verheißungsvolle Zugänge vor Ort. Ebenso Angreifer Peniel Mlapa (drei Millionen Euro, Hoffenheim). Zur Krönung folgte jetzt der erhoffte Reus-Ersatz de Jong, der den wichtigsten Anspruch von Favre an neue Spieler („jung und formbar“) erfüllt und bei dessen Vorstellung Sportchef Eberl beteuerte: „Wir begehen kein wirtschaftliches Harakiri.“

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Am Freitagmorgen brach der Borussen-Tross auf in ein nobles Seehotel in Rottach-Egern. Am Tegernsee feilt Favre an der Mannschaft, die zwar mit 32 Millionen Euro verstärkt wurde, vor der sich der Trainer aber sicherheitshalber schon als Schutzschild aufbaut. „Reus, Dante, Neustädter – das ist so, als würde der FC Barcelona auf einmal Messi, Xavi und Piqué verlieren“, sagt Favre. Er bitte um Geduld. „Ich bin nicht Harry Potter. Marco Reus eins zu eins zu ersetzen ist schwer, er war in der letzten Saison an 90 Prozent unserer Tore beteiligt.“ Max Eberl unterstützt seinen Trainer. Er sei kein neuer Zampano am Transfermarkt, sondern fülle lediglich Lücken auf, sagt der Sportdirektor. „Wir haben mit Reus viele Tore verloren und müssen nun versuchen, Tore zu finden.“

Die Konkurrenz jedoch schert sich nicht um die verbalen Bremsmanöver von Mönchengladbach, sondern preist den Klub mit dem aktuell größten Investitionsvolumen der Liga schon als Kandidat für die Champions League oder gar den deutschen Meistertitel. Dortmunds Trainer Jürgen Klopp sagt etwa: „Gladbach ist nun ein echter Spitzenklub.“ Das aber schert Lucien Favre nicht. Saisonziel sei die Qualifikation für die Europa-League, sagt der Trainer.

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