zum Hauptinhalt
Wedelt er bald wieder für Bayern? Heynckes feiert im Münchner Olympiastadion den Meistertitel 1989.

© picture-alliance / Sven Simon

Zurück zum FC Bayern?: Jupp Heynckes - ein Wanderer kehrt heim

München also, München wieder: Wie aus dem schüchternen Jupp der Weltmann Heynckes wurde, der die Bayern ein weiteres Mal retten soll.

Am Sonntag war Jupp Heynckes gefragt worden, was er von den Wechselspielchen des Kollegen Felix Magath halte. Heynckes fand klare Worte, er sagte, dass das jeder für sich selber wissen müsse, wie er so etwas handhabt, seine Sache sei das nicht, er habe noch jeden Vertrag eingehalten. Das konnte man schon mal als kleine verbale Ohrfeige verstehen und als deutliches Bekenntnis gegen den Irrwitz der Liga in den vergangenen Tagen. Am Montag nun legte Heynckes nach und demonstrierte bei seiner Abschiedserklärung von Bayer Leverkusen, wie man dergleichen macht: klar, offen, ehrlich. Früh habe er seinen Verein davon in Kenntnis gesetzt, dass er gegen Ende der Saison aufhören möchte. Bis Ende Dezember, Anfang Januar, habe er eigentlich erwogen, in Leverkusen zu bleiben, „der Umdenkungsprozess setzte bei mir in den ersten Wochen der Rückrunde ein, Bayer 04 war darüber informiert. Die Entwicklung hat weder private noch gesundheitliche Gründe, sie fiel auch unabhängig von der Entwicklung in München.“ Äußerungen und Art des Auftritts wirkten, als wolle da ein Erwachsener den Kindern, die sich in der Vorwoche ausgetobt haben, noch einmal zeigen, was Seriosität ist.

München also, München wieder. Dort hoffen sie seit dem angekündigten Ende für Louis van Gaal, dass der alte Freund Heynckes das Amt übernimmt. „Es gibt weder eine Zusage von mir, noch haben bisher Vertragsverhandlungen mit dem FC Bayern stattgefunden“, teilte Heynckes mit. Aber auch dass Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge ihn nach der Trennung von van Gaal bereits kontaktiert und ihm den Trainerposten angeboten habe, „dann habe ich natürlich auch mit meinem Freund Uli Hoeneß telefoniert“.

Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass der 65-Jährige dem Werben nachgibt und dahin zurückkehrt, wo er von 1987 bis 1991 zwei Meisterschaften und den Supercup gewann sowie 2009 kurzfristig die Scherben des Jürgen Klinsmann zusammenkehrte und die Mannschaft noch in die Champions League hob. Sie werden verhandeln müssen, nicht über Geld, nicht über Laufzeiten, davon wird nichts abhängig sein, wohl aber von der personellen Zusammensetzung der Mannschaft.

Sinnvoll ist der Transfer allemal. Es wäre eine Heimkehr nach langer Wanderschaft. Und nach einem Reifungsprozess. Heynckes in der ersten Phase bei den Bayern, das war ein akribischer Arbeiter, der mitunter einen schon fast verdrucksten Umgang mit der lokalen Presse hatte und dadurch nicht immer souverän wirkte. Gescheitert ist er in München allerdings nicht, seiner Entlassung gingen gehörige Intrigen im Vorstand voraus. Die wären noch abgeprallt an Heynckes und dem zum engen Freund gewordenen damaligen Manager Uli Hoeneß. Aber auch der konnte ihn nicht schützen, als eine Verletzungsserie gehörigen Sand ins sportliche Getriebe schüttete.

Und nun kommt Jupp Heynckes als Weltmann zurück, der in Madrid gearbeitet hat und mit Real die Champions League gewann, und der in Bilbao bei Athletic ein fußballerisches Biotop zur Blüte brachte. Die Auslandserfahrung hat ihn offensichtlich gelassener werden lassen. Zumindest trat er bei seinem Intermezzo und dann bei Bayer Leverkusen als ein Trainer und Mensch auf, der tief mit sich im Reinen ist. Die Münchner Presse auf jeden Fall, die das Trainingsgelände an der Säbener Straße regelmäßig und in großer Zahl belagert. Und die Fans, die dem Training zuschauen in einer Menge, wie sonst wohl nirgends auf der Welt, die dürften Jupp Heynckes nicht mehr schrecken. Sogar einen guten Rotwein, sehr wichtig fürs Binnenklima mit dem Präsidenten, weiß er inzwischen auch zu schätzen. Damals, auch das wurde ihm von manchem Bajuwaren angekreidet, trank er überwiegend Wasser.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false