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Abschied unter Tränen: Der frühere Fußball-Nationalspieler Tim Borowski hat im Alter von 32 Jahren seine Profi-Karriere beendet. Anhaltende Probleme am rechten Sprunggelenk haben den Mittelfeldspieler zu diesem Schritt gezwungen.

© dpa

Kommentar: Der Erbe, der nicht erbte

Tim Borowski galt als der legitime Nachfolger von Michael Ballack - ein Versprechen für die Zukunft, dass der Blondschopf nicht einhalten konnte. Ein Kommentar von Stefan Hermanns zum Karriereende des 33-maligen Nationalspielers.

Michael Ballack hat sich seit seinem Abschied vom Profifußball auffallend rar gemacht. Abgesehen von seinem Auftritt als TV-Experte für den amerikanischen Sender ESPN während der Europameisterschaft ist er seit Monaten nicht mehr in Erscheinung getreten. Es ist ruhig geworden um den vielleicht besten deutschen Fußballer der vergangenen zehn Jahre. So ruhig, wie es um Tim Borowski schon seit zwei Jahren ist.

Der Profi von Werder Bremen ist erst jetzt wieder aus der Versenkung aufgetaucht – mit der Nachricht, dass er im Alter von 32 Jahren seine Karriere beendet. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Borowski nun quasi gleichzeitig mit dem vier Jahre älteren Ballack von der Bühne tritt. Mit jenem Ballack, für dessen Erbe er einmal vorgesehen war.

Es war das Schickal Borowskis, dass seine Leistung als Fußballer immer in Relation zu der des sehr viel größeren Michael Ballack betrachtet worden ist. Borowski war nicht einfach der vielfach begabte Mittelfeldspieler Borowski; er war der Mini- Ballack, der Ballack-Backup, der Ballack in Blond … Doch während Michael Ballack ein gutes Jahrzehnt den deutschen Fußball geprägt hat, hat es für Borowski nur zu einer Nebenrolle gereicht. Gerade 33 Länderspiele hat er bestritten, nur zwölfmal stand er in der Startelf. Das ist für einen Spieler seiner Qualität ein beschämender Wert – und liegt weder allein an der übermächtigen Konkurrenz durch Michael Ballack noch an den periodisch auftretenden Verletzungen, unter denen Borowski zu leiden hatte. Es hat auch etwas mit einem Hang zur Selbstzufriedenheit zu tun, die vielen Hochbegabten eigen ist.

„Mein Ziel ist es, besser zu werden als Michael Ballack“, hat Borowski vor vier Jahren gesagt – kurz bevor er zu den Bayern wechselte, um seiner Karriere den entscheidenden Schub zu geben. Heute muss man feststellen: Tim Borowski hat sein Ziel doch deutlich verfehlt.

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