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Heldentum und Doping: Lance Armstrong: Nicht gestrichen, nur umgetragen

Er ist in die Annalen eingegangen mit historischen sportlichen Leistungen: Lance Armstrong, siebenmaliger Gewinner der Tour de France. Nun steht sein Name für etwas anderes: historischen Sportbetrug. Und es droht eine typische Radsport-Farce.

Er war der unumstrittene Herrscher des Feldes. Er war der Unerbittliche, Unantastbare, der Unfassbares erreicht hatte. Genesen von der tödlichen Krankheit Krebs erkletterte er mit dem Rad ein neues Leben und erklomm die sportlichen Gipfel, an denen Einträge in die Geschichtsbücher getätigt werden: Lance Armstrong, siebenmaliger Gewinner der Tour de France. Keiner war so hart wie er. Keiner hat, wie jetzt vor aller Augen deutlich wird, so hart betrogen wie er.

Lance Armstrong wird nicht aus den Geschichtsbüchern gestrichen, nur umgetragen. Sein Name wird, so ihm die Titel aufgrund der erdrückenden Indizien jetzt aberkannt werden, in die Annalen des Dopings ganz vorne stehen. Seine Teamkollegen, die im Peloton den Unerbittlichen meist unerbittlich abschirmten, haben gegen ihn ausgesagt, sie haben zur Wahrheit gefunden – einer Wahrheit, die aufgrund des schon jetzt aufgedeckten systematischen Dopings im Profiradsport niemanden mehr wirklich überraschen kann.

Video: Armstrong vor Verlust seiner sieben Tour-Titel

Der Radsport-Weltverband, seit vielen Jahren einer der größten Verhinderer der Aufklärung, hat die Ermittlungen der US-Dopingagentur zu torpedieren versucht; Lance Armstrong hat alle Mittel ausgeschöpft, um seinen Ruf zu retten – doch die Last der Beweise ist offenbar unerbittlich.

Es ist zu hoffen, dass Lance Armstrong endlich auch selbst zur Wahrheit findet und nicht einsam den Gipfel der Lügen zu erklimmen versucht. Jan Ullrich, drei Mal Zweite hinter Armstrong, hat es trotz bedrückender und nahezu erdrückender Indizien nicht geschafft, sich und der Welt das Offensichtliche einzugestehen. Ich habe niemanden betrogen – dieser sein Satz sagt alles über eine Sportart, in der Doping nach wie vor systemimmanent ist.

Wie absurd, was für eine Farce wäre es, wenn Jan Ullrich nun einige der verlorenen Titel Armstrongs zuerkannt bekommen würde. Für den Profiradsport, der sich nicht von selbst zu erneuern versteht, wäre es aber typisch.

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