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Jacques Rogge, 71, wurde 2001 in Moskau als Nachfolger von Juan Antonio Samaranch vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) zum Präsidenten gewählt. 2009 verlängerten die Mitglieder seine Amtszeit noch einmal um vier Jahre. Der Chirurg aus Belgien nahm 1968, 1972 und 1976 im Segeln an den Olympischen Spielen teil, sein bestes Ergebnis war Platz 14 im Finn Dinghy. Außerdem spielte er in der belgischen Rugby-Nationalmannschaft. Seine sportpolitische Karriere führte ihn über die Präsidentschaft des Nationalen Olympischen Komitees von Belgien 1989 und die der europäischen Nationalen Olympischen Komitees 1991 als Mitglied ins IOC, 1998 in die Exekutive des Komitees und schließlich an dessen Spitze. Rogge ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.

© AFP

IOC-Präsident Jacques Rogge: "Sie können Sport und Politik nicht trennen"

Jacques Rogge war zwölf Jahre Präsident des IOC. In drei Wochen wird sein Nachfolger gewählt. Im Tagesspiegel-Interview spricht er über den Preis der Winterspiele in Sotschi, Usain Bolt und die olympische Zukunft.

Monsieur Rogge, bei der Leichtathletik-WM in Moskau wird gerade über das russische Gesetz gegen „schwule Propaganda“ gestritten. Müssen homosexuelle Athleten und Zuschauer fürchten, bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi diskriminiert zu werden?
Das Internationale Olympische Komitee ist sich darüber im Klaren, dass Sport ein Menschenrecht ist und allen zugänglich sein muss, ungeachtet von ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Die Spiele selbst müssen für alle offen sein, das gilt für Zuschauer, Offizielle, Journalisten und natürlich die Athleten. Wir würden uns mit aller Kraft jeglicher Bewegung entgegenstellen, die dieses Prinzip gefährdet.

Zunächst hieß es, das Gesetz komme während der Spiele nicht zur Anwendung, dann sagte der russische Sportminister, es gelte auch dann.
Wie Sie wissen, ist das Gesetz erst kürzlich verabschiedet worden und es bleibt abzuwarten, ob und wie es umgesetzt wird, vor allem was die Spiele in Sotschi betrifft. Als Sportorganisation können wir weiterhin daran arbeiten, dass die Spiele ohne Diskriminierung gegen Athleten, Offizielle, Zuschauer und Medien stattfinden. Das IOC hat jedenfalls Zusagen von höchsten Regierungsstellen in Russland, dass diese Gesetzgebung niemand beeinträchtigen wird, der die Spiele besucht oder daran teilnimmt.

Und wie wird das IOC mit Athleten umgehen, die dieses Gesetz kritisieren oder zum Beispiel die Regenbogenflagge zeigen wie jetzt die schwedische Hochspringerin Emma Green auf ihren Fingernägeln?
Die Regel 50 der Olympischen Charta ist dazu da, um sicherzustellen, dass die Spiele frei bleiben von proaktiven Protesten und Demonstrationen jeglicher Art. Das sollte nicht als Sanktion gesehen werden, sondern eher als Mittel, um Athleten zu schützen, damit sie nicht unter Druck gesetzt werden, die Spiele als Plattform zu nutzen. Dank dieser Regel können und werden Athleten aus mehr als 200 Nationen ihre Wettkämpfe in einem neutralen Umfeld austragen. Aber das IOC wird mit möglichen Aktionen immer sensibel umgehen und auch immer von Fall zu Fall entscheiden.

Das Verhältnis zwischen Politik und Sport bleibt angespannt.
Natürlich. Sie können nicht sagen, dass Sport und Politik getrennt sind. Sport und Politik sind miteinander verbunden. Wir brauchen die Politik und öffentliche Behörden, um Sport zu entwickeln. Es gibt keine gute Sportentwicklung ohne gute Sportpolitik. Die Politik schafft Infrastruktur, bezuschusst die Verbände, bildet Ärzte, Physiotherapeuten, Techniker aus, kann uns mit einer guten Gesetzgebung helfen. Was wir nicht wollen, ist eine Manipulation des Sports durch Politiker für ihre eigenen Zwecke. Aber diese Versuchung wird es immer geben, es ist so wie im Doping. Deswegen muss die Autonomie des Sports immer wieder neu definiert werden.

Waren Sie glücklich über die Vergabe der Winterspiele 2014 nach Sotschi?
Ich glaube, dass es eine gute Herausforderung für das IOC war, Wintersport in eine Region zu bringen, die dafür noch keine Anlagen hatte. Russland ist das größte Land der Welt. Es hat zwar Sportstätten für Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, aber eben nicht für Ski alpin.

Gibt es eine rote Linie für das IOC, Spiele nicht an einen Ort zu vergeben, weil zu viel Natur zerstört wird oder Hunderte von Menschen ihre Häuser verlieren?
Man muss sicherstellen, dass die ökologischen Schäden so gering wie möglich und die Lösungen nachhaltig sind. Wir wollen, dass die Spiele ein Vermächtnis haben. Und Sotschi wird ein großartiges Vermächtnis haben. Man bringt Entwicklung und Arbeitsplätze in eine Region, die vorher nicht viel davon hatte. In Sotschi hatte man unzugängliche Täler, es gab keine Straßen und Eisenbahnen, die Touristen befördern und Unternehmen Erträge bringen können. Doch zu Ihrer Frage: Sie haben immer Umsiedlungen, wenn man Infrastruktur baut. Aber sie müssen nach den richtigen Regeln ablaufen. Die Entschädigung muss gut sein. Und fair.

Ist das Vermächtnis Sotschis groß genug, um die Umsiedlung der Menschen zu rechtfertigen?
Ja, weil die Menschen in Häuser und Wohnungen umgesiedelt wurden, die eine höhere Qualität haben als die, in denen sie bisher wohnten. Es gibt natürlich immer einen emotionalen Faktor, das kann man nicht vermeiden. Ich bin ab und zu in Brüssel. Da gibt es die Gebäude der Europäischen Union, Parlament, Kommission. Sie sind in der Brüsseler Altstadt entstanden, Menschen mussten dafür umziehen. Es gab Widerstände, aber mit der Zeit haben die Menschen verstanden, dass es für sie dort keine Zukunft gab und einem Umzug zugestimmt. Für einen neuen Flughafen, eine neue Autobahn gibt es immer Umsiedlungen.

Aber die EU arbeitet nun jeden Tag in den Gebäuden und auf den Flughäfen landen jeden Tag Flugzeuge, während es künftig in Sotschi vielleicht zwei, drei Wintersportereignisse im Jahr geben wird.
Oh, es wird deutlich mehr geben. Sie haben dort die Möglichkeit, für sieben Wintersportarten Veranstaltungen auszutragen. Sie bekommen ein modernes Fußballstadion, mit dem sie auch in der russischen Liga spielen könnten. Und es wird jährlich ein Formel 1-Rennen geben. Es gibt den Zugang zu den unerschlossenen Tälern, einen neuen Flughafen, Tourismus – es ist ein gutes Vermächtnis.

"Für uns gelten die gleichen Kriterien wie für große Unternehmen."

Ist es für das IOC schwieriger geworden, Bewerber für die Winterspiele zu finden?
Nicht wirklich. Ich glaube, dass wir immer noch auf ein großes Interesse stoßen, weil die Winterspiele nicht zu groß sind, nicht zu teuer und gleichzeitig für die Medien sehr attraktiv. Aber man wird immer mehr Schwierigkeiten haben, Bewerber für die Winterspiele als für die Sommerspiele zu finden. Wir haben 200 Länder, in denen Sommersport stattfindet, aber nur 80 bis 90 für den Wintersport.

Wäre München der Favorit, wenn es sich für 2022 nochmal bewirbt?
Ich glaube, München hätte eine sehr gute Chance. Aber es kommt auch auf die anderen Bewerber an, deshalb ist es ein bisschen früh, um darüber zu sprechen.

Staatspräsidenten begnadigen kurz vor ihrem Amtsende Gefangene oder befördern gute Freunde, was machen Sie in den letzten Wochen ihrer zwölfjährigen Amtszeit?
Ich arbeite wie immer. Wir haben wichtige Entscheidungen vorzubereiten, etwa zum olympischen Programm. Außerdem müssen wir über die Sommerspiele 2020 befinden. All das ist schwerer sportpolitischer Stoff. Ich mache also jetzt keine Rundreisen und sage: „Hallo Fans, ich verabschiede mich.“

Als Präsident Obama gewählt wurde, ging es um „Hope“ und „Change“. Aber Guantanamo ist immer noch offen. Auch Ihre Präsidentschaft wurde nach harten Jahren und zahlreichen Korruptionsfällen mit großen Hoffnungen verbunden. Hat das IOC seine Versprechen unter Ihnen eingelöst?
Das IOC hat sich sehr gut verhalten, aber das hat nicht nur mit meinen Bemühungen zu tun, sondern auch mit denen meines Vorgängers Juan Antonio Samaranch. Er hat sehr gut verstanden, dass es nicht ausreicht, einige Mitglieder zu bestrafen, sondern dass man das IOC an sich verändern musste. Was habe ich also getan? Ich habe die Reformen von Samaranch fortgeführt und verstärkt.

Und dazu hatten Sie genügend Einfluss?
Für uns gelten inzwischen die gleichen Kriterien wie für große Unternehmen. Ich habe ein eigenes Prüfungskomitee eingerichtet. Wir haben einen Compliance Officer. Wir haben einen Verhaltenscode für die IOC-Mitglieder. Sie dürfen die Bewerberstädte nicht mehr besuchen. Die Bewerberstädte haben klar begrenzte Regeln für ihre PR-Aktivitäten. Es gibt ein Verbot für Geschenke.

Sehen Sie sich als Reform-Präsident?
Ich würde das nicht so sagen. Ich habe getan, was ich tun musste. In aller Fairness muss ich sagen: Als ich gewählt wurde, war der Geist der Reformen schon da. Ich habe die Reformen umgesetzt.

Was war Ihr größter Erfolg in diesen zwölf Jahren?
Da gibt es im Grunde fünf Bereiche. Zunächst die Qualität der Olympischen Spiele. Wir hatten in meiner Amtszeit drei Sommerspiele und drei Winterspiele. Alle waren sehr erfolgreich. Das Zweite sind die Olympischen Jugendspiele, sie sind schon jetzt ein Erfolg und werden sich noch weiter entwickeln. Das Dritte ist, dass wir unsere Werte gut verteidigt haben, wir kämpfen sehr hart gegen Doping, als einzige Sportorganisationen frieren wir Dopingproben für acht Jahre ein. Für die Olympischen Spiele haben wir den Blutpass eingeführt, die Zahl der Kontrollen verdoppelt. Die gleichen Anstrengungen unternehmen wir jetzt gegen illegale Sportwetten und Spielmanipulationen.

Sie sprachen von fünf Bereichen.
Das Vierte ist unsere finanzielle Solidität. Trotz der Finanzkrise steht es um unseren Haushalt wirklich gut. Wir haben Rücklagen in Höhe von 900 Millionen US-Dollar. Vor zwölf Jahren waren es noch 100 Millionen. Damit könnten wir auch vier Jahre überbrücken, falls die Spiele einmal nicht stattfinden sollten. Und schließlich haben wir bei den Vereinten Nationen als Organisation einen Beobachterstatus erreicht. Wir haben sehr viele Aktivitäten aus sozialer Verantwortung veranstaltet, Sport in Flüchtlingslager gebracht, in Konfliktgebiete, in benachteiligte Regionen.

Liegen Ihnen davon nicht doch die Olympischen Jugendspiele am meisten am Herzen?
Wenn es um Herzenssachen geht, würde ich den Erfolg der Spiele auf eine Stufe mit den Jugendspielen stellen. Weil die Spiele so wichtig für die Athleten sind.

Gab es für Sie in Ihrer Amtszeit den perfekten olympischen Moment?
Es gab viele emotionale Momente. Aber der Auftritt von Usain Bolt bei den Spielen in Peking – das war etwas ganz Besonderes. Das Erscheinen eines Megastars. Michael Phelps mit seinen Medaillen und Rekorden in London war auch ein solcher Moment.

Sie greifen Bolt heraus, obwohl Sie ihn in Peking für seinen arroganten Jubel kritisiert haben?
Das hat nichts damit zu tun, dass ich ihn wirklich respektiere und bewundere. Seine athletische Leistung ist wirklich überragend.

Hat er seine Lektion gelernt?
Das will ich nicht kommentieren.

"Thomas Bach ist ein sehr starker Kandidat – so wie die fünf anderen auch."

Gibt es Kapitel in Ihrer Präsidentschaft, die noch nicht vollendet sind?
Es gibt Dinge, die sind nie vollendet. Sie werden auch die Prioritäten meines Nachfolgers sein. Die Qualität der Spiele, der Kampf gegen Doping und illegale Sportwetten. Wir werden dabei Fortschritte machen, aber das wird nie aufhören. Ein anderes Thema, das mein Nachfolger sicher noch stärker verfolgen wird, sind Aktivitäten, um junge Menschen zum Sport zu bringen und damit gegen Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislaufkrankheiten vorzugehen.

Während der Olympischen Spiele von London sagte Organisationschef Sebastian Coe, dass seine Generation möglicherweise die erste sein wird, die fitter ist als die jüngere.
Das ist genau das, was ich sage. Ein Drittel der Jugendlichen im Alter von 18 Jahren weltweit ist übergewichtig. Jugendliche sitzen in der Woche zwischen 25 und 40 Stunden vor einem Bildschirm. Ich bin zwar etwas älter als Coe, aber genauso aufgewachsen wie er. Meine Generation hat in diesem Alter 40 Stunden in der Woche Sport gemacht. Für Sport braucht man einen Willen, man muss manchmal etwas aushalten und Geduld haben, um Fortschritte zu machen. Bei Videospielen hält man nichts aus, man hat nur Spaß, es ist Unterhaltung. Unterhaltung gegen Anstrengung, das ist der Kampf, den der Sport gewinnen muss.

Ist das auch die größte Herausforderung für das IOC?
Es ist zusammen mit der Güte und Werthaltigkeit der Olympischen Spiele in der Tat das Wichtigste.

Gab es einen Punkt in Ihrer Amtszeit, an dem Sie von ihrem IOC enttäuscht waren, etwa über eine Entscheidung?
Das hatte mit dem IOC nichts zu tun, ich hatte einen sehr dunklen Moment, als der Rodler Nodar Kumaritaschwili bei den Winterspielen in Vancouver tödlich verunglückte. Das war der schlimmste Moment meiner Amtszeit und ich hoffe, dass so etwas nie wieder passiert. Ansonsten kann ich mich an keine Frage erinnern, dass das IOC etwas von mir abgelehnt hätte. Doch außerhalb des IOC gab es für mich große Enttäuschungen, vor allem Dopingfälle: Marion Jones, Lance Armstrong, die Operacion Puerto. Das waren Fälle, in denen wir es nicht geschafft hatten, die Betrüger zu erwischen, also wir das IOC, die Wada und alle anderen, die für die Kontrollen verantwortlich sind.

Die Fifa hat ihre WM 2022 an Katar vergeben, das IOC Winterspiele nach Sotschi und Pyeongchang, Sommerspiele nach Rio und immer ging es dabei auch darum, neue Märkte zu erschließen. Ist dieser Prozess jetzt abgeschlossen?
Ganz bestimmt nicht. Das IOC und die Olympischen Spiele brauchen Afrika. Es ist meine Hoffnung, dass wir auf mittlere Sicht eine Bewerbung für die Spiele aus Afrika bekommen.

Aus welchem Land könnte die kommen?
Südafrika hat auf jeden Fall das Potenzial. Auch ein Land wie Nigeria, hinsichtlich seiner Bevölkerungsgröße und seiner Entwicklung. Aber es könnte noch andere geben, nordafrikanische Länder zum Beispiel. Gleichwohl wäre Südafrika immer der Favorit innerhalb Afrikas.

Was braucht Ihr Nachfolger am meisten?
Was ich selbst auch gebraucht habe: die Fähigkeit, Leuten genau zuzuhören, und nicht zu viel zu reden.

Haben Sie einen persönlichen Favoriten unter den sechs Bewerbern?
Habe ich nicht, ganz ehrlich, und selbst wenn ich einen hätte, würde ich Ihnen den nicht verraten. Schauen Sie, ich kenne die sechs Kandidaten schon sehr lange. Wir haben freundschaftliche Kontakte aufgebaut. Jeder von ihnen hat alle Qualitäten, um ein sehr guter Präsident zu sein.

Ist Thomas Bach der Favorit?
Sie werden mir keine Empfehlung entlocken, bitte respektieren Sie meine Neutralität. Er ist ein sehr starker Kandidat – so wie die fünf anderen auch.

Was macht Thomas Bach so stark?
Die Qualitäten, die auch die anderen fünf haben: Wissen über den Sport, Liebe zum Sport und das, was er erreicht hat im IOC und im Leben.

Was wird Ihr Platz in der olympischen Bewegung nach dem September sein?
Ich weiß es nicht, das wird sich in zehn Jahren herausstellen. Die Geschichte braucht immer etwas Zeit, um ihre Urteile zu fällen. Ich habe nur eine Hoffnung: Dass die Menschen berücksichtigen, dass ich ein starkes Erbe von Samaranch übernommen habe, und ein genauso starkes, wenn nicht sogar stärkeres Erbe an meinen Nachfolger übergeben habe.

Wie werden Sie selbst in der olympischen Bewegung eingebunden bleiben?
Ich werde die aktuellen Ereignisse weiter verfolgen, jeden Morgen den Pressespiegel lesen. Ich werde weiter zu den Olympischen Spielen fahren, an Konferenzen teilnehmen. Das wird mich weiter mit der olympischen Bewegung verbunden halten.

Wenn Sie jeden Morgen das Presseecho lesen, haben Sie dann den Eindruck, dass sich die Wahrnehmung der olympischen Bewegung in den letzten zehn Jahren verändert hat?
Ja, und zwar so: jünger, attraktiver, mehr Zuschauer. Ich zeige Ihnen mal ein paar interessante Zahlen (geht zu seinem Schreibtisch und kommt mit einem Stapel Papier zurück). Zu den Spielen von London haben wir Untersuchungen gemacht. Was den Markenwert und die Bekanntheit betrifft, liegen wir in allen Altersgruppen weltweit vor Coca Cola, nur bei den Acht- bis Zwölfjährigen hinter Coca Cola auf Platz zwei, weil Achtjährige eben noch nicht so viel Sport im Fernsehen schauen. Verglichen mit 2008 werden die Spiele als innovativer wahrgenommen, mehr mit Vermächtnis und Tradition in Verbindung gebracht, aber auch als kommerzieller angesehen. Verglichen mit Peking ist die Zahl der Zuschauer von 3,5 auf 3,7 Milliarden gestiegen.

Die Olympischen Jugendspiele sind schon eine Vision für sich. Gibt es einen Weg, um sie noch sichtbarer zu machen?
Das wird sich ganz von selbst ergeben. Die nächsten Spiele werden im August 2014 in Nanjing stattfinden, wir haben dafür zum ersten Mal Fernsehrechte verkaufen können. Das ist ein wichtiges Zeichen.

Wird der Charakter der Spiele bleiben?
Die Kombination aus sportlichem Wettbewerb, Kultur und Erziehung ist das Prinzip. Ohne Kultur und Erziehung müssten wir die Jugendspiele gar nicht austragen, sie wären eine Jugend-Weltmeisterschaft. Sie sind auch ein Ort für olympische Innovationen. Wie das „Drei gegen Drei“ im Basketball. Wir führen neue Disziplinen ein, werten sie aus und schauen, ob Sie die ins Programm der großen Spiele aufnehmen können.

Wenn Sie in sich hineinhören, was ist das vorherrschende Gefühl am Ende Ihrer Präsidentschaft? Stolz, Zufriedenheit, Melancholie?
Bestimmt keine Melancholie oder Nostalgie. Ich glaube, es ist Gelassenheit. Ich habe sehr hart für die olympische Bewegung gearbeitet, und es ist sehr wichtig, dass ich meinem Nachfolger gute Verhältnisse übergebe. Ich bin nur ein Läufer in einer langen Staffel, der achte Läufer der IOC-Präsidentenstaffel. Und wenn Sie sich die Programme der sechs Kandidaten anschauen, sehen Sie, dass Sie sich alle sehr ähneln: Sie alle wollen keine Revolution, sondern eine Evolution.

Das Gespräch führte Friedhard Teuffel.

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