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Mainz' Choupo-Moting mit Herthas Pekarik im Zweikampf.

© dpa

Mainz - Hertha 1:1: Flexibel in der Fastenzeit

In einem taktisch geprägten, dynamischen Spiel mit ständig wechselnden Formationen trennen sich Hertha und Mainz 1:1. Die Berliner bringen sich durch ein ungeschicktes Foul von Allagui im Strafraum um den vollen Lohn. Trainer Luhukay ist dennoch zufrieden.

Die Berliner kamen zu spät. Eine kleine Gruppe der mehr als 1500 nach Mainz mitgereisten Hertha-Fans war kostümiert erschienen, mit Lockenperücken, einer trug sogar ein plüschrosa Eselskostüm. Dabei war Fastnacht in Rheinhessen seit Aschermittwoch vorbei. Doch so schnell lässt sich der Aufzug nicht mehr wechseln.

Hertha BSC und der FSV Mainz 05 waren da flexibler. In einem taktisch geprägten, dynamischen Spiel mit ständig wechselnden Formationen trennten sich beide Teams vor 29.760 Zuschauern 1:1 (0:0) und bleiben in Reichweite der Europapokalplätze. Die Berliner liegen zwei Punkte hinter Mainz und dem punktgleichen FC Augsburg auf Rang neun. "Ich bin froh darüber, dass wir einen Punkt mit nach Berlin nehmen", sagte Trainer Jos Luhukay.

Die fröhliche Jahreszeit mag vorbei sein, doch in Mainz war auch in der Fastenzeit ein unterhaltsames Spiel zu sehen mit vielen Überraschungen. Fabian Holland, der am dritten Spieltag zuletzt im Kader stand, rückte etwa plötzlich in die Startelf. Das lag an der ungewöhnlichen Berliner Formation, hinter den Stürmern Sami Allagui und Adrian Ramos bildeten Hajime Hosogai, Marcel Ndjeng, Johannes van den Bergh und Per Skjelbred anfangs eine Art Mittelfeldraute. "Wir hatten einen Matchplan A und einen Matchplan B, je nachdem wie Mainz spielt", sagte van den Bergh anschließend. "Nach 20 Minuten haben wir dann umgestellt."

Denn auch der FSV-Trainer Thomas Tuchel hatte sich für das Taktiker-Duell mit dem Kollegen Jos Luhukay etwas einfallen lassen. Er begann mit drei Stürmern, dahinter spielte der ebenfalls offensiv denkende Nicolai Müller.

Schon in den ersten zehn Minuten agierten beide Teams sehr druckvoll, vor allem die Berliner starteten sehr offensiv und drohten, überrannt zu werden. Eric Maxim Choupo-Moting und Shinji Okazaki gaben einen Warnschuss und -kopfball ab, auf der Gegenseite schoss Marcel Ndjeng übers Tor. Den rief Luhukay nach zehn Minuten an die Seitenlinie und zeigte ihm einen Zettel mit taktischen Änderungen. Ndjeng spielte fortan... ja, was spielte Ndjeng eigentlich?

Torwart Kraft rettete Hertha mehrmals vor dem Rückstand

Mal war er wie anfangs auf dem rechten Flügel zu finden, dann kurz in der Spitze, hinter der Spitze, vor der Abwehr oder rechts in der Abwehr. Er schien irgendwann selbst verwirrt über die eigene Vielseitigkeit, diskutierte angeregt mit den Kollegen über die richtige Verortung seiner Dienste und verlor darüber einige Bälle an den Gegner. Der rannte immer wieder auf Thomas Kraft zu, doch der Hertha-Torwart rettete seine Mannschaft mehrmals vor dem Mainzer Dreiersturm, ob mit den Händen, mit dem Kopf oder einmal mit den Füßen voraus gegen Müller. "Der ein oder andere Ballverlust geht auf meine Kappe", gab Ndjeng nach dem Schlusspfiff zu, "es war wichtig, dass die Mannschaft das kompensieren konnte."

Die Berliner verrichteten Schwerstarbeit in der Defensive, aber konnten sich kaum mit einem Gegenangriff befreien. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit, als Mainz zwischenzeitlich wieder die Taktik auf zwei Spitzen umgestellt hatte, gab es vorsichtige Annäherungen ans Tor, das Sami Allagui aus spitzem Winkel aber verfehlte.

Zur Halbzeit erhielt Ndjeng endlich eine eindeutig zu verstehende taktische Anweisung: Er verließ das Spiel, Ronny kam hinein. Durchaus mutig in einem Spiel zweier disziplinierter Teams, in dem mutmaßlich Laufstärke und Taktikverständnis entscheiden würden. Doch der Mut wurde gleich nach Wiederanpfiff belohnt, denn Fußball bleibt bei aller Formationsflexibilität doch ein Fehlerspiel: Mainz' Choupo-Moting verlor den Ball vor dem eigenen Strafraum an Per Skjelbred, der passte weiter zu Adrian Ramos, der aus der Drehung sein 15. Saisontor schoss. Es war wieder einmal ein wichtiger Führungstreffer. "Ronny hat uns Ballsicherheit im Passspiel zurückgegeben", sagte Luhukay. "In der zweiten Halbzeit haben wir unser wahres Gesicht gezeigt."

Hertha war zweikampfstärker und entschlossener

Die Gäste agierten nun sehr viel druckvoller, doch hatten Glück, als das Mainzer Stadion schon jubelte, aber Nikolce Noveski den Ball knapp vorbeiköpfte. Hertha attackierte weiter. Dass die Mainzer nun mehr Risiko eingehen mussten und so Raum zum Kontern ließen, kam den Berlinern entgegen. Selbst Ronny hatte seine Momente, zweimal konnte FSV-Torwart Loris Karius seine Schüsse kaum festhalten.

Die Berliner waren zweikampfstärker und entschlossener, aber damit übertrieb es Allagui, als er den Mainzer Joo-Ho Park im Strafraum umgrätschte. Beim Elfmeter von Choupo-Moting sprang Hertha-Keeper Kraft in die richtige, die linke Ecke, aber kam nicht mehr an den Schuss heran. Nach dem Ausgleich brachte Hertha mit Peter Niemeyer einen zweiten defensiven Mittelfeldspieler, aber beide Teams hielten weiter die hohe Intensität. Karius rettete gegen Langkamp, Kraft gegen Choupo-Moting. Am Ende einigten sich beide Teams offenbar auf die Taktik, dass ihnen jeweils ein Punkt reichte.

"Wir befinden uns spielerisch in einer schwierigen Phase - auch wegen der vielen Ausfälle", sagte Ndjeng, "Umso wichtiger ist es, dass wir die Aufgaben lösen, die uns gestellt werden."

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