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Landessportbund-Präsident Klaus Böger: "Berlin muss eine Vision entwickeln"

Der Chef des Landessportbundes Klaus Böger wirbt für eine Bewerbung Berlins für die Olympischen Sommerspiele 2024.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Herr Böger, mit Tokio hat eine außereuropäische Metropole den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2020 bekommen. Erhöhen sich dadurch die Chancen für eine Olympiabewerbung Berlins?

Ja, das sehe ich so. Hätte sich jetzt eine europäische Stadt durchgesetzt, wäre Berlin auf lange Sicht chancenlos. So aber sollte Berlin den Versuch wagen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass der Deutsche Sport es will.

Ab wann müsste eine solche Kandidatur vorbereitet werden?

Ab sofort. Wir müssen das Thema jetzt in die öffentliche Diskussion bringen, und erst einmal müssen die Berliner für die Idee gewonnen werden. Wer sich für Olympia bewerben will, braucht einen langen Atem. In vier Jahren trifft das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Auswahl für die Sommerspiele 2024, danach hätte Berlin sieben Jahre Zeit, das Ereignis vorzubereiten. Das ist alles eine große Herausforderung.

Ist es dann nicht kontraproduktiv, dass sich München erneut für die Winterspiele 2022 bewerben will?

Warten wir es ab. Die Entscheidung über eine Bewerbung Münchens steht Ende September an, das ist gleichzeitig eine Grundsatzentscheidung darüber, ob sich Deutschland für Winter- oder doch lieber für Sommerspiele bewerben will. Wenn München erneut antreten darf, wird das die Chancen Berlins für eine Kandidatur nicht gerade verbessern.

Würde es helfen, wenn Thomas Bach, derzeit Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, am nächsten Dienstag zum neuen IOC-Präsidenten gewählt würde?

Das wäre wohl eher neutral. Natürlich wünsche ich Thomas Bach für seine Kandidatur alles Gute, aber ich glaube nicht, dass dies eine deutsche Bewerbung automatisch befördern würde.

Wie ist die Stimmung in Berlin für Olympische Spiele ab 2024?

Ich sehe viel Sympathie in der Bevölkerung, aber es kann nur funktionieren, wenn Berlin eine überzeugende Vision entwickelt: Für nachhaltige, ökologisch verträgliche Spiele in einer wunderbaren, spannenden Millionenstadt. Bei den politischen Parteien sehe ich keinen Widerstand, und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit wird nicht müde zu sagen: Berlin steht bereit. Die Stadt verfügt jetzt schon über eine hervorragende Infrastruktur, von den Sportstätten über den öffentlichen Nahverkehr bis zu großzügigen Hotelkapazitäten. Und irgendwann ist auch der neue Flughafen fertig.

Klaus Böger (67) ist seit 2009 Präsident des Landessportbundes Berlin. Von 1999 bis 2006 war der SPD-Politiker Senator für Bildung, Jugend und Sport in der Hauptstadt.

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