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Marcel Reif. TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Heynckes wird mit dem Meistertitel abtreten

Unser Kolumnist Marcel Reif legt sich schon auf den kommenden Meister fest - und hat keine Angst, für seine Prognose am Saisonende eventuell Spott ertragen zu müssen.

Wir sind wieder da, die Bundesliga und der sie begleitende Kommentar. Vorab, weil es doch ein Aufreger ist, ein paar Worte zu Jupp Heynckes und seinem angekündigten Karriereende. Eine Lame Duck, wie es in solchen Fällen immer heißt? Ach, der doch nicht, ach, nicht bei diesem Klub, doch nicht mit diesem Kader. Heynckes ist seinerzeit gekommen, um den FC Bayern zu entschleunigen, um das Pendel, das unter Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal unkontrollierbar durch bayerischen Raum und bajuwarische Zeit surrte, zu bremsen. Das ist ihm gelungen, die Mission ist erfüllt, wenn auch nicht mit den erhofften, erwünschten, in München obligatorischen Triumphen. Ja und, wenn schon. Nun ist mit Matthias Sammer die neue Zeit gestartet worden, die langfristig sein soll, da sagt sich Heynckes, dass er in seinem Alter keine Lust (und keine Zeit) mehr hat auf langfristige Planungen. Sollte nichts Dramatisches passieren, wo der Kader aus gestandenen, brillanten Profis vor ist, wo der Klub vor ist und nicht zuletzt Sammer vor ist, dann wird Heynckes voller Stolz und voller Würde gehen, und sie werden weinen in München.

Und er wird, da lege ich mich heute fest und werde auch bei Wiedervorlage meiner Prognose am Saisonende etwaigen Spott ertragen, er wird mit einem Meistertitel abtreten. Um es deutlicher zu sagen: Ich sehe den FC Bayern einen Tick gefestigter, weil erfahrener als den Meister aus Dortmund. Dessen Auftakt gegen Werder war gut, keine Frage, er war in gebotenem Maße unterkühlt, und das werte ich als Beleg, dass die Borussia es in dieser Saison auch ernst meint mit der Champions League. Das aber kostet Kraft, kostet Energie, benötigt Erfahrung, weswegen ich die Bayern, zumal gestärkt durch den Martinez-Transfer, vorne sehe.

Danach? Da braucht es schon viel mutige Phantasie, um einen weiteren Klub an der Spitze zu erwarten. Leverkusen, Schalke, Stuttgart, die werden ordentlich mitspielen, wie auch Hannover und Mainz, bei Werder aber habe ich schon meine Zweifel, so ohne stabile Abwehr. Bleibt zum Beispiel Wolfsburg, wo sie, da es anderswo nicht klappen wird, nicht klappen kann, immerhin mit 52 Spielern unter Vertrag eine eigene Meisterschaft mit vier Mannschaften plus acht Ersatzspielern austragen können.

Und unten, ganz unten? Fürth wird sich nicht halten können, auch nicht, bei aller Liebe zu den rheinischen Frohnaturen, die Fortuna aus Düsseldorf. Und um Platz drei bewerben sich die Herrschaften aus Sinsheim und die, oh doch ja, die aus Hamburg. Soweit meine Erwartung.

Und nun spielt's halt wieder Fußball, endlich wieder. Die Asche auf meinem Haupt am Ende der Saison, die kalkuliere ich sehenden Auges mit ein.

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