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Böser Blick? Babbel (r.) wird nachgesagt, er erreiche die Spieler nicht mehr.

© dapd

Krise in Hoffenheim: Babbels letzte Chance

Erst zwei Siege in dieser Saison, aber schon 20 Gegentore: Markus Babbel wirkt, als erreiche er seine Spieler gar nicht mehr. Das nächste Spiel gegen Schalke könnte schon sein letztes als Trainer der TSG sein.

Das Mienenspiel von Markus Babbel lässt eigentlich nur schwer erahnen, was in dem Trainer der TSG Hoffenheim vor sich geht. Doch nach der 0:3-Niederlage beim FSV Mainz 05 am Samstag herrschte eine Ausdruckslosigkeit in dem Gesicht des 40-Jährigen, die vielen als Hinweis dient, er habe innerlich mit seiner Arbeit im Kraichgau bereits abgeschlossen. Was Babbel dann sagte, klang für die Anhänger dieser Theorie wie eine Abschiedsrede. Und tatsächlich, vieles spricht derzeit dafür, dass sich Babbels Zeit in Hoffenheim dem Ende entgegen neigt. Mit einer Trennung aber wird vor dem kommenden Heimspiel gegen Schalke 04 nicht gerechnet. Es gilt als Endspiel für Babbel.

Die Schneemassen rund um das Trainingszentrum in Zuzenhausen passten zur frostigen Stimmung bei einem Klub, der ganz grundsätzlich als schwer zu trainieren gilt. Trainer sehen sich extremen Einflüssen ausgesetzt, die vom mächtigen Klubmäzen Dietmar Hopp und seinem Beraterkreis initiiert werden. Und aktuell kommt eine alarmierende Punkte- und Trefferbilanz hinzu. Die TSG konnte in dieser Spielzeit erst zwei Siege verbuchen und kassierte mit 20 Treffern die meisten Gegentore aller Bundesligaklubs.

In Mainz präsentierte sich Hoffenheim als Mannschaft ohne Ziel und Perspektive. Die eigenen Fans bedachten ihr Team mit Spottgesängen, und Andreas Müller meinte: „Unser Zweikampfverhalten reicht nicht für die Bundesliga. Ich habe Frust“, schimpfte der Manager. Markus Babbel sprach seiner Mannschaft sogar jeglichen Siegeswillen ab. Es klang wie eine Generalabrechnung eines Trainers, der den Kontakt zu seinen Spielern verloren hat.

Für viele Probleme der Hoffenheimer ist Babbel selbst der Auslöser, beispielsweise indem er im Sommer den Europapokal als Saisonziel ausgab. Dazu holte er Tim Wiese und machte den vormaligen Bremer zum Kapitän – mittlerweile gilt der jedoch im Team als isoliert. Der ehemalige Nationaltorhüter hat mehr mit sich selbst zu tun und wird den Führungsaufgaben, die von ihm als Kapitän erwartet werden, bisher nicht gerecht.

Müller appellierte nach dem Spiel in Mainz an den Mannschaftsgeist: „Mich ärgert, dass die Mannschaft nicht alles aus sich herausholt“, sagte er und wiederholte seine Kritik an den Führungsspielern: „Sie müssen Verantwortung übernehmen, auch für ihre Mitspieler.“ Doch das gesamte Gefüge steht derzeit auf wackeligen Füßen. Babbels Verhältnis zur Mannschaft gilt als belastet. Mehrfach kam es schon zu Disziplinlosigkeiten, doch die Gegenmaßnahmen greifen nicht. Auch sportlich scheint Babbel nicht in der Lage, seiner Mannschaft von der Außenlinie zu helfen . Regelmäßig ergeben sich seine Spieler nach Rückständen und stellen jegliche Gegenwehr ein.

Müller steht vorerst zu seinem Trainer. Mit einem knappen „ja“ beantwortete er die Frage, ob Babbel die Mannschaft noch erreiche. „Wir müssen im Gesamtverbund stabiler arbeiten“, sagte Müller. „Wir müssen jetzt an Lösungen denken, und ich stehe in ständigem Austausch mit dem Trainerteam. Ich kann nicht erkennen, dass die Mannschaft nicht gut vorbereitet in die Spiele geht. Aber wir müssen die Schlagzahl erhöhen.“ Oliver Trust

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