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Er weiß, was gut ist - aber ob es auch schmeckt? Ernährungsguru Wolfgang Feil.

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Kolumne: Ich - Ironman (16): Dem Schleim auf der Spur

Unser Autor will Anfang Juli am deutschen Ironman in Frankfurt teilnehmen. Bisher hat er mit seiner Wettkampfverpflegung fast alles falsch gemacht, erfährt er von Ernährungsguru Wolfgang Feil. Aber salzigen Zimt-Ingwer-Schleim?

Ernährungswissenschaftler Dr. Wolfgang Feil beteuert, dass das sein voller Ernst sei. Er wolle mich nicht quälen, das bestmögliche Frühstück vor dem Ironman sehe leider nun mal so aus: Hirse- oder Haferflocken mit warmem Wasser auflösen, eine zerdrückte Banane in den Brei mischen, 20 Gramm dunkle Schokolade schmelzen, ein bisschen Honig, zwei rohe Eier reinschlagen, ein Teelöffel Zimt, ein Teelöffel Ingwerpuler und soviel Salz (etwa einen halben Teelöffel) hinzufügen, dass der Schleim gerade noch genießbar ist. Wenn er das überhaupt sein kann. Das graubraun-lauwarm-salzig-schleimige Ironman-Frühstück macht mir schon viele Wochen vor dem ersten Löffel Angst.

Dem kulinarischen Schreckensszenario zum Trotz muss es Wolfgang Feil wissen. Als Nährstoffberater betreut er zum Beispiel die Profitriathleten Daniel Unger und Jan Frodeno sowie die deutsche Handballnationalmannschaft. Und jetzt versucht er auch mich vom Star-Frühstück zu überzeugen.

Ich habe vor Ausdauerwettkämpfen bisher morgens immer sechs, sieben Scheiben Toastbrot mit Marmelade gegessen. Schnelle Energie, leicht verdauliche Kost. „Völlig falsch“, sagt Feil und lächelt milde. Die Kohlenhydrate seien zwar gut, aber diesem Frühstück fehle es an Eiweiß, außerdem falle ich damit noch vor dem Start in ein Blutzuckerloch. „Mental fatal“, warnt Feil und preist seinen Brei: Zimt stabilisiere den Blutzuckerspiegel, Ingwer schütze die Muskulatur vor Abbauerscheinungen, Salz gleiche den enormen Natriumverlust beim Schwitzen aus, die dunkle Schokolade verbessere die Durchblutung und Hirse oder Hafer seien besser für die Magenschleimhaut als Weizen.

Wenn die Banane im Magen zum Stein wird

„Die Stabilität des Magens ist einer der ganz entscheidenden Faktoren im Wettkampf“, sagt Feil. Nur zehn Prozent der Triathleten bei einem Ironman seien beim abschließenden Marathon noch in der Lage, Energie in Form von fester Nahrung aufzunehmen. Denn mit zunehmender Belastung werde der Magen-Darm-Trakt immer schlechter durchblutet. Meist sei der Magen so angeschlagen, dass eine Banane darin wie ein Stein liegt und früher oder später ihren Eingang als Ausgang wiederentdeckt.

Genuss spielt also keine Rolle, Funktionalität bestimmt die Zutatenliste. „Zu ekelig darf es natürlich auch nicht sein, da das Essen ja drin bleiben sollte“, sagt Feil. Ich beschwere mich, dass mich vor allem der Gedanke an die zwei rohen Eier in der Morgenpampe anwidere. „Kohlenhydrate verbrennen im Feuer der Eiweiße“, betont Feil ganz lyrisch. Wenn mir der Eintopf zu schleimig sei, dann könne ich die Eier auch einfach kochen und separat essen. Drei- bis viermal solle ich das Frühstück vor dem Wettkampf „proben“. Wenn es zu hart wird, könne ich mir immer noch eintrichtern, dass Triathlonstar Jan Frodeno (der in Frankfurt ebenfalls an den Start geht) gerade das gleiche Mahl runterwürgt. „Und iss mehr als dein Appetit dir sagt“, empfiehlt Feil. Diesen Ratschlag werde ich gleich mit dem ersten Löffel erfüllt haben.

Sportlernahrung: Zwischen grünem Tee und Powergel

Trinken solle ich morgens unter anderem 100 Milliliter grünen Tee – aufgebrüht aus sieben Teebeuteln. Das Koffein aus grünem Tee wirke langsamer als das aus Kaffee und halte auch länger an – bis zu vier Stunden. Da Koffein den Fettstoffwechsel anrege und der Körper den Ironman durch die Energie aus dem Fettstoffwechsel bewältige, wird der bittere Tee meine nächste bittere Pille.

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Zehn Minuten vor dem Wettkampf soll ich laut Feil ein Powergel nehmen, um den Blutzuckerspiegel noch einmal zu steigern. „Das ist gut für den Kopf und gibt dir Energie fürs Schwimmen“, erklärt der Ernährungswissenschaftler. In die Radflaschen gehöre ein Getränk auf Eiweißbasis und darein wie ins Frühstück Zimt, Ingwer und Salz. Da der Magen auf dem Rad den wenigsten Erschütterungen ausgesetzt ist, findet die meiste Nahrungsaufnahme in diesen Stunden statt. Zum rollenden Buffet gehören drei, vier Gels griffbereit aufs Oberrohr geklebt und drei Energieriegel. „Die sind wichtig, weil der Kopf es irgendwann nicht mehr erträgt, nur flüssige Nahrung aufzunehmen“, sagt Feil. Und Energie muss der Ironman viel aufnehmen. Je nach Körpergewicht verbraucht er 600 bis 800 Kilokalorien pro Wettkampfstunde. Das Magentraining hat begonnen.

Im Juli erscheint das neue Buch von Dr. Wolfgang Feil: „Die Dr. Feil Strategie – So ernähren sich Sportler heute“.

Arne Bensiek ist Autor des Tagesspiegel. Jeden Donnerstag erscheint seine Kolumne „Ich – Ironman“ auf www.tagesspiegel.de/ironman.

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