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Martin Kaymer, 29, startet morgen in Valhalla in die PGA Championship. 2010 konnte er das traditionell letzte Major-Turnier des Jahres als erster Deutscher gewinnen.

© AFP

Golf-Profi Martin Kaymer im Interview: "Major-Siege sind für die Ewigkeit"

Deutschlands Golfstar Martin Kaymer spricht im Interview über die bevorstehende PGA Championship, den Ryder Cup und seine Rolle beim Weltmeisterschaftstriumph der deutschen Fußballer.

Am Donnerstag (7.8.) beginnt mit der PGA Championship das letzte Major-Turnier der Golfprofis im Jahr 2014. Sehen Sie sich nach Ihrem überlegenen Sieg bei den US Open selbst als einen der Favoriten?

So einfach ist das nicht. Klar ist es mein Ziel, am Sonntagnachmittag vorne mit dabei zu sein und vielleicht sogar eine Siegchance zu haben, aber bei einem Major wie der PGA Championship treffen die besten Spieler der Welt aufeinander. Und ehrlich gesagt traue ich nahezu jedem im Spielerfeld zu, an vier Tagen sehr gutes Golf zu spielen und ein solches Turnier zu gewinnen. Gerade bei den großen Turnieren ist es daher immer schwer, Favoriten zu benennen. Es gibt aktuell einfach sehr viele gute Golfer, die auf einem sehr hohen Niveau und dem ungefähr gleichen Level spielen.

Vor vier Jahren haben sie das Turnier gewonnen und wurden damit zu einem Star. Was hat sich seither in Ihrem Leben geändert?
Es gibt nicht viele Golfspieler, die das Glück in ihrer Karriere hatten, ein Major- Turnier zu gewinnen. Für mich ist es daher eine unglaubliche Ehre nicht nur einen, sondern jetzt sogar zwei Major-Titel gewonnen zu haben. Major-Siege sind für die Ewigkeit, insofern bin ich schon sehr stolz, dass ich mich mit 29 Jahren schon in die Siegerliste bei der PGA Championship und den US Open eintragen durfte. Den Status eines Major-Siegers hat man für immer.

Was unterscheidet eigentlich einen Major-Sieger von einem zweifachen Major-Sieger? Werden Sie von den Kollegen jetzt anders behandelt als noch vor einem Jahr?
Nein, ich würde sagen, im Spielerfeld selbst hat sich nichts geändert. Ich kenne so viele der Spieler nun schon seit mehreren Jahren und wir müssen uns den gegenseitigen Respekt nicht durch Siege verdienen. Für mich selbst ist es aber etwas ganz Besonderes, es nicht nur einmal geschafft zu haben, ein Major-Turnier zu gewinnen. Scherzhaft wurde ich von Freunden auch schon „One-Hit-Wonder“ getauft, da ich bis zuletzt „nur“ ein Major gewonnen hatte, aber das hat sich nun erledigt (lacht).

Wie erklären Sie sich ihre Leistungssteigerung in diesem Jahr? Waren Sie davon selbst ein bisschen überrascht?

Nein, es überrascht mich ehrlich gesagt nicht. Ich habe es letztes Jahr bereits immer wieder gesagt, dass ich einfach geduldig bleiben muss. Ich wusste einfach, dass der Knoten irgendwann platzen würde. Die Art und Weise und vor allem der Zeitpunkt waren aber auch für mich sehr besonders.

Hat der Erfolg auch damit zu tun, dass Sie wieder mehr Zeit zu Hause im Rheinland verbringen?
Nein, auch wenn ich jede Minute in meiner Heimat genieße, würde ich das so nicht sagen. Ich war bis zu den US Open ja sogar wieder einige Monate am Stück in den USA, da es dort einfach sehr viele gute Turniere gab, die ich gespielt habe. Ich würde trotzdem sagen, dass es mir speziell bei den US Open geholfen hat, dass mein Bruder und Günter Kessler Kaymers Trainer, d. Red.] mit vor Ort waren. Somit war ein Stück Heimat auf jeden Fall mit dabei!

Sie haben Ihren Golfschwung umgestellt. War das der einzige Grund für Ihre zwischenzeitliche Durststrecke?
Das Thema wird und wurde meiner Meinung nach einfach zu hoch aufgehängt. Ich habe meinem Spiel in den letzten zwei, drei Jahren lediglich neue Facetten hinzugefügt, um mein Schlagrepertoire zu erweitern. Dieses Training war mit einer Anpassung meines Schwungs verbunden. Sicher hat diese Phase einige Zeit in Anspruch genommen, aber heute gehe ich mit mehr Selbstvertrauen und größeren spielerischen Optionen auf den Golfplatz, daher hat sich die Arbeit definitiv gelohnt.

Sie haben die deutsche Fußball-Nationalmannschaft vor dem WM-Sieg im Trainingslager besucht und mit einigen Spielern Golf gespielt. Konnten Sie anschließend einen Kaymer-Effekt bei den Fußballern beobachten?
Ich würde sagen, wir haben uns gegenseitig auf jeden Fall gut getan (lacht). Ein paar Wochen später habe ich die US Open gewonnen und die Nationalmannschaft hat die WM mit einem 4:0 gegen Portugal eröffnet. Der Rest ist Geschichte. Ein schöner Sport-Sommer für Deutschland!

Als Profigolfer verdienen Sie viel Geld. Denken Sie bei einem Turnier manchmal auch daran, dass bei einem Schlag womöglich eine halbe Million Dollar auf dem Spiel steht?
Nein, ich spiele Golf auch nicht des Geldes wegen, sondern weil mich der Sport bis heute fasziniert und immer wieder herausfordert. Wäre meine Motivation eine andere, hätte ich sicher weitaus weniger Erfolg gehabt.

Wie wichtig ist Ihnen finanzielle Unabhängigkeit?
Wichtig, aber es gibt in meinem Leben weitaus wichtigere Dinge. Zum Beispiel Zeit mit Freunden und der Familie.

Ende September geht es für Sie und das europäische Team im Ryder Cup in Gleneagles nicht um Geld, sondern um die Ehre. Was würden Sie bevorzugen: Häufiger zu spielen als 2012 oder wieder den entscheidenden Putt zum Sieg zu lochen?
Natürlich möchte man immer spielen, sonst hätte ich meine Motivation und meinen Platz im Team ja auch verfehlt, aber wichtiger als meine persönliche Rolle ist der Erfolg des Teams. Der steht über allem und da stelle ich mich ganz in den Dienst der Mannschaft und des Kapitäns. Das Schöne ist, dass jeder im Ryder-Cup- Team das so sieht. So haben auch wirklich alle Spieler ihren Teil zu den europäischen Siegen 2010 und 2012 beigetragen.

Was halten Sie von der Idee, den in Topform spielenden Bernhard Langer für den Ryder Cup zu nominieren?
Bernhard Langer ist derzeit in einer bestechenden Form und einer der erfahrensten, noch aktiven Golfer unserer Zeit. Er hat aktuell große Erfolge bei den Senior- Majors gefeiert und seine Ryder-Cup-Historie spricht sicher für ihn. Die Entscheidung liegt aber bei Paul McGinley, dem Kapitän des europäischen Ryder-Cup- Teams – und egal, wie sie ausfällt, er wird sie sich sehr gut überlegt haben.

Zu einer erfolgreichen Ryder-Cup-Bewerbung für 2018 fehlte Deutschland zuletzt die Unterstützung aus der Politik. Warum hat Golf aus Ihrer Sicht in Deutschland so einen schweren Stand?
Es bringt aus meiner Sicht nichts, jetzt zurückzublicken und nach Fehlern in der Vergangenheit zu suchen. Ich glaube, dass grundsätzlich viele Parteien, ob nun Unternehmen aus der Wirtschaft, Politik, Verbände oder die Medien, das gleiche Ziel verfolgen müssen und bin zuversichtlich, dass dort etwas Gutes entstehen könnte.

Wie könnten Sie sich bei einer eventuellen deutschen Bewerbung einbringen?
In erster Linie machen wir Spieler die beste Werbung für den deutschen Golfsport, wenn wir erfolgreiches Golf spielen, davon bin ich überzeugt und dort geben wir unser Bestes. Events wie der Ryder Cup oder die Olympischen Spiele 2016 in Rio mit der Wiederaufnahme von Golf als olympische Sportart bieten dafür tolle Plattformen.

Die Fragen stellten Jörg Leopold, Arne Bensiek und Mike Wolff.

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