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Der Siegeszug geht weiter. Kapitän Sebastian Kehl führt die schwarz-gelbe Parade nach dem Sieg im Revierderby in der Gelsenkirchener Arena an.

© dpa

Kommentar: Es wird Zeit für Dortmund

Sie gewinnen gegen Bayern und auf Schalke, führen mit acht Punkten die Bundesliga an - und zieren sich trotzdem weiter, Glückwünsche zur Titelverteidigung entgegen zu nehmen. Dominik Bardow findet: Langsam müssen sich die Dortmunder eine Gratulation gefallen lassen.

Sie sind schwer zu fassen, diese Dortmunder. Nicht nur für die Gegner, die sich in der BVB-Abwehr festrennen wie ein Hase in einer Meute Jagdhunde. Und kaum hinterherschauen können, wenn der Ball an ihnen vorbeirast wie in einem Flipperautomaten.

Noch schwerer ist es für Gratulanten. Den trauen die schwarz-gelben Männer mit der Spiel-für-Spiel-Brille nicht, allen voran Chefoptiker Jürgen Klopp. Nur wahrscheinlicher sei die Meisterschaft geworden, sagt der Trainer von Borussia Dortmund. Man werde am Ende schon sehen, ob es was zu feiern gebe. Warum sollen sich seine Spieler mit anderem beschäftigen als Punkte zu sammeln und die beste Saison ihres Lebens zu spielen, fragt er.

Die Antwort: Weil seine Mannschaft praktisch schon Meister ist und sich ein Lob, eine Gratulation nun langsam auch mal gefallen lassen muss. Und weil es für die Spieler längst nicht mehr die beste Saison ihres Lebens ist – die hatten sie schon letztes Jahr. Und nun schon wieder.

Ein Dauerzustand also. Wo führt das alles dann noch hin? Außer zu einer Feier – die, Herr Klopp, ist Ihnen sicher. Mehr Punkte als die Dortmunder Doppelmeister von 1995 und 1996 hat das Team schon geholt. Es kann noch auf 81 Punkte kommen und den Bayern-Rekord von 1998/99 um drei Punkte toppen. Die Fabelserie von 25 ungeschlagenen Spielen in einer Saison ist jetzt schon Rekord. Nächste Saison kann der BVB den HSV angreifen, der mal saisonübergreifend 36 Spiele ohne Niederlage blieb.

Aber wie lässt sich diese Mannschaft fassen, historisch gesehen? Alle genannten Vorgänger gewannen die Champions League. Seltsamerweise beherrschen die Meister der Gegenwart im zweiten Jahr die Bundesliga, während sie in Europa nur Vorrundenparia sind. Aber vielleicht kommt das noch. Vielleicht spielen sie eine noch bessere Saison ihres Lebens und gewinnen alles. Eines ist jetzt schon klar: Gratulieren darf man dann erst mal nicht.

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