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Daniel Beichler sorgt bei Hertha derzeit nur Abseits des Spielfelds für Furore.

© dpa

Nach Interview: Hertha ist sauer auf Beichler

Daniel Beichler war Herthas zweitteuerster Einkauf vor der Saison. Gespielt hat er bisher keine Minute - was auch am Österreicher selbst liegt. Nun sorgt er ein weiteres Mal für Wirbel.

Markus Babbel gibt sich gerne ein bisschen geheimnisvoll. Seitdem er Hertha BSC trainiert, darf die Öffentlichkeitsabteilung des Berliner Fußball-Zweitligisten nach dem Abschlusstraining keine Informationen mehr darüber verbreiten, welche Spieler überhaupt dem Kader angehören. Insofern war es eine mittlere Sensation, dass Babbel sich am Donnerstag, zwei Tage vor dem Hinrunden-Abschluss beim Tabellenführer Augsburg, in einer Personalie bereits klar positioniert hat. Daniel Beichler, immerhin österreichischer Nationalspieler und Herthas zweitteuerster Einkauf im Sommer, wird an diesem Freitag nicht mit ins Schwabenland reisen.

Auf den ersten Blick mag diese Entscheidung nicht allzu sehr überraschen. Beichler hat in seinem ersten halben Jahr in Berlin noch kein einziges Mal für Herthas Profis gespielt, nur einmal, vor zwei Wochen beim TSV 1860 München, gehörte er überhaupt zum Kader. Dass es für Augsburg wieder nicht reicht, hat jedoch nicht nur sportliche Gründe. Bei Hertha sind sie gerade ein bisschen sauer auf den 22 Jahre alten Österreicher. Beichler hat sich am Donnerstag in einem Interview mit der Boulevardzeitung "BZ" über seine Situation beschwert, mangelnde Kommunikation mit dem Trainer beklagt ("Wir reden nicht viel miteinander") und mehr Vertrauen angemahnt.

"So geht das nicht im Profifußball", hat Herthas Manager Michael Preetz auf Beichlers Vorwürfe erwidert. "Der Weg ist der falsche: Erst kommt die Leistung, dann das Vertrauen." Es ist nicht das erste Mal, dass es Wirbel um den Österreicher gibt, für den Hertha vor der Saison immerhin eine halbe Million Euro an Sturm Graz überwiesen hat (und bei Aufstieg noch einmal die Hälfte drauflegen müsste). Vor gut anderthalb Monaten berichtete eine Zeitung aus seiner Heimat, dass es im Training einen Streit zwischen Beichler und seinem Trainer gegeben habe und Babbel den Nationalspieler seitdem links liegen lasse. Hertha hat dementiert, dass es ein solches Zerwürfnis gegeben hat.

Tatsache ist, dass Babbel mit Beichlers Trainingsleistungen nicht immer einverstanden war, dass er aber in den vergangenen Wochen durchaus Fortschritte registriert hat. Die Entwicklung sei positiv, doch dazu gehöre auch eine gewisse Hartnäckigkeit. Deshalb ärgert sich Herthas Trainer umso mehr über das Interview des Österreichers. "Das ist einfach unnötig, speziell vor so einem wichtigen Spiel", sagt Babbel. "Mit solchen Aussagen hilft er uns nicht weiter." Hilft er auch sich nicht weiter, "weil er dabei ist, bei der Mannschaft ein Stück weit seinen Kredit zu verspielen".

Babbel kann sogar verstehen, dass Beichler "einen Frust schiebt". Der Österreicher kam im Sommer schon mit Schmerzen nach Berlin, musste an der Leiste operiert werden und anschließend wochenlang pausieren. Seit Mitte Oktober trainiert er wieder, doch zum Einsatz kam er bisher nur mit Herthas U 23 in der viertklassigen Regionalliga. Beichler sei zwar besser geworden, sagt Babbel, "aber es gibt zu viele Spieler, die noch besser sind".

Die Erwartungen des Österreichers sahen im Sommer wohl etwas anders aus. Hertha war nicht der einzige Verein, der an Beichler interessiert war. "Er darf jetzt nicht in Selbstmitleid zerfließen, sondern muss Gas geben und einfach dran bleiben", sagt Babbel. Herthas Trainer widerspricht dem Vorwurf Beichlers, er rede nicht viel mit ihm. Im Gegenteil. Er habe mit Beichler mehr gesprochen als mit vielen anderen Spielern, ihm deutlich gemacht, dass er sich erst vom österreichischen auf den deutschen Fußball, auf das das schnelle, körperliche Spiel, umstellen müsse. "Wir wissen, was wir an ihm haben und sind von seinen Qualitäten überzeugt", sagt Babbel. Daniel Beichler sollte das als Angebot zur Versöhnung verstehen.

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