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Brotlose Kunst: Herthas Ramos (r.) und Augsburgs Klavan.

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Update

Hertha - Augsburg 0:0: Torlos, harmlos, Hertha

Hertha BSC trennt sich vom FC Augsburg 0:0, ist zwar das bessere Team, aber kaum torgefährlich. "Das war schwere Kost für die Zuschauer", sagt Peter Niemeyer. Die Berliner bleiben somit auch im dritten Heimspiel in Folge sieglos.

Es war eine halbe Stunde gespielt, als ein Schwarm Vögel über das Olympiastadion zog. In strenger Formation drehten sie ihre Kreise unter den lilagrauen Wolken und spiegelten damit das Geschehen auf dem Rasen darunter. Dort drehten zwei Fußballmannschaften, Hertha BSC und der FC Augsburg, in disziplinierter Staffelung Kreise um den Ball, ohne sich so richtig für eine Richtung zu entscheiden. Das wurde auch den Vögeln irgendwann zu langweilig und sie zogen wieder ab. Vor der Saisonminuskulisse von 38.667 Zuschauern hieß es am Ende folgerichtig 0:0.

Hertha war zwar das bessere zweier diszipliniert verteidigender Teams, aber konnte sich davon auch keine wirklich Torgefahr kaufen. Damit blieben die Berliner im dritten Heimspiel in Folge sieg- und torlos.

„Das war schwere Kost für die Zuschauer“, gab Mittelfeldspieler Peter Niemeyer zu, aber fand: „Das ist auch unser Verdienst, dass man mit einem Unentschieden mittlerweile nicht mehr zufrieden ist.“

Die Gäste aus dem schwäbischen Teil Bayerns zogen sich von Beginn an zurück und überließen den Berlinern viel Ballbesitz, dafür aber keinen Raum. Das war undankbar für Hertha, denn selbst das Spiel machen ist nicht die Stärke der Berliner. Sie sind besser im Reagieren als im Agieren, erobern lieber den Ball als ihn lange zu halten, dann kommt ihr schnelles Umschaltspiel zum Tragen. Doch dafür muss der Gegner auch etwas Offensive zum Umschalten anbieten. „Wir wollten hier zu Null spielen“, erklärte Gästetrainer Markus Weinzierl den Augsburger Matchplan, offensichtlich zu Null auf beiden Seiten des Doppelpunktes. Seit Zweiligazeiten war kein Gegner mehr so defensiv im Olympiastadion angetreten. „Die Gegner wissen mittlerweile, dass sie hier mit Hurra-Fußball nicht bestehen können“, sagte der wiedergenesene Marcel Ndjeng, der erstmals seit dem ersten Spieltag in der Startelf stand.

Was er meinte: Kaum hatte ein Berliner den Ball in der Augsburger Hälfte, schnürten ihn mehrere Augsburger ein, als würden sie ein Netz zusammenziehen. Hajime Hosogai ließ sich aus dem engen Mittelfeld oft zwischen die Verteidiger fallen, um ein wenig Raum zum Atmen zu haben. Dort konnte der Japaner gleich bleiben: Nach zwanzig Minuten musste Sebastian Langkamp mit Verdacht auf Muskelfaserriss im Oberschenkel vom Platz. Für ihn kam Niemeyer und Hosogai rückte dauerhaft in die Innenverteidigung. „Er war heute überragend“, lobte Trainer Jos Luhukay Hosogais Pflichtspielpremiere auf neuer Position, die er bisher nur im Training kurz eingeübt hatte. „Man muss auch mal mit Kleinigkeiten zufrieden sein“, fand der Trainer. Viel zu tun hatte Hosogai aber nicht. Denn die Augsburger Laufmaschine hatte fünf Rückwärtsgänge, aber keinen Vorwärtsgang. Viel mehr als einen Schuss von Matthias Ostrzolek nach einer halben Stunde bekamen sie aus dem Spiel heraus nicht hin.

Die Berliner hatten wenig, aber damit schon mehr Chancen. Doch Schüsse von Ramos, Ben-Hatira, Cigerci und Ndjeng fanden nicht den Weg aufs Tor. Auch der Pausenpfiff brachte keine Besserung: Als der verletzte Verteidiger John Anthony Brooks ein Fußballvideospiel auf der Stadionleinwand vorführte, gab es ebenfalls viel Mittelfeld-, aber kaum Torraumszenen.

Keine Besserung nach der Pause

Zehn Minuten nach Wiederanpfiff änderte sich das auf dem Spielfeld: Da fischte Augsburgs Torwart Marwin Hitz einen Flachschuss von Ramos aus der rechten unteren Ecke. Kurz darauf erreichte wieder ein Freistoß Ramos, doch der drosch den Ball in den mittlerweile nachtschwarzen Himmel. Danach oszillierte das Spiel ereignislos zwischen beiden Strafräumen. Das konnte auch Hany Mukhtar nicht ändern, der als Einwechselspieler erneut den Vorzug vor Ronny erhielt. Die Temperaturen sanken, die Hertha-Kurve wärmte sich mit Protestschreien gegen Schiedsrichterpfiffe auf. Mit dem letzten Pfiff, dem Abpfiff, waren dann alle einverstanden.

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