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Abseits

© dpa

Kleine Regelkunde: Holland - Italien: Abseits oder nicht?

Das 1:0 der Holländer im Spiel gegen Italien hat viele Zuschauer verblüfft. Zu Grunde liegt eine Regel, die kaum jemand kennt - noch nicht einmal Günter Netzer, wie der ARD-Experte in der Halbzeitpause ungläubig lächelnd zugab. Und was meinen Sie?

Holland ging im EM-Spiel gegen Italien durch ein Tor 1:0 in Führung, an dessen Anerkennung selbst die holländischen Spieler ihre Zweifel zu haben schienen. Wesley Sneijder drosch den Ball in den italienischen Strafraum, wenige Meter vor dem Tor lauerte Ruud van Nistelrooy - klar allein vor Torwart Gianluigi Buffon, nach Regelauslegung von Schiedsrichter Peter Fröjfeldt aber trotzdem nicht im Abseits. Van Nistelrooy lenkte den Ball ins Tor, schaute irritiert zum Schiedsrichter und jubelte dann vorsichtig. Fröjfeldt gab den Treffer, denn der italienische Verteidiger Christian Panucci lag hinter der Grundlinie und hob nach Meinung des Schiedsrichters damit das Abseits auf. Die hier zugrunde liegende Regel lautet: "Begibt sich ein verteidigender Spieler hinter die eigene Torlinie, um einen Gegner abseits zu stellen, lässt der Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen und verwarnt den verteidigenden Spieler bei der nächsten Spielunterbrechung, weil er das Spielfeld ohne Erlaubnis des Schiedsrichters absichtlich verlassen hat." Der Schiedsrichter müsste demnach entscheiden, ob der verteidigende Spieler das Feld verließ, mit dem Ziel, seinen Gegner abseits zu stellen. Fröijfeldt sah dies so, obwohl Panucci von seinem Torwart Buffon zuvor ins Aus befördert worden war zu einem Zeitpunkt jedenfalls, zu dem die Entstehung einer Abseitssituation noch gar nicht abzusehen war. Selbst ARD-Experte Günter Netzer gab in der Halbzeit zu, dass ihm "diese Regel unbekannt ist".

Manfred Amerell, der Schiedsrichtersprecher des Deutschen Fußball-Bunds, interpretierte die Regel so: "Das Tor ist korrekt, die Entscheidung des Schiedsrichters richtig. Ein Abwehrspieler kann einen Angreifer nicht abseits stellen, nur weil er sich hinter der Torlinie befindet. In diesem Fall lag der Spieler unabsichtlich hinter der Linie und wird deshalb auch nicht verwarnt, wie es von der Regel im Absichtsfalle verlangt wird. Dennoch ist er Teil des Spiels und hebt damit eine Abseitsstellung auf." Auf die Frage nach dem Sinn der Regel sagte er: "Fragen Sie mich nicht nach dem Sinn einzelner Fußballregeln, sondern nur nach ihrer Bedeutung."

Es war in jedem Fall eine knifflige Situation, die vor allem die italienischen Fans und Spieler ärgerte. Luca Toni äußerte seinen Unmut über das gegebene Tor am lautesten, der Bundesliga-Profi vom FC Bayern sah daraufhin gelb. (Tsp)

Mathias Klappenbach über die knifflige Abseitsregel

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